Fahrten auf dem Amazonenstrome .
Die Jndianerstämme am Japura . — Die Mesayas vom Stamme de , Ihre religiösen Vorstellungen ; der Vogel Buöque als Symbol des h - ranhas . — Menschenraub der Portugiesen . — Gesichtstypen der Mi Feierlichkeiten bei Wehrbarerklärung der jungen Krieger ; Parane . — Amazonas . — Tapuyas - Indianer . —
Wir hatten den Reisenden Paul Marcoy am Japura verlassen , welcher etwa Ega gegenüber unter 65^ westlicher Länge von Norden her in den Amazonas mündet . Dort war Gelegenheit vollans zu ethnographischen Beobachtungen . Denn zwei Völkerstämme : die Umaüas - Mesayas und die Mi - ranhas , haben der Civilisation , den Seuchen und der Verskla - vnng doch einigen Widerstand geleistet und sind verhältniß - mäßig zahlreich , das heißt , ihre Gesammtmenge beträgt we - nigstens einige Tausend Köpse .
Die Mesayas gehören zn dem weit verbreiteten Stamme der Umaüas , von welchem sie sich in früheren Zeiten getrennt haben , wohnen jetzt zwischen dem Japura und dem obern Laufe des Apopari und sollen eintausend bis zwölfhundert Männer stark sein . Sprache und Sitten haben bei ihnen im Verlaufe der Zeit manchen Wechsel erfahren . Das sack - artige Gewand , welches ihre Stammgenossen tragen , hat bei ihnen einer Art von Hüftenschurz Platz gemacht ; diesen ver - fertigen sie aus einer Anzahl von seilartigen Strängen , welche sie aus dem Haare des schwarzen Coataassen ( Ateles niger ) zusammendrehen . Sie sind die einzigen Indianer Südamerikas , welche das ohnehin spärliche Assenhaar zn einem praktischen Gebrauche verwenden . An diesem Schurze befestigen sie ein Stück braungefärbten Baumwollenzeuges , welches unten mit allerlei bunten Federn verziert wird . Un - sere Abbildung zeigt , wie diese allerdings etwas dürftige Klei - dertracht beschaffen ist . Männer und Frauen verzieren das Gesicht mit langen Mimofendornen , welche sie durch Löcher an der Oberlippe hindurchstecken , und die sich dann ansneh - men , wie die Schnurrhaare einer Katze . Als Waffen hat der Mefaya Bogen und Pfeile , eine Keule und einen kurzen Stab , der am obern Ende gespalten ist und als Schleuder dient . ( S . S . 226 . )
Diese Indianer bereiten , gleich anderen Umaüas , aus dem milchigen Safte der Heväa , welche sie Cahechu nennen ( Kautschuck ) , allerlei Trinkgeschirre , Röhren , Köcher , dalen und , wie wir schon im vorigen Aufsatze bemerkten , auch birnenförmige Klystierspritzen .
Die Mesayas stehen in sehr übelm Ruf als Anthro - pophagen ; die Spanier in Popayan und die Brasilianer haben ihnen nachgesagt , daß sie mit Vorliebe Menschenfleisch äßen . Die Thatsache , daß sie Anthropophagen sind , kann allerdings nicht bezweifelt werden , aber sie sind es in Folge
Globus XIII . Nr . 8 . ( April 1868 . )
Umaüas . — Ursprung der Anthropophagie bei diesen Indianern . — chsten Wesens . — Paycs oder Zauberer ; Aberglauben . — Die Mi - anhas und der Muras . — Eine musikalische Sprache der Wilden . — Barbarische Zustände bei den Muras . — Marcoy auf dem untern Ter Toeantins und die Stadt Cameta .
von Nachsucht , die sich aus früheren Zeiten her vererbt hat ; auch werden lediglich und allein Menschen vom Stamme der Miranhas verzehrt , gegen welche sie von einem nnbeschreib - lichen Haß erfüllt sind . Ihre Aeltesten erzählen den Ur - sprung der Sitte folgendermaßen :
Vor langer , langer Zeit , als die Thiere noch fpre - chen konnten , trieb sich eine Horde Miranhas am Japura umher und fand dort einen auf dem Sande schlafenden Umaüa . Diesen fchlugeu die Miranhas , welche sehr hungrig waren , todt und fraßen ihn anf . Die Umaüas erhielten Kunde von diesem Vorgange durch einen Vogel , den Snrucna ; sie begannen vou nun an einen Rachekrieg gegen die Miranhas , und wer von diesen in ihre Gewalt geräth , wird ans Rache und Wiedervergeltung aufgefressen . Dabei geht oder ging man mit ausgemachtem Raffinement zu Werke . Der Ge - faugeue wurde im Dorfe der Mesayas streng überwacht , aber nicht etwa eingesperrt . Man gab ihm eine Frau , die ihn recht gut und vollauf füttern mußte , damit er wohlbeleibt werde . Nach etwa einem Vierteljahre führte man ihn Abends bei Vollmond in den Wald ; dort mußte er selber das Holz sammeln , mit welchem er gebraten werden sollte . Wenn er mit seiner Last im Dorf angekommen war und dieselbe nie - dergelegt hatte , bezeichneten die Krieger , welche ihn bisher be - wacht hatten , mit rothem Oker - jene Körpertheile , die sie am andern Tage verspeisen wollten , und nachher wurde bei Mondschein ein Tanz ausgeführt , an welchem der Gefangene Theil nahm . Inzwischen brachten die Frauen das zum Schmaus erforderliche Geschirr herbei , und nach Mitternacht mußte der Miranha iu seine Hütte gehen .
Am andern Morgen wurde der Gefangene gerufen ; so - bald er aus der Hütte trat , erhielt er sofort mehre Keulen - schlüge aus die Schlafen und sank leblos nieder . Dann schnitt man ihm den Kops ab , der auf eine Lanze gesteckt und um das Dorf herumgetragen wurde ; den Körper schleppte man an den Füßen zum nächsten Bache ; dort wurde er dann von alten , erfahrenen Köchinnen in Stücke zerlegt und in Kesseln über dem Feuer gekocht , zu welchem der Miranha am Abend vorher das Holz hatte herbeischleppen müssen . Wir wollen den gräßlichen Schmaus nicht näher beschreiben und verwei - sen auf die vou Marcoy skizzirte Abbildung ; es mag nur bemerkt werden , daß auch die Knochen entzwei geschlagen wurden , damit man das Mark genießen konnte . Von dem
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