Lagerplatz der Tekke - Turkomancn .
Unter den H u r K o m a n e n .
Verbreitung dcr Turkomancn . — Ein Kriegszug der Perser gegen die Tekke von Merw . — Schicksal der Gefangenen unter den Raub - nomaden . — Racencharakter dcr Turkomancn . — Trachten und Zierrathen . — Das Leben im Zelte ; Speisen ; Tschelem - Wasserpseise . — Das religiöse Fest Cauda yoti . — Horoskopstellen . — Hochzeitcn und Begräbnisse . — Herrn von Blocqucvillc's Erlösung aus der Gefangenschaft .
Durch Hermann Bambery , der in seinem ausgezeichneten , ungemein iuhaltreicheu Reisewerke die turkomanischen Völker ausfuhrlich schildertest die Aufmerksamkeit in erhöhetem Maße auf diese Raubnomaden gelenkt worden . Sie haben von je eine wichtige Rolle in Jnnerasien gespielt und sind stets eine wahre Geißel für die Länder gewesen , in welchen eine seß - hafte , Ackerbau treibende Bevölkerung wohnt . Die Russen haben übrigens dem Korsareuwesen der Turkomanen aus dem Kaspischen Meer ein Ende gemacht und außerdem ein - zelne Stämme dazu vermocht , daß sie sich ihnen gegenüber friedlich verhalten . Aber Persien hat immer noch viel von ihnen zu erdulden und ist nie vor tleberfällen sicher . Die Raubnomaden haben das Steppen - und Wüstengebiet inne vom Kaspischen Meere gen Osten bis nach Chiwa und theil - weise bis über den Oxns hinaus ; südlich reichen sie bis an die Grenzen Afghanistans und in dieser Richtung sind sie insbesondere der persischen Provinz Chorassau in hohem Grade gefährlich . Der Schah sieht sich oftmals nothgedrungen , Krieg gegen sie zu führen ; es ist jedoch sehr schwer , einem solchen Feinde etwas anzuhaben , und nicht selten haben die Perser - empfindliche Niederlagen erlitten ; namentlich im Jahre 1860 .
Damals betheiligte sich Herr H . de Blocqueville , ein fran - " f ! rcher Soldat , der auf gut Glück nach Teheran gekommen
Globus XI . Nr . 12 .
war , an der Expedition , welche gegen den großen und mäch - tigen Stamm der Tekke - Tnrkomanen ausgerüstet worden war . Das persische Heer überschritt die Ostgrenze der Provinz Chorassan , zog bis an den Mnrgab , an dessen linkem Ufer die Nomaden ein verschanztes Lager hatten , und besetzte die Stadt Marw oder Merw am 19 . Juli . Sie ist von einer dicken Mauer aus gebrannten Backsteinen und einem breiten Graben umgeben , und innerhalb dieser Umfassung können etwa 30 , 000 Zelte stehen . Ein Arm des Mnrgab fließt hindurch ; unterhalb der Stadt erhält er den Namen Karaiab . Merw ist von Alexander dem Großen gegründet und von deui syrischen König Antiochns Nicator vergrößert und ver - schönert worden , aber vou dieser einst blühenden Stadt , welche damals Antiochia genannt wurde , sind nur Trümmer übrig ; sie ist zu einen : großen Viehpark barbarischer Nomaden her - abgewürdigt worden und besteht nur uoch aus einigen Hnn - dert Häusern mit Schlammwänden .
Die Perser wurden aufs Haupt geschlagen ; sehr viele , und unter ihnen auch Herr vou Blocqueville , wurden gefan - gen genommen . Diesem Umstände verdanken wir eine sehr gute Schilderung der Lebensweise und der Sitten der Tekke , unter denen er vierzehn Monate verweilen mußte ( „ Le Tour du Monde " Nr . 328 bis 330 ) . Die Gefangenen wurden
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