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Polívka :
Berichte und Biicheranzeigen .
Neuere Arbeiten zur slawischen Volkskunde .
3 . Russisch in den Jahren 1909—1911 .
( Vgl . oben 19 , 441—457 . )
Zur Geschichte der russischen Volkskunde liefert B . Sokolov einen trag mit seinem Aufsatze 'Gogol als Ethnograph' ( Etnograf . Obozr . 81—82 S . 59—119 ) und stellt auf der Grundlage des Briefwechsels und der Notizblätter des grossen Dichters fest , welches tiefe Interesse er anfangs seiner engeren kleinrussischen Heimat , allen ihren Überlieferungen , besonders den Liedern und Gebräuchen , und vom Jahre 1836 an auch dem grossrussischen Volksleben bis zu Sprichwörtern und lexikographischen Arbeiten entgegenbrachte , wie er beide Zweige des russischen Volkes , den südwestlichen und den nordöstlichen , 'die Schätze ihres Geistes und Charakters' umfasste ; diese Studien bezweckten mehr als eine Materialsammlung für seine poetischen Werke . Gogol trug sich , wie bekannt , mit verschiedenen wissenschaftlichen Plänen und dachte noch gegen das Ende seines zu früh brochenen Lebens an ein ethnographisch - geographisches Werk über Russland . — Teilweise mit demselben Gegenstande beschäftigt sich K . Ne viro va , der in den Mitt . der Ukrain . Ges . der Wiss . in Kiew 5 , 27—60 die Motive der kleinrussischen Dämonologie in Gogols Erzählungen aus dem kleinrussischen Leben stellt . — Das Verhältnis dieser Erzählungen zum Leben des kleinrussischen Volkes bespricht noch Vlad . Danilov in dem 'Sbornik' , den die 'neurussische'Universität in Odessa 1909 aus Anlass der hundertjährigen Geburtsfeier des Dichters gab . — Der zu Ehren des Jubiläums der dreissigjährigen literarischen Tätigkeit des Prof . Nik . Sumcow herausgegebene 18 . Bd . des 'Sbornik' der histor . - philolog . Gesellschaft in Charkov ( 1909 , XXXIII , 563 S . ) enthält u . a . eine Bibliographie der Schriften des Jubilars . - - Notiert sei noch eine biographische Skizze des stellers S . V . Maksimov ( 1831—1901 ) von VI . Bogdanov ( Etnograf . Obozr . 88 bis 89 , 241 ) .
Allgemeine ethnographische Schilderungen sind ziemlich selten . J . losin beschreibt in den 'Materialien zur Ethnographie des Astrachanschen Landes' ( ¿iv . Star . 19 , 54 ) die längs des Flusses Achtuba gelegenen Dörfer , welche teils im 18 . Jahrhundert , teilweise auch später , von Grossrussen und Kleinrussen besiedelt wurden . Eingeschaltet hat der Verf . einige unter der Bevölkerung breitete Überlieferungen , besonders Reste alter Heldenlieder . — Aus dem lasse des bekannten Schriftstellers A . Ertels ist die Skizze 'Ein Dorf aus Samara' abgedruckt ( Etnograf . Obozr . 86—87 S . 130—166 ) ; einige historische , lyrische und Hochzeitslieder sollen zeigen , dass die Volkspoesie stark durch verderbliche flüsse zersetzt und die alte Schöpfungskraft unterbunden ist . Gleichfalls verfallen auch die 'alten' Märchen der Vergessenheit ; indes ist die S . 154f . abgedruckte Fassung des Märchens von den neidischen Schwestern ( Grimm KHM . Nr . 96 . Köhler Kl . Sehr . 1 , 565 f . Nr . 12 ) glänzend erzählt und steht den von Sadownikow 1884 herausgegebenen Märchen aus dem Gouv . Samara nicht nach ; nicht weniger gelungen