Neu - Caledonien und seine Bewohner .
Der Große Ocean bis zu Cook's Entdeckungsfahrten . — Gegensatz donien und dessen Besudelung . — Gründung von Numea oder Port wirthschaft . — Niederlassungen im Busche und die Squatters . — S Bampyr . — Eine neue Verkehrssprache . — Die Eingeborenen als Commuuismus am Aate . — Klima der Insel . — Ka
Das ungeheuere Wasserbecken , welches wir als die Süd - see oder auch als den Großen oder Stillen Ocean be - zeichnen , bedeckt ein volles Drittel der Erdoberfläche . Dieser Meeresraum , welcher in seiner Breite und Länge mit unzäh - ligeu Inseln und Eilandfluren gleichsam besprenkelt ist , wurde erst vor etwa einem Jahrhundert näher bekannt . Allerdings wußte man , von welchen Gestadeländern derselbe eingeschlos - sen wird ; Spanier und Niederländer hatten einzelne Theile desselben erforscht . Die spanische Silbergallione , welche zwi - schen Acapulco in Mexico und Manila auf der Philippinen - insel Luzou fuhr , durchsegelte den nördlichen Theil von Osten nach Westen . Aber die eigentliche planmäßige Erforschung dieser pacifischen Welt begann erst mit Cook , und von den Wellenschlägen des großen Weltverkehrs ist sie erst seit etwa einem Menschenalter , dann aber auch in sehr großartiger Weise berührt worden .
Die Südsee ist gleichsam zu einem mediterraneischen Golfe zwischen Ostasien und Australien einerseits und Ame - rika andererseits geworden . Ein Blick auf die Karte zeigt , welche wichtigen Prodnctions - und Culturläuder von ihr be - spült werden . Seit dem Jahre 1867 wird dieser große Ocean auch von zwei Dampferlinien durchzogen .
Die Eilandfluren sind Schauplatz für die Bemühungen der Missionäre ; das Meer ist ein solcher für Walfischfahrer , Tripangfischer und Kauffahrer ; die europäischen Seemächte haben Colonien und Niederlassungen gegründet , und unter diesen sind Australien sammt Neuseeland in raschem Auf - blühen . Sie wurden von Germanen besiedelt , erfreuen sich der Freiheit und der Selbstverwaltung , jeder einzelne Mensch ist Herr seiner Initiative , Niemand bevormundet ihn und des - halb gedeiheu diese Ansiedelungen .
Frankreich , obwohl sein Welthandel verhältnißmäßig beschränkt ist , will sich doch als Seemacht , wie in Ostasien und Westafrika , fo anch in der Südsee geltend machen . Es hat unter der täuschenden Bezeichnung eines Protectorates die Gesellschaftsinseln in Besitz genommen und es nimmt anch die Markesas in Anspruch . Dann hat es auch Neu - Caledonien besetzt . Aber in diesen Colonien fehlt das frische Gedeihen und das kräftige Aufblühen , welches die bri - tischm Ansiedelungen kennzeichnet . Auch hier tritt wieder dle Thatfache hervor , daß die Franzosen sich auf das Colo - nistren nicht verstehen . Die Regierung entwirft sorgfältige Pläne , sie scheuet keine Kosten , aber ein Aufschwung findet
Globus XIII . Nr . 3 .
zwischen germanischer und französischer Kolonisation . — Ncn - Cale - de France und dessen unzweckmäßige Lage . — Eine sogenannte Muster - ^aori - Fichten . — Die Notu - Taube , der Kagu und der neucaledonische Arbeiter . — Bodenverhältnisse und Pflanzenwuchs . — Der praktische nnibalen . — Bewohnerzahl , Anbau und Handelsverkehr .
nicht statt ; einmal weil sie Alles bevormunden und regle - mentiren will , sodauu auch weil dem Franzosen von Natur aus die Gabe versagt ist , sich in einem neuen Lande derart zurecht zu finden und einzurichten , wie der Engländer , Schotte und Deutsche es vermag . Die Ansiedler aus dieseu drei Völkern gedeihen am besten , wenn man sie sich selber über - läßt .
Wir wollen Neu - Caledonien und dessen Einwoh - ner betrachten . Diese Insel liegt auf der südlichen Halb - kugel zwischen 20° 10' und 22°26' südlicher Breite , und 161° 35' und 164° 53' östlicher Länge von Paris , etwa 200 Lienes östlich von Australien , 250 Lieues nördlich von Neu - seelaud . Sie gehört zu den sogenannten melanesischenIn - seln , deren Bewohner , im Gegensatze zu den brannen Leuten der polyncsischen Eilande , eine schwarze Haut haben . Da - hin rechnen wir die Neuen Hebriden , die Fidschiinseln , den Salomon's - Archipel , jenen der Louisiade und manche andere . Vor diesen allen hat Nen - Caledonien ein gesundes Klima voraus und dazu konnnt eine sehr günstige Weltlage .
Die Insel zieht sich in einer Länge von 65 Lienes von Nordwest nach Südost , in : Bereiche der südöstlichen Passat - winde , welche ungehindert über das nur schmale Land hin - streichen . Die Küste wird überall von Korallenriffen einge - faßt ; zwischen diesen und dem Gestade ist fast durchgängig eine fahrbare Meeresstrecke , welche durch diese Korallen - linie gegen den stürmischen Wogendrang des offenen Oceans geschützt ist und ans diese Art gleichsam eine sichere Rhede für alle kleinen Fahrzeuge bildet . Diese Korallenriffe ge - währen ein glänzendes und majestätisches Schauspiel ; an ihren Schranken brechen sich die rasch anstürmenden Wellen mit weißem Schaume , bald mit sanftem Murmeln , bald mit donnernder Gewalt . So geben sie dem Lootsen ein Aeichen , das er wohl versteht ; er lenkt das Fahrzeug in eine der Durchfahrten , von welchen da oder dort das Riff unter - krochen wird ; denn nur selten ist ein solches völlig geschlos - sen . Durch einen solchen Canal , welchen die Korallenthiere ( die Madreporen ) offen gelassen haben , segelt das Schiff hin - durch zwischen zwei schäumenden Wellen und gelangt dann in einen sichern Port . *
Nen - Caledonien ist zuerst von Cook besucht worden ; der große Seefahrer war anf seiner zweiten Reise dort und gab der Insel den unpassenden Namen , welchen sie nun trägt . Denn dieses tropische Eiland hat platterdings gar - nichts ge -
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