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ßoediger :
sager — merkwürdig die Enthauptung als Strafe ! — und andere Gauner , über allerhand ans Heidentum gemahnende und gespenstische Wesen : Holden und holden , Bilwisse , Nachtfahren und Nachtfrauen , Maren , Truten ( Alpe ) . Die saligen Fräulein werden als felices dominae hier zum erstenmale ausdrücklich genannt ; man rüstet ihnen zur Nacht einen Tisch mit Speisen . Verschiedene Arten von Zauber und Aberglauben stehen mit religiösen Cärimonien und Anschauungen in Verbindung : Zauber mit der Hostie , Parodien der Taufe , das Totbeten ( mortbeten ) u . s . w . Zum Zauber mit Wachsbildern wäre noch auf unsre Zeitschrift 9 , 332 f . zu verweisen . Behufs der Weissagung werden Fingernägel , Schwerter , Wasser , Knochen beschaut ; ein Verfahren mit Schafschädeln wird nicht klar . An der Stelle , die vom Ersatz des herausgenommenen Herzens durch Stroh handelt , scheint mir noch ein zweites erwähnt zu sein , das Sch . nicht heraushebt : de palea pro corde , quod puer sit mutalus — das Verwechseln der Kinder , worauf auch eine später erwähnte Äusserung führen dürfte . Sie bleibt leider , wie so manche andere , dunkel , weil diese Predigten nicht völlig ausgearbeitet sind , sondern nur Anhaltspunkte für das Gedächtnis geben und sich nicht selten mit Stichworten begnügen . Neben das Niederwerfen des Handgeldes , des ersten Erlöses , durch den Verkäufer stellt sich das nicht wähnte Bespeien . Über den A . ngang sagt Berthold u . a . : Si occurrit sanctus sacerdos , timet malum ; si canis immundus , scabiosus , sperat bonum . — similiter , si lupus et lepos . Sch . hält den unreinen , räudigen Hund für identisch mit dem Wolf , gegen sich doch similiter sträubt .
Eine höchst lehrreiche und anziehende Erörterung von 15 Seiten wird den Namen der Betonica officinalis und ihrer Rolle im Aberglauben gewidmet . Sie ergiebt , dass im Grunde nichts volkstümlich Deutsches daran ist , was Sch . denen warnend vorhält , die den Aberglauben zur Grundlage der Mythologie machen möchten . Der Glaube an die Wirkungen der Betonica wurzelt in der antiken Gelehrsamkeit . Ähnlich stehts mit dem Glauben an die Kräfte von Steinen , deren Berthold ebenfalls gedenkt . Hier hätten S . 98 die Steinbücher herangezogen werden können , was nur S . 53 f . geschehen ist . Merkwürdig ist der stählerne Schild im Weinberg als Abwehr von Unwetter .
Zu den litterarischen Gebieten leiten uns andere Excerpte hinüber . Im schluss an sie sind S . 56—89 die Klassen der Spielleute und ihre Bezeichnungen sorgsam untersucht worden . Von einigen Bedenken , die ich hege , erwähne ich nur , dass in ahd . scern das n nicht wurzelhaft sein kann , weil das Verbum scerôn und scherzen , scherz , scharz davon abzutrennen wirklich kein Grund vorliegt und wir an lat . scurra , griech . crxa'pw und xópòc . ^ , skr . kürdati unzweifelhafte Verwandte besitzen ( E . Zupitza , Die german . Gutturale 155 ) . Sie führen aber alle auf die Grundbedeutung Springer , Tänzer , nicht Karrikierer , antarâri , wozu stimmt , dass in den ältesten Stellen scirno als Glosse für scurra dient , das zugleich durch tamari wiedergegeben wird , d . h . eben Springer , Tänzer . Vgl . auch thymelicus scirno . Ferner kommen zur Sprache Volkslied und Volksepos , — Crimhilt , Chreimhilda , mit dem treffenden Beiwort amara , in der milderen Auffassung der späteren Zeit ; mit dem rumor de Ditrico , der nur aus aliquibus verbis besteht , kann schwerlich Eckenlied oder Laurin gemeint sein , sondern nur eine kürzere Ballade — , der starke Boppe ( wichtig ! ) , märchenhafte Züge , Sprichwörter und Redensarten , die der Tierfabel nahe stehen , und andere . Qui amant bella , moriuntur gladio verdiente als Sprichwort bezeichnet zu werden : es specialisiert den Spruch „ Wer sich in Gefahr begiebt , kommt darin um " . Adolescens arbor a principio in aliam partem flex a rix unquam in contrarium flecti potest hat nicht den Sinn „ Was ein Häkchen werden will , krümmt sich bei Zeiten " , sondern von „ Jung gewohnt