Über die Bedeutung des Haselstrauchs .
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Haselstäbe getragen . Haselgerten werden in Holzheim in Schwaben von den neun Knaben geführt , die an den drei Sonntagen 'vor Pfingsten unter Hersagung eines Spruches von Haus zu Haus gehen ( Panzer 2 , 85 ) . In den Orten um Gmünd trägt zur Fastnacht der in Stroh gehüllte Butzeninann eine Haselrute in der Hand ( Birlinger , Volkstümliches aus Schwaben 2 , 23 ) . Bei der Kirchweih zu Altenmuhr in Mittelfranken am ersten Sonntag nach Jakobi geht eine Haselrute yon Tänzer zu Tänzer . Wer dieselbe gerade hat , während eine von der Tanzlinde hängende brennende Lunte fällt , bekommt einen der am Baum hängenden Preise ( Panzer , Bayerische Sagen und Bräuche 2 , 243 ) . Die Pranger - oder Reifstangen , die im burgischen vom Juni bis zum Erntefest bei den feierlichen Umgängen um Felder und Wiesen zu ihrem Gedeihen und Schutz getragen werden , stehen aus einer geschälten Fichten - oder Tannenstange , um welche eine Haselrinde herumläuft , in die abwechselnd Bergblumen und grüne Blätter gebunden sind ( M . Eysn in Zeitschr . d . Vereins f . Volkskunde X , 90 ) .
Eine besondere Stärkung gewinnt die alte religiöse Bedeutung des Haselstrauchs bei den Germanen aus einer altschwedischen Runenschrift auf einem Grabsteine von Rök in Östergötland , der in den Anfang des 10 . Jahrhunderts gesetzt wird , worauf die Worte y nd go an ar hçsli stehen , die zu den Worten und jardar h o sin in einem Gedicht des isländischen Skalden Hallvardr Háreksblesi um 1030 stimmen . Nach übereinstimmender Deutung von Konrad Gislason und Sophus ßugge1 ) wird hier die Hasel als Weltbaum bezeichnet an Stelle der gewohnten Esche .
Doch bedeutenderes noch lässt sich für die sakrale Bedeutung der Hasel anführen . Ihre Stauden haben in den altgermanischen versammlungen und in den Kampfordnuugen eine wichtige wendung zur Umhegung des unter göttlichen Schutz gestellten Platzes , auf dem das Recht , sei es durch Urteil , sei es durch die Waffen , gefunden werden sollte . Der Gott über Kampf und Recht war bekanntlich in ältester erkennbarer Zeit der allgebietende Himmelsgott Tius . Ihm muss die Hasel ursprüglich geweiht gewesen sein ; ihre Übertragung auf den Donnergott Thonar - Thórr ist bei der Abzweigung eines besonderen wittergottes und bei dem Zurücktreten des Tius geschehen .
Genaue Schilderungen der Haselung der Dingstatt bieten die nordischen Sagas . Die Egilssaga beschreibt Kap . 56 , § 42 die Einrichtung der Gerichtstätte auf der Insel Gula in Nordhçrdaland für den verband des Gulathing . Auf einem ebenen Felde ( vçllr slettr ) war ein Kreis durch Haselstangen ( heslistengr ) abgesteckt , die von aussen mit Schnuren umzogen waren , die man heilige Bänder ( vébçnd ) hiess . In diesem Ringe sassen 36 Richter , 12 aus jedem der drei vereinigten Fylki (
1 ) S . Bugge , Studien über die Entstehung der nordischen Götter - und Heldensage , •deutsch von Brenner . S . 530 . München 1Ö & 5 ) .