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Band xvii .
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JS 4 .
Mit besonderer HerücksirktiSung An Antkroxologie unü Gtknologie .
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Verbindung mit Fachmännern und Künstlern herausgegeben von
Karl Andree .
Monatlich 4 Nummern . Halbjährlich 3 Thaler . Einzelne Nummern , soweit der Vorrath reicht , Z . 4Sgr . 1870>
Römische Bilder * ) .
Von Franz Koppel .
IV .
Da Rom trotz des eintönigsten Priesterabsolutismus doch stets die classische Stätte historischer und socialer Gegensätze geblieben ist , so will ich auch diesmal wieder , mit Euch intra muros hermnwandelnd , das Entlegenste zu verbinden mich nicht scheuen , und wenn dabei das prismatisch gebrochene Licht der Jahrhunderte auf Dies und Jenes fallen wird , so mögt Ihr selber zusehen , wie aus alten erhabenen Formen moderne , verkümmerte Gebilde entstehen konnten . Ihr mögt bei Euch erwägen , ob unter dem gewaltigen Aschenhaufen Feuer und Licht gänzlich erloschen sei oder nur verdeckt hin - schlummere , bis frischer Windhauch einer größern Zukunft es neu entfache . So mancher Zeiten Anfang und Ende stehen hier in Stein gegraben und lassen sich ganz bequem ablesen , wie aus den Zeilen eines Bnches . Worin , so fragte ich mich darum manchmal : in welcher baulichen Urkunde fym - bolisirt sich denn eigentlich der erste Schritt des leider heute noch mehr als je zu Rom herrschenden Mittelalters ? Die Antwort war bald gesunden ; mein Blick fiel auf die Engels - bürg . Eine seltsam schöne Legende , vermutlich im ten Jahrhundert erdacht , hat das antike Grabmal des Hadrian so getauft .
_ Es war im Jahre 590 , der Papst Pelagins eben mit - od abgegangen , und sein Liebling Gregor ( späterhin „ der Große " ) , obwohl aus Bescheidenheit immer noch darauf be -
' ) Vergl . „ Globus " Band XVI , Nr . 15 , 16 und 17 .
Globus XVII . Nr . 4 . ( März 1870 . )
dacht , feine Ernennung zu umgehen , stand bereits allgemein anerkannt an der Spitze der Christenheit . Da raffte eine grausame Pest die Menschen zu Tausenden dahin und drohte , mehr als Barbarenschwert und Völkeraufruhr , Rom vollends zu entvölkern . Keine Bußpredigt half , kein Anrufen der Heiligen schuf Linderung ; da verordnete der fromme Mann eine berühmt gewordene Procefsion , an der alles Volk , nach Alter und Classeu siebenfach gegliedert , sich betheiligen sollte .
Man denke sich die Stadt der damals noch majestätischen Ruinen , die verödeten Gassen mit Leichen bedeckt , vom Wehe - ruf und Klagegesang wiederhallend , auf einmal erfüllt von vermummt hinwandelnden Zügen mit Kreuz und Fahnen , Priester und Brüderschaften voraus , Nonnen und Mönche im Büßergewande mit brennenden Kerzen dazwischen , und Laien jeder Sippe und jeden Geschlechts dazu , Adel und Handwerk , Matronen und Kinderschaaren bunt dnrch ein - ander , Alle zogen sie aus hundert geöffneten Kirchenporta - len zugleich durch die verschiedensten Theile der Stadt , gleich dem Heerwurme sich wälzend , dem einen Ziel der Mutter - gotteskirche zu , nach S . Maria Maggiore hinaus .
Hätte da ein Geist aus Cato's oder Eäsar's Tagen auf Rom herabgeschaut , er hätte außer wenigen Linien in weih - ranchersüllter Luft nichts wieder erkannt vom alten Rom , am wenigsten aber das Volk und seinen gespenstischen Auf - zug begriffen ; er hätte sein Auge wieder geschlossen , im sichern
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