In Quito , der Hauptstadt von Ecuador .
Die verschiedenen Classen der Bevölkerung . — Gegensatz zwischen Cre Jahren . — Das Klima . — Ein Orkan . — Kirchen und Klöster .
schast . — Die Indianer ; Heiratheu . — Die Bolsicc
Ein schöneres Land als Ecuador giebt es nicht . In dem - selben sind alle klimatischen Abstufungen vorhanden , die Früchte jeder Zone gedeihen , der Mensch kann ganz nach Be - lieben die Stellen aussuchen , welche er für sich geeignet er - achtet . Er mag im heißen Unterlande Kokospalmen pflan - zen und Zucker bauen , höher hinauf kann er Südfrüchte pflücken und noch weiter aufwärts die Felder mit unseren europäischen Getreidearten bestellen . Ueberall ist die Natur üppig und Ecuador könnte zu einem Paradies umgeschaffen werden .
Aber dieses herrliche Land ist zum großen Theil eine Ein - öde . Unter der Herrschaft der peruanischen Jnkas freilich stand es in Blüthe , feitbem aber die christlichen Barbaren aus Spanien auch hieser Äquatorialgegend sich bemächtigten , waren Glück und Segen für immer dahin . Auch hier haben sie in derselben Weise gewirthschaftet und gewüthet wie überall , wohin sie „ als Geißeln des Satans " gekommen sind . Sie brachten Zwang , MonoPole und Inquisition ; sie selber arte - ten aus , während sie das braune Volk niedertraten und einen verhängnißvollen Bruch iu das ganze Leben desselben hinein - brachten . Bald entstand eine sehr zahlreiche Classe von Mischlingen , die eine Art von Mittelstand bilden ; auch Ne - ger wurden , zum Glücke nicht in beträchtlicher Zahl , ins Land geschafft . Allmälig trat dann eine ethnische Anar - chie ein und aller innere Zusammenhang ging den Leuten ver - loren ; sie leben nur neben einander und wissen nichts Rech - tes und Gedeihliches mit sich anzufangen . Ecuador bietet ganz dieselben Erscheinungen dar wie Mexico , Centralame - rika , Venezuela , Neugrauada , Peru und Bolivia ; die' ver - schiedenen Hantfarben stehen einander mehr oder weniger feindselig gegenüber , das Staatsleben kann keine sichere Un - terlage und keinen Schwerpunkt gewinnen und die Revolu - tiouen hören gar nicht auf , seitdem das spanische Zwangsjoch entfernt worden ist .
Ein Ende dieser Zerrüttung ist nicht abzusehen , so lange die Menschen bleiben wie sie sind . Ihre Natur , ihr Grund - Wesen können sie aber nicht ändern . Die Weißen , die „ Creo - leit " , sind längst außer Zusammenhang mit Europa ; ohne - hin kamen ihnen von Spanien her zumeist nur Mönche , Be - amte und Kaufleute , welche Geld macheu wollten ; höhere Cnltnrelemente sind nur spärlich ins Land gedrungen und der Clerus hat nichts für die Volksbildung gethan . Uebri - gens stellte sich auch iu Quito schon früh ein schroffer Ge - gensatz heraus zwischen den im Lande geborenen Weißen , Globus XII . Nr . 12 .
>len und Spaniern . — Die Revolutionen . — Quito vor einhundert — Schmutz und Phthirophagie . — Franen aus der guten Gesell - as . — Die Bilderfabrikation . — Der Maler Salas .
den Cre ölen , und den aus Spanien herübergekommenen , welche man als Chapetones bezeichnete . „ Diese sind ein - ander so zuwider , daß alles gute Bernehmen dadurch gestört wird . " Das ist ein Ausspruch Ulloa's , der um 1735 im Lande war . ( Allgemeine Historie der Reise zu Wasser und zu Lande : c . Leipzig 1751 . Bd . IX , S . 202 . ) Die Wei - ßen bildeten damals den sechsten Theil der Einwohner , doch wurden alle Kinder von Mestizen und Weißen schon zu die - sen letzteren gerechnet . Die Mestizen , also die Abkömm - linge von Weißen und Indianern , bildeten ein Drittel , eben so viel die Indianer , und das übrige Sechstel entfiel auf „ Leute von vermischten Geschlechtern " . Damals hatte Quito 50 , 000 bis 60 , 000 Einwohner und diese Ziffer gilt auch heute uoch .
Ecuador nimmt etwa 10 , 000 deutsche Quadratmeilen ein . Auf einem Räume , der jenem Deutschlauds entspricht , wohnen zwischen 800 , 000 bis 1 , 300 , 000 Menschen . Die letztere Ziffer scheint uns zu hoch gegriffen ; nehmen wir sie als annähernd richtig an , fo kommen 600 , 000 auf die Wei - ßeu und solche , die dafür gehalten werden ; 462 , 000 auf die Indianer , 7831 ans die Neger und 36 , 592 auf Mischlinge von Negern mit Weißen und Indianern ( E . Behm , Geo - graphisches Jahrbuch , 1866 , S . 121 ) . Hier fehlen , wie mau sieht , die Mestizen , die wohl den Weißen hinzugerechnet worden sind . Außerdem beträgt die Anzahl der noch wilden Indianer etwa 200 , 000 Köpfe .
Aus dem Lande könnte nur etwas werden , wenn eine Million Europäer in dasselbe einströmte , die Gewalt an sich risse und der Wirthschaft dieser buntscheckigen , hanglosen Menge ein Ende machte . Aber wo wäre da - für Aussicht ? Vor mehreren Jahren bildete sich in England eine „ EcuadorLaudcompagnie " , welche vomPaylou uud von Esmeraldas aus eine Straße vom Meere bis nach Quito bauen wollte ; sie hatte den Plan , Einwanderer an günstig gelegenen Stellen anzusiedeln , und scheint anch , so viel wir wissen , ehrlich zu Werke gegangen zu seiu . Aber die Nach - richten über den Fortgang des Unternehmens lauten nicht günstig .
Abgesehen von den Revolutionen , welche alljährlich ein paar Mal in Scene gesetzt werden und deren eine so albern und zwecklos ist wie die andere , hat sich gegen früher in Quito nicht viel verändert . Zwar das Land ist eine Re - publik geworden , aber diese ist auch danach ! Zwei Kammern vertreten das Volk und ein Präsident übt die vollziehende
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