Protokolle .
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einem früheren Vortrage desselben Redners ( s . oben 21 , 316—317 ) ausführlicher gesprochen worden . Übrigens findet sich schon bei Homer die Sitte erwähnt , , den Toten mit den Füssen zuerst aus dem Hause zu tragen . Auch in der deutschen Y Olksüberlieferung finden sich noch Spuren alten Seelenglaubens und Totenkultes vor , die einmal im Zusammenhange behandelt werden sollten . In der schliessenden Besprechung des Vortrages wies der Vorsitzende auf die jüngst erschienene Arbeit von Wolf von Unwerth , Untersuchungen über Totenkult und Odinnverehrung bei Nordgermanen und Lappen ( vgl . oben S . 213 ) , hin und bemerkte , dass die in griechischen Gräbern gefundenen Miniaturpferde auch als Besitzsymbole gelten könnten , nicht nur als Reittiere der Seelen , damit sie schneller an ihren stimmungsort gelangten . Hr . Geh . Rat Fri e del erinnerte daran , dass A . Kuhn bereits die norddeutschen Totenbräuche zusammengestellt habe und dass der Totenpfennig durch Gräberfunde auch für Deutschland belegt sei ; seine Deutung sei eine doppelte , Reisegeld oder sinnbildlicher Abkauf des Besitzes , doch sei die letzte vorzuziehen . Hr . Prof . Dr . Bolte bemerkte , dass Feilberg die griechischen Anthesterien mit einer nordischen Totenfeier verglichen habe . Schliesslich wurden die Volksanschauungen über die Überfahrt der Totenseelen erörtert . Hierzu wurden von mehreren Seiten Beispiele für das hohe Alter und die weite breitung dieses Volksglaubens beigebracht , so u . a . von Prof . Dr . Gr essmann für Palästina und von Frau C . Sei er für Mexiko . — Frau Direktor Sei er besprach dann unter Vorlegung zahlreicher Photographien ihre z . Zt . aus 48 Stücken bestehende Sammlung von europäischen Rückentragkörben , hier Kiepen genannt . Diese Körbe sind teils von runder , teils von viereckiger Form . Zwischenstufen gibt es in Krossen - Schwiebus . Die viereckige Form deutet nach Frau Seiers Meinung auf slawischen Untergrund in der Bevölkerung hin . In Weinbau den Gegenden finden sich Körbe mit langem Rückenstück . Der Stoff ist schieden , ebenso die Befestigungsart . Sehr fein geflochtene Körbe gebraucht man in Thüringen und Franken . Im Gebirge sind solche Körbe sehr gebräuchlich , dagegen nicht an der Wasserkante . In Rheinland - Westfalen sind sie bekannt und in Münster durch das sog . Kiepenkerl - Monument künstlerisch verewigt . Wichtig sind die verschiedenartigen Benennungen dieser Körbe : Kiepe bei uns , Hotte im Elsass und Württemberg , Kirm an der Donau , Kitze in Thüringen , Ketze ( Kötze ) in Heilbronn , Lische in Pommern , ferner Reff , Krette und Zainkorb . Hr . Geh . Rat Priedel wies auf die entsprechende 'Kraxe' der Gebirgsbewohner hin und klärte den modernen Rucksack für einen umgewandelten Rückentragekorb . Hr . Rektor Monk e machte auf eine havelländische Sage aufmerksam , in der ein steinernes Kreuz mit einem abgebrochenen Arm als versteinerte Semmelfrau mit . einer Kiepe auf dem Rücken erklärt wird . Hr . Oberlehrer Dr . Ebermann wies auf den bei Wuttke [ § 586 ] erwähnten Volksaberglauben im Erzgebirge , Vogtland und in Thüringen hin : Kommt eine Frau mit einem Tragkorbe in die Stube , in welcher ein Kind unter sechs Wochen liegt , so muss man einen Span vom Korbe schneiden und in die Wiege legen , sonst trägt sie des Kindes Ruhe mit fort Frau Prof . Di eh le gab dann noch eine Anzahl auf die Kiepe bezüglicher tümlicher Redewendungen und Sprichwörter zum besten .
Freitag , den 17 . Mai 1912 . Vorsitz Geh . Rat Roediger . Hr . Prof . Dr . Bolte legte fünf Schafknöchel aus der Gegend von Wien vor , die zum Kinderspiel nutzt worden , sind und verweist zum Vergleich auf die oben 16 , 46 und 17 , 85 von . El . Lemke und ihm gesammelten Nachrichten über das von alters beliebte Fang - steinchenspiel der Kinder , genannt Fassein , Wispeln , Grappschen usw . Dann hielt Hr . Edgar Waiden einen mit Lichtbildern erläuterten Vortrag : Ethnographische Studien im Bismarck - Archipel und heimische volkskundliche Analogien . Zur Ein -