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und reiner Sittlichkeit in den alten Prophetenerzählungen nach ; er zeigt aber auch , wie in den Prophetenschulen Anekdoten und Wundergeschichten über die grossen Meister in Fülle geprägt und in Umlauf gesetzt wurden und wie sich endlich die individuelle Frömmigkeit eines Arnos in scharfen Gegensatz zu den propheten stellte und damit die Reihe der religiösen Heroen eröffnete , deren grösster Jeremias war . Was den dritten Band anlangt , so seien unsere Leser auf Volz' Ausführungen über die Spruchdichtung der Völker ( II . Abt . S . 94ff . ) und auf die stilistischen Abschnitte von Stärks Psalmenkommentar hingewiesen . — Wir werden über den Fortgang des Werkes fernerhin berichten .
Liverpool . Robert Petsch .
M . Haberiandt , Österreichische Volkskunst . Wien , J . Löwy 1911 . I . Illustr . Textband , XIV , 164 S . Gr . 4° . II . 120 Tafeln ( 36x27 , 5 cm ) und erklärungen ( 39 S . ) . 120 Kr .
Dieses grosse Werk gibt einen recht ausführlichen Überblick über einen grossen Teil des vom Verfasser begründeten Museums für österreichische kunde in AVien . Es enthält nicht die Sammlungen der Volkstrachten und die Bauernstuben in ihrer Gesamtheit , wenn auch Bestandteile von beiden zahlreich genug behandelt und abgebildet sind . Es liegt mir fern , mit dem Verfasser über diese Unterlassungen zu rechten , denn er bietet auch so genug des Schönen und Wertvollen , aber ich hoffe doch , dass er die beiden übergangenen Gebiete als Erzeugnisse der " V olkskunst anerkennt . In der Einleitung , die recht ausgiebig ist , werden die verschiedenen Auffassungen des Begriffs Volkskunst behandelt . Es wird auf ihren Zusammenhang mit der Volkskunde hingewiesen und ihr Verhältnis zur hohen Kunst treffend verglichen mit den Beziehungen , die zwischen Mundarten und Schriftsprachen bestehen ( S . 2 ) . Man kann auch nicht sagen , dass zu irgend einer Zeit die Volkskunst sich von der Kunstentwicklung abgetrennt habe , sondern artige Abzweigungen sind bei den verschiedenen Völkern zu sehr verschiedenen Zeiten eingetreten , ja viele Völker stehen noch , heute durchaus auf dem punkte der alten und ursprünglichen Volkskunst . Die einzelnen Erzeugnisse der Volkskunst können auch in verschiedene Entwicklungsstufen der Produktionslehre : Hausüeiss , Hausindustrie , Handwerk fallen , insofern als die Hauptmerkmale der Volkskunst — Gebundenheit an die Überlieferung und Allgemeinverständlichkeit — sich auf allen diesen Stufen vorfinden . Die Volkskunst ist vielfach an festliche Anlässe , an die Erotik und an die religiöse Empfindung geknüpft .
Nach diesen für die Volkskunst im allgemeinen , nicht nur für die europäische , gültigen Betrachtungen ( S . 1—11 ) geht der Verf . über zu den besonderen Zügen der österreichischen Volkskunst ( S . 11—24 ) . Eine Gruppierung der betreffenden scheinungen lässt erkennen , wie sowohl alte Kulturzusammenhänge als auch völkische und geographische Besonderheiten hier wirksam sind . So erscheinen das deutsche Alpengebiet , der Süden , der Südosten , die Sudetenländer und die Karpathenwelt in bezug auf Volkskunst als verschieden geartete Gruppen . Das nähere über diese Unterschiede ist dann ausführlicher in den stofflich angeordneten abschnitten : I . Volkstümliche Textilien , II . Keramik , III . Glasarbeiten , IV . Holzarbeiten , V . Arbeiten in verschiedenem Material gesagt .
Der Abschnitt über Textilien , d . h . Webereien und Stickereien , wird durch 37 zum Teil farbige Tafeln einschliesslich der Perlenarbeiten erläutert . Auffallend
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