Glaube und Brauch bei Tod und Begräbnis der Romanen im Harbachtale . 163
19 . Wenn sich die sächsische Glocke mit der romanischen begegnet , d . h . ^wenn sie zusammen anschlagen . Dies kommt sehr selten vor , da die Romanen " viel früher zur Kirche läuten als die Sachsen .
20 . Wenn man vom Pflügen träumt oder frischen Gräbern oder trübem Wasser oder ausgelöschter Kerze oder einem schwarz gekleideten Menschen oder von ausfallenden Zähnen .
21 . Wenn 13 bei Tische sitzen , darf man sie nicht zählen , man darf es nicht beachten oder muss noch ein vierzehntes Gedeck auf den Tisch tun , sonst stirbt einer von den Dreizehn [ W . § 293 ] .
22 . Wird der Tote lange nicht starr , so stirbt , noch jemand aus der Familie [ W . § 298 ] .
23 . Sterben aus einer Familie zwei , so rufen sie auch den Dritten nach .
24 . Die Bank , auf der der Tote gelegen , muss , sobald der Tote getragen worden , umgestülpt werden , mit den Füssen nach oben , sonst stirbt noch jemand aus der Familie [ W . § 737 ] .
25 . Wenn das Auge zuckt , stirbt ein Verwandter .
26 . Wenn ein Auge des Toten olfen bleibt , glaubt man , er sehe sich im Zimmer nach jemandem um , den er sich mitnehmen wollte . Mit dem schlossenen sehe er auf den Weg , den die Seele wandeln sollte [ W . § 298 ] .
27 . Bleibt der Mund offen , so glaubt man , er rufe jemanden mit . Er kann aber auch nur um Verzeihung bitten oder etwas de pomeane verlangen . Es ist immer gut , wenn man den Mund gleich mit einem Tuch zubindet [ W . § 298 ] .
28 . Eine Frau oder Braut darf nie an einem Fuss bekleidet und mit dem andern barfuss gehen , sonst stirbt der Mann oder Bräutigam .
Dieser Schuhaberglaube findet sich auch in folgendem Märchen :
In Alzen ging einmal vor vielen , vielen Jahren eine Frau in den Wald , zum Nachtmahl Erdbeeren zu suchen . Ihr Mann arbeitete im Hof und war ganz gesund . Als sie in den Wald kam , drückte sie ein Schuh , sie zog ihn aus , stellte ihn unter einen Strauch und ging weiter . Ein Hase bemerkte dies und wollte sie warnen , lief ihr über den Weg und rief :
Wie viel Auen , so viel Kreuze ,
Dass du gerne immer nur möchtest gehen ,
Aber den Schuh musst du ausziehen .
Die Frau verstand ihn nicht , erschrack aber sehr und begann zu laufen . Als <der Hase dies sah , verwunderte er sich über die dumme Frau , die sich vor einem Hasen fürchtete , und ging zum Fuchs , ihn um Rat zu fragen , denn er wollte ja ihren Mann vor dem Tod bewahren . 'Denke dir , Gevatter , die dumme Frau fürchtet sich vor mir und versteht nicht , dass ich ihr Gutes will . Komm , vielleicht versteht sie dich . ' Der Fuchs ging der Frau entgegen und rief :
Grüne Blätter von der Tann ,
Es wird sterben dir dein Mann .
Nun erschrak die Frau noch mehr und fing an , heimwärts zu laufen , ohne des Fuchses Worte zu verstehen ; im Laufen verlor sie aber zum Glück den Schuh .
Nicht der Gesang dieser beiden harmlosen Tiere hatte sie so sehr erschreckt , sie verstand ja die Sprache der Tiere gar nicht , sondern die Furcht vor ihnen war so gross , dass sie gar nicht mehr an die Schuhe dachte und barfuss ausser
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