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Häberlin :
steht der steinerne Tränktrog ( 'Nöst' ) * ) . Die menschlichen Exkremente gelangen ebenfalls in die Gröpe . Der Kuhmist , der vom November bis 12 . Mai ( Altmai ) aufgestallten Tiere wird in eine Grube ( 'Potstal' ) gekarrt und von dort aus im Frühjahr zu Deë verarbeitet . Dicht neben dieser grube und mit deren Sohle durch einen Kanal verbunden ein flaschenförmig gemauerter Edel - suë , der die vom Mist auslaufende Flüssigkeit aufnimmt . Die flüssige Jauche kommt durch Gröpe in die unmittelbar vor dem Stall liegende Jauchegrube ( 'Edelloch' ) , dort wird das Feste noch herausgeholt , das Flüssige kommt durch einen unterirdischen Kanal ( 'Edelsil' ) nach einem die Werftbasis eine Strecke weit umziehenden Graben ( 'Edel ( g ) rov' ) . Vom Edelgrov wird durch ein weiteres Sil ein Abfluss nach einem der zahlreichen Priele hergestellt , durch dessen Ebbe - und Flutströmung eine auskömmliche Wasserspülung nach dem Meere erzielt wird .
Oft läuft auch ein Priel so nahe an der Werft vorbei , dass das Edelsil direkt in diesen geleitet werden kann . ( Es ist zu bemerken , dass ansteckende Krankheiten so gut wie gar nicht vorkommen ; ich habe in elf Jahren nur von einem ( eingeschleppten ) Typhusfall gehört , der völlig vereinzelt blieb ) . Vom Schafstall aus führt eine Trepp'e nach dem Boden durch eine falltürverschlossene Öffnung ( 'Beenlök' ) .
Das Dach ( 'Tage' ) ist , wie Abb . 6 zeigt , sehr hoch . An beiden Schmalseiten abgewalmt , ganz wie das Föhringer Haus , wo diese konstruktion 'Kröpel anj' = Krüppelende heisst ( vgl . den Fachausdruck Krüppelwalmdach ) . Das Sparrenwerk weist jederseits einen langen verlaufenden Balken auf ( 'Schwert - late' ) , der dem Yerschieben der struktion durch Winddruck wirksam entgegenarbeitet . Die obersten Querhölzer heissen 'Haone bulke' ( Hühnerbalken ) .
Zum Eindecken wird Schilf ( 'Reet' ) benutzt , am First mit stücken ( 'Törwe' ) bedeckt , die mit Holzpflöcken befestigt sind . Der innere Winkel zwischen Dach und Dachboden heisst 'Ögling'2 ) . Der Winkel aussen zwischen Hausmauer und Dachüberstand heisst 'ös' , die Dachtraufe 'ös - lak' . Der Dachstock hat an jeder Giebelseite zwei lange , schmale Fenster , an der Seite über dem Stall eine mit Holzladen schlossene Luke ( 'jöggel' ) . Das Einbringen des Heues geschieht durch diese Luke . Die Heuernte ( 'föder - bericht' ) beginnt am 24 . Juni und muss am 24 . August beendigt sein . Das Heu wird in Laken auf dem Kopf getragen ( s . Abb . 11 ) , da ein WTagenverkehr der vielen Priele wegen unmöglich ist . Auf dem Dachboden wird es sehr fest verstaut , in den
1 ) Diese Steintröge sind weit verbreitet auf den Inseln und den Festlandmarschen . Die meisten sind ehemalige Särge und tragen z . T . noch Skulpturen , z . B . der im Friesenmuseum Föhr . Sie wurden im 12 . Jahrhundert aus dem Rheinland eingeführt ( Handelmann , Zs . der Ges . für Schlesw . - Holst . - Lauenburg . Gesch . 13 ) . Auf den Halligen sah ich öfter sehr lange schmale Tröge , die nicht als Särge gedient haben können .
2 ) Der Güte von Hrn . Dr . K . Brunner verdanke ich die Mitteilung , dass in Litauen dieser Winkel Okel heisst .