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Meyer , Mucke :
mit der Abneigung gegen ein heiliges Tier der Heiden zusammenhängen mag ( vgl . allg . S . 161 f . ) , so haben die christlichen Missionare gegen das Verzehren von Pferdefleisch geeifert , weil das ein Opferessen gewesen war ; und wie ein keil - inschriftlicher Name ( S . 348 ) lautet : 'Adonis ist mein Fels' , so verleiht noch Christus dem Petrus seinen Namen , Wie denn überhaupt die theriophoren namen der Semiten , die ß . bespricht , durch typische Übereinstimmung und weichung den indogermanischen gegenüber besonders interessant sind . Andere Züge der Yolkssage , in denen sie sich mit der Mythologie berührt , sind die Entrückung in den Himmel ( S . 102 ) ; die Adonisgärten , gleichsam ein Gegenbild zu den christlichen Krippen als Mittel der symbolischen Theophanie ( S . 131 ) ; das Auferstehungsfest als Vorbild des Osterfestes ( S . 133 ) ; die merkwürdigen Ernte - Trauerbräuche ( S . 163 ) . Auch auf die Wichtigkeit der Fristbezeichnung 'am dritten Tage' ( S . 407 f . ) sei hingewiesen .
So ist es klar , dass das umfängliche Werk trotz prinzipiellen Widerspruches z . B . gegen Frazer ( S . 165 Anm . ) weder von der Volkskunde zu lernen noch sie zu bereichern versäumt .
Berlin . Richard M . Meyer .
G . Schwela , Lehrbuch der niederwendischen Sprache . Erster Teil : Grammatik . Kottbus , Selbstverlag , 1905 . 103 S . 2 , 40 Mk . — Zweiter Teil : Übungsbuch , ebd . 1911 . 127 S . 2 , 40 Mk . ( Adresse des Yf . : Nochten bei Boxberg , Ober - Lausitz , Prov . Schlesien . )
Das Lehrbuch der niederwendischen Sprache von Schwela verdient auch in dieser Zeitschrift angezeigt und besprochen zu werden ; denn die Forscher auf dem Gebiete der heimatlichen Volkskunde werden es gar nicht selten bei ihren Studien mit vielem Nutzen gebrauchen können , da die verschiedensten volkskundlichen Erscheinungen in der Mark Brandenburg auf altwendischen Sitten und Gebräuchen beruhen und viele Orts - , Flur - und andere Namen nur mit Hilfe der wendischen Sprache richtig erklärt werden können .
Die Schwelasche Grammatik behandelt die niederwendische Schriftsprache der Gegenwart , wie sie sich auf Grund der Bibelübersetzung des Fabricius ( 1709 ) und Fryco ( 1796 ) aus dem zentral gelegenen Kottbusser Dialekt herausgebildet hat ; der Verfasser hat sie aber in allen ihren Formen an der heutigen Volkssprache jenes Dialekts nochmals geprüft , veraltete Formen , falls sie mit herangezogen werden mussten , und Germanismen , die sich in die Sprache eingeschlichen haben , überall als solche bezeichnet und fehlerhafte Bildungen und Wendungen wenig sprachkundiger Schriftsteller , wo nötig , gerügt , sonst aber unbesprochen gelassen mit Rücksicht auf den Umfang des Buches und die , für die in erster Linie die Grammatik bestimmt ist . Sie zerfällt in vier Hauptteile : Lautlehre , Formenlehre , Wortbildungslehre , Satzlehre . Die ganze Darstellung ist tadellos , alle Regeln sind klar und deutlich gefasst , mit kurzen Worten : Schwelas Grammatik ist ein liches Lehrbuch für alle diejenigen , die die niederwendische Sprache erlernen oder sich in ihrem richtigen Gebrauche festigen wollen , und ein vorzügliches schlagebuch für diejenigen Gelehrten , die sich ohne viel Mühe und Kosten über die Laute und Formen dieses in vieler Hinsicht überaus interessanten Idioms orientieren wollen .