Neu - Caledonien und feine Bewohner .
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Die Kanala - Bay . — Tic Häuptlinge Linne und Buarate . — Hinschwinden der Eingeborenen . — Feindseligkeiten gegen die Europäer . — Die Tripangfischerei . — Ethnologische Bemerkungen über die schwarze und die braune Race . — Mischungen . — Neu - Caledonien und
die Deportation .
Die Besiedelung Nen - Caledoniens ist , wie im vorigen Aufsatze gezeigt wurde , noch in den ersten , sehr schwachen An - sängen ; nicht einmal die ungemein reichen Lager von Eisen - erz , welche man im Süden in großer Menge findet , sind in Angriff genommen worden . Das Metall enthält 2 Procent Chrom , ist äußerst hart , sehr geeignet zur Stahlbereitung und würde in Australien , wo bereits viele Gießereien im Be - trieb sind , gern genommen werden .
An der Ostküste , gegen 21» S . hin , liegt die Nakety - bay , und etwas weiter nördlich die Kanala - Bay , in wel - cher einige Hütten den Namen Napoleonville führen ! Die Bucht ist 6 Miles lang und bildet einen vortrefflichen Ha - sen ; in der sehr fruchtbaren Gegend haben einige Pflanzer sich niedergelassen , und die Eingeborenen werden durch den aus 50 Mann bestehenden Militärposten im Zaume gehalten .
Von Nakety und Kanala ab gen Norden hin gewinnt die Küste einen angenehmern Anblick ; an die Stelle der eisen - haltigen , kahlen Berge treten bewaldete Höhen , Kokospalmen wachsen in großer Menge , an jedem Bache oder Flusse sieht man Dörfer der Kanacks . Diese haben hier eine dunklere Hantsarbe als jene im Süden , sind auch größer und ger gewachsen als diese , aber viele leiden an Elephantiasis und am Wasserbruch . Im Süden treten diese Krankheiten seltener auf . Etwas nördlich von 21 " S . liegt das Dorf Wagap ( Hnagap ) , wo einige Missionäre sich niedergelassen hatten . Im Jahre 1862 siel es den Wilden ein , diese Send - boten zu belagern und sie würden zum leckern Mahle gedient haben , wenn nicht in der höchsten Noch eine Abtheilung daten aus Kanala Hülfe gebracht hätte . Nun sollte ein Beispiel statuirt werden ; drei Häuptlinge ergaben sich , um ihr Leben zu retten , wurden aber eingesperrt und zum Tode verurtheilt . Dann brachen sie aus und wollten entfliehen , wurden aber von den französischen Schildwachen mit dem Bayonnett niedergestoßen . Der eigentliche Anstifter war Onine , Häuptling vonAmoi , gewesen . Er entfloh insGe - birge und befand sich dort in Sicherheit , aber man confis - cirte sein Gebiet . Nach einiger Zeit fand man es angemef - sen , ihn zu begnadigen und er durfte wieder in sein Dorf zurückkommen .
Der Geolog Garnier machte in Begleitung des Doctors Bieillard diesem Häuptling einen Besuch . Der Gesichts - ausdruck des einst mächtigen Wilden trng Züge von Bitter - keit und tiefer Betrübniß . Er empfing die beiden Europäer
Globus XIII . Nr . 4 .
mit kalter , fast stolzer Würde ; er besaß weder ein Huhn noch ein Schwein , denn er wollte nichts , was von den Papaies ( Fremden , Ausländern ) kam , sein eigen nennen ; indeß ließ er einige Jgnamen auftragen . Geschenke nahm er nicht ; bloß ein wenig Taback ließ er sich gefallen . Als aber Gar - nier um den Kopf eines seiner Kinder ein rothes Taschen - tnch wand und der Kleine darüber sich freute , gab er dem Weißen die Hand und begleitete die beiden Europäer insGe - birge . Zwei Jahre später war er in eine Mordgeschichte verwickelt worden . Die Kanacks hatten bei Wagap den Ober - sten Taillard getödtet . Onine wurde als Mitschuldiger be - trachtet und eingesperrt . Dreimal entrann er , man sing ihn aber stets wieder ein und brachte ihn aus einem Dampfer nach Numea , auf welchem sich auch Garnier befand . Der einst so kräftige Mann war völlig abgemagert und glich einer Jammergestalt ; bei den Versuchen , sich der Fesseln zu ent - ledigen , hatte er sich das Fleisch bis auf die Knochen weg - gerissen , die nnn bloßlagen . Schon hatte sich Brand einge - stellt und einige Tage nachher war er todt . Aber es lag nicht der mindeste Beweis vor , daß er um jene Mordthat auch nur gewußt habe , und Garnier , der aus Interesse für ihn den Dingen genauer nachforschte , hält ihn für unschuldig . Ein anderer KanackNamens Alle , Häuptling eines benach - barten Stammes , lag mit Onine's Stamm in Blutfehde . Er sagte zuGaruier : „ Onine bacl man , longtime he kill fatlier , after that eat him " ; also : Onine ist ein böser Mann , er hat vor langer Zeit meinen Vater getödtet und ihn dann aufgegessen . Auf die Aussage dieses Blutfeindes hin wurde Onine festgenommen ; er starb , bevor über die Anschuldigung eine Untersuchung angestellt war !
Die Franzosen haben auch die Bucht von Hienghene in Besitz genommen * ) . Auch dort hatten sie viel mit einem tapfern Häuptlinge zu schaffen . Dieser hieß Buarate und war in seiner Art ein berühmter Mann . Bon ihm wird erzählt , daß er , bevor die Weißen ihm ihre Uebermacht ge - zeigt , sich vorzugsweise vom Fleische seiner Unterthanen ge - nährt habe . Er hatte von den Engländern Flinten und Pulver erhalten und es war ihm ein angenehmer Zeitver -
' ) Die Namen werden von den Franzosen selber sehr verschieden geschrieben . So finde ich auf der Carte cle la Nouvelle Caledonie et de ses dependances , par Y . A . Malte Brun ; in der Revue maritime , October 1867 , jene Namen Jengen geschrieben ; ferner Wagap für Houagap u . s . w .
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