408 Boite , Reichhardt :
Grossvatertanz ; die meisten Nummern aber stammen erst aus der zweiten Hälfte des 18 . und der ersten des 19 . Jahrhunderts . Es sind nämlich durchweg tänze oder Bunte , d . h . Quadrillen , Tänze von vier in einem Viereck aufgestellten Paaren , wie sie erst seit jener Zeit aufkamen , keine Überreste alter Reigen , die uns vielmehr in unseren Kinderspielen begegnen . In ihrem Aufbau zeigen sie eine grosse Ähnlichkeit ( 3 oder 4 Teile von je 8 oder 16 Takten ) , mannigfach sind dagegen die bei jedem 'Durclispiel' ( es kommen 8 bis 17 Durchspiele vor ) üblichen Tanzilguren , die von den Herausgebern genau beschrieben werden . Öfter singt man zu den Tanzweisen bestimmte Texte , z . B . nr . 14 'Wenn hier so'n Pott mit Bohnen steiht' , die uns einen Fingerzeig für die Herkunft der Melodien geben ; mehrere Tänze sind aber bodenständig , sie rühren von den Heidekomponisten her , von denen Kück S . 16f . mehrere namhaft macht und abbildet ; dies sind keine fahrenden Musikanten , sondern sesshafte Spielleute , die ihre Weisen für ein kleines Orchester von 6—7 Mann selber setzen . Yon Rundtänzen erscheinen nur zwei , da Kück die übrigen für eine spätere Publikation zurückgelegt hat .
Ein noch reicheres Bild entrollen die von dem Kopenhagener Verein zur Förderung des Volkstanzes herausgegebenen Melodien und Beschreibungen dänischer Volkstänze : 'Melodier til gamie danske folkedanse , udgivet af Foreningen til folkedansens fremme' 1—2 ( K0benhavn , Wilh . Hansen o . J . 23 - f 23 S . 4° , je 2 Kr . ) und 'Beschreibungen alter dänischer Volkstänze , hsg . von Foreningen til Folkedansens Fremme , übers , von Ad . Herrmann' 1—2 ( ebd . 1911 . 37 + 28 S . 8° ) . Denn hier hat nicht nur Jütland , sondern auch die dänischen Inseln bis nach Bornholm 55 Tänze verschiedenster Form geliefert , deren Namen schon auf ihre teilweise ausländische Herkunft hindeuten . Neben dem Siebensprung erscheint Mallebrock ( Marlborough ) , Vetter Michel , der alte Berliner , der kleine Hamburger , ein Juden - , ein Kesselflicker - , ein Hutmachertanz , französische und spanische Weisen . In mehreren Nummern geht der 2 . oder 3 . Teil in anderer Tonart oder anderem Takte ; die Tanztouren und Schritte sind , nach der Beschreibung zu schliessen , bisweilen ziemlich künstlich und müssen ein anziehendes Bild gewähren . Wie der Übersetzer berichtet , haben sich bereits mehrere deutsche Turnlehrer und Turnlehrerinnen um die Einübung dieser Tänze bemüht . Möge das zugleich ein Ansporn für Sammlung unserer heimischen Dorftänze sein !
Berlin . Johannes Bolte .
Volkstümliche Redensarten ans der Grafschaft Hohenstein .
1 . 'Dr Past'r von Kliesingen . ' — Ist die Bezeichnung für 'Niemand' , eine nicht lebende Persönlichkeit . Das Dorf Kleysingen hatte ehedem Kirche und Pfarrer . Durch ein starkes Unwetter wurde es einst bis auf wenige Häuser nichtet und verlor Kirche und Pfarrhaus für immer . Später neckte man die Kleysinger mit diesem Verlust , bis die Redensart allerorts volkstümlich wurde .
2 . 'Gu'n Nacht , Steinsee , im Fenster läts Gäld . ' — Ist der druck für eine verloren gehende und aufgegebene Sache . Steinsee ist ein kleines Dorf und besitzt ein Rittergut . Der Volksmund erzählt , dass ein von der Gutsfrau gemietetes Dienstmädchen das Mietsgeld wieder habe abgeben wollen , da ihr der Dienst leid geworden sei . Als die Gutsfrau sich weigerte , das Geld anzunehmen , habe das Mädchen das Geld ins offene Hausfenster gelegt und sich mit den Worten entfernt : 'Gu'n Nacht , Steinsee , im Fenster läts Gäld . ' — Eine ähnliche Redensart für eine aussichtslose Sache habe ich in Kursachsen gehört : 'Gute Nacht , Ulrike , im Fenster liegen sechs Dreier' .