Kleine Mitteilungen .
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meeres kam , erklärt vielleicht auch , warum an deutschen Kultorten die „ kröte " , die doch nie in Süddeutschland ( ausser Cistudo lutaria ? ) einheimisch war , in Wachs geopfert wird . Der Künstler ( Wachszieher , Lebzelter ) stellte sie nach der Form des kupfernen Küchen - Models her , welches die importierte Schildkröte darstellt . Die vom Eisenschmied hergestellten Votivkröten aber sind fast schliesslich nur einheimische Kröten ( Krotten , Brotzen , Höppin , Metz ) [ Rana buffo ] ; d . h . das Schildkröten - Votiv ist importiert , das Kröten - Votiv dagegen einheimisch .
Ein anderes Napfkuchen - Model dieser Sammlung aus der bayerischen Hofküche zeigt auf seinem Grunde auch eine Weiberfratze ; es ist dies vermutlich die Frau Bäbe , Baba , oder das dieser exogenen Dämonin dargebrachte Kuchenopfer . ( Über Baba siehe Schöppner , Sagenbuch T , 200 . Ztschr . f . österr . Volkskunde 1896 , 218 . Spiess , Idiotikon , 18 . Weinhold , Schles . Wörterbuch , 7 . Schmeller I , 190 . quell II , 149 . Archiv f . Religionswissenschaft 1900 . Bavaria III , 295 . Scheible , Kloster IX , 70 . Verhandl . d . Berliner Anthropolog . Gesellschaft 1898 , 389 .
M . Höf 1er .
Ein uckermärkischer Brauch hei der Brautwäsche .
In Joachimsthal in der Uckermark herrscht noch folgender Brauch : Wenn die Brautwäsche für ein junges Paar gewaschen ist , so wird der Trockenplatz reich mit Kränzen und Gewinden geschmückt , ehe das erste Stück Wäsche über die Leine gehängt wird . Später tritt dann die älteste Waschfrau auf die Braut zu und spricht :
Ich habe vernommen ,
Dass die Jungfer Braut ist gekommen .
Wir haben der Jungfer Braut ihre Wäsche gehangen
Sie wird sie empfangen ,
Und wird sie so erhalten ,
Wie sie ihre Mutter hat gehalten .
Nehmen Sie mir es übel ,
So nehme ichs Ihnen gern wieder vom Stiebel .
Die Jungfer Braut soll leben Und der Herr Bräutigam daneben !
Yivat hoch , hoch , hoch !
Dann geht alles im langen Zuge um den Trockenplatz herum ; voran die Braut mit ihrer Familie , dann die Waschfrauen und wer etwa sonst bei der Wäsche hilflich gewesen ist . Dabei wird nach den Klängen einer Ziehharmonika gesungen :
Schürt den Ketel ut ,
Dat is mine Brut ;
Soll sie dat nich sin ,
Schleit der Kuckuck drin ,
Backebeern und Klüte .
Endlich wird unter der flatternden Wäsche ein Tänzchen veranstaltet , und die Braut muss den Waschfrauen zutrinken und ein Trinkgeld spenden .
Ich wüsste den hübschen Brauch bis jetzt nicht in anderen Teilen unseres Vaterlandes nachzuweisen und wäre für jede weitere Nachricht dankbar .
Würzburg . Robert Petsch .