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Band xvi .
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lit besonderer HerücksLclülZung ller Antkroyologie unä GtKnologie .
In
Verbindung mit Fachmännern und Künstlern herausgegeben von
Karl A n d r e e .
Wöchentlich 2 Bogen . Halbjährlich 3 Thlr . Einzelne Nunnnern , soweit der Vorrath reicht , ä 4 ©gr . 18 ( ) 1K
Wanderungen auf der Insel Ceylon .
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An der Meeresstraße , welche des südindische Festland von der Insel Ceylon trennt , liegt ein kleines Dorf , Manda - p am . Dasselbe ist durch einen nur drei englische Meilen breiten Canal von Ramesseram getrennt , der westlichsten unter den vielen Inseln in der sogenannten Palksstraße ; diese Eilande bilden die sogenannte Adamsbrücke . Die Be - Zeichnung rührt vou deu Mohammedanern her , welche in Ceylon das Paradies der Bibel erblicken ; bei den Hindu heißt diese Reihenfolge von Inseln Brücke des Rama .
Auf Ramesseram liegt der kleine Hafenplatz Pamben neben einem Leuchtturme , welcher den Schiffern die Rich - tnng anzeigt , welche sie nehmen müssen , um wohlbehalten durch die Bänke im Golfe von Manaar zu steuern . Zwi - schen den Seeplätzen an der Küste Koromandel , namentlich Negapatam einerseits und dem ceylonesischen Hafen Colombo fowie Kotschin an der Malabarküste andererseits herrscht ein reger Verkehr . Die Schiffer steuern durch die Adamsbrücke in einem Fahrwasser , welches seit etwa dreißig Jahren von den Engländern mehr und mehr vertieft worden ist und das jetzt schon etwa 14 Fuß Wasser hat . Die Arbeiten kön - nen nur in den Monaten Februar , März und April vor - genommen werden , weil im übrigen Theile des Jahres Wind und Wellen zu heftig sind . Taucher , welche etwa 40 Se - cunden unter dem Wasser bleiben , bohren Löcher , in welche sie dann etwa einen halben Centner Sprengpulver einführen . Dieser Canal von Pamben kann durch Schiffe von 300 Ton - nen Tragfähigkeit befahren werden .
Die Kette von Bänken und Eilanden , welche im Golfe
XVI . Nr . 20 . ( December 1869 . )
von Manaar zerstreut liegen , sind in geologischer Beziehung interessant . Diese Bänke haben sich , gleich dem Flachland im nördlichen Ceylon , allmälig gebildet durch eine ungeheure Anhäufung kleiner Polypen ; auf dieser Unterlage haben sich dann Sand und Kies angehäuft , welche die Strömung des bengalischen Golfes von der Koromandeküste hertreibt . Was man in diesen Ablagerungen an fossilen Mollusken und Ma - dreporen antrifft , gehört solchen Arten an , die noch heute in den tropischen Meeren gefunden werden ; manche haben sogar noch ihren Perlmutterglanz . Ceylon hat nie mit dem Fest - laude Indiens zusammengehangen und ist nicht , wie man oftmals behauptet hat , von demselben abgerissen worden ; im Gegentheil : die Insel rückt dem Continent immer näher und wird , geologisch genommen , im Fortgange der Zeit sich mit demselben verbinden .
Von den Indern werden im Golfe von Manaar viele große Seemuscheln gefischt ; sie bilden einen Handelsartikel , der von den Priestern gesucht wird ; man benutzt sie an Fest - tagen als heilige Trompete . Die englische Regierung hat sich das Monopol dieses Artikels vorbehalten . Auch die Tri - paugsischerei ist nicht unbedeutend .
Ramesseram hat einen Tempel , zu welchem aus weiteut - legeueu Gegenden , selbst vom obern Ganges her , Pilger Wal - leu . Auf der Jnfel stehen viele mächtige Affenbrotbäume ( Baobabs ; Adansonia digitata ) , die doch unbestritten afri - kanisches Gewächs sind . Man weiß nicht , auf welche Weife sie hierhergekommen sind ; keinenfalls durch die Portugiesen , denn dafür sind sie zu alt ; vielleicht durch die arabischen
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