96 Boite : Köhlers Schwestern ein Manuskript entlehnte und es hartnäckig zurückbehält , hat den Abdruck dieser Reliquie hier unmöglich gemacht . Erinnert sei zum Schluss an die durch J . Bolte und Erich Schmidt aus dem Nachlasse herausgegebenen Aufsätze R . Köhlers über Märchen und lieder ( Berlin , Weidmannsche Buchhandlung , 1894 , vgl . unsre Zeitschrift IV , 98 ) , die mit den Kleineren Schriften innerlich zusammenhangen . K . Weinhold . Friedrich . Vogt , Die S chi e sis ch en Weihnachtspiele . Mit schmuck von W . Wislicenus , sowie 4 Gruppenbildern der Batzdorfer Weihnachtspiele . Leipzig , ß . G . Teubner , 1901 . 8 . XVI , 500 . 8° . Mit 2 Tafeln . ( Schlesiens volkstümliche Überlieferungen , Sammlungen und Studien der Schlesischen Gesellschaft für Volkskunde , gegeben von Friedrich Vogt , Band 1 . ) In reicher , geschmackvoller Ausstattung tritt die erste grössere Veröffentlichung der vor sechs Jahren begründeten schlesischen Gesellschaft für Volkskunde am Jahrhundertende vor den Kreis der Freunde deutschen Volkstums . Dass wir von Vogt eine wohldurchdachte , sorgsame Arbeit erhalten würden , stand zu erwarten . Er hat sich jedoch keineswegs auf eine saubere Edition der zahlreichen , durch die Mitglieder der Gesellschaft zusammengebrachten Texte beschränkt , sondern zugleich eine Rekonstruktion und Entwicklungsgeschichte geliefert , die wir geradezu als musterhaft bezeichnen dürfen . Hatte K . Weinhold 1853 in seinem grundlegenden Werke „ Weihnacht - Spiele und - Lieder in Süddeutschland und Schlesien " von dem germanischen Feste der Wintersonnenwende ausgehend die Weihnachtsfeier der christlichen Kirche des Mittelalters geschildert , um dann unter Einflechtung reicher unedierter Texte die volksmässigen Weihnachtspiele des 16 . —19 . Jahrh . durchzugehen und auch die Entwicklung des Weihnachtsliedes zu skizzieren , so disponiert Vogt sein Buch nach den drei Klassen der schlesischen spiele : 1 . Adventspiele , 2 . Spiele von Christi Geburt und 3 . Herodesdramen und Sternsingerspiele . Von diesen drei Arten wird nur die erste und dritte auch für sich allein aufgeführt , die Geburt Christi aber stets entweder mit dem besuche des Christkindes oder mit dem Dreikönigspiele vereinigt . Während die beiden letzten Stücke naturgemäss auf die Erzählung der Evangelien zurückgehen , liegt uns in den Adventspielen ein Stück germanischen Heidentums in christlicher Vermummung vor . Hier tritt ein bekränztes und verschleiertes Mädchen , welches das Christkind vorstellt , in die Häuser , um nach dem Fleisse und der Frömmigkeit der Kinder zu fragen , wobei ihm seine Begleiter , die Engel Gabriel und Immanuel , Petrus und Ruprecht ( auch Duprick oder Josef geheissen ) , Auskunft erteilen , und die guten Kinder mit Gaben aus seinem goldenen Wagen belohnen . Klar zeigt Vogt , nachdem er die verschiedenen Fassungen der schlesischen und der übrigen deutschen Adventspiele besprochen , dass diese nicht aus den von gelehrten männern in der zweiten Hälfte des 17 . Jahrhunderts bearbeiteten Adventspielen ( aus Altenburg , Görlitz , Nürnberg , Zittau u . s . w . ) erwachsen sein können , sondern nach Form und Charakter ins 16 . Jahrhundert zurückreichen . Dies Kinderexamen durch den heiligen Christ aber ist wiederum eine protestantische Umgestaltung der mittelalterlichen Nikolausspiele , in denen der Schutzpatron der Schüler an seinem Gedenktage durch Umzüge und Dramatisierung der auf ihn bezüglichen Legenden gefeiert wurde . Neben der Gestalt des kinderfreundlichen Bischofs Nikolaus lebt