176 Aus allen Jahreszeit dauert von Anfang Juni bis Mitte oder Ende tember . " Das Leben in Quito schildert Dr . Stübel als sehr theuer , aber schlimmer sei noch , daß man sich um keinen Preis von einer unendlichen Menge von Unannehmlichkeiten loskaufen könne . Diese sind , neben so manchen Weitläufigkeiten und manchen nicht aufzuschiebenden Arbeiten , Zeichnen , Schreiben , Etiquetti - ren , Verpacken der Sammlungen : c . , eine so große Last , daß er das Leben auf dem Paramo ( der Gebirgswüste ) selbst beim schlechtesten Wetter dem Aufenthalt in Quito vorziehe . Ueber die Besteigung des Vulca . ns Pichincha schreibt Dr . Stübel : „ Der Krater befindet sich in einer Höhe von etwa 4000 Meter und ist von so steilen Abhängen umgeben , daß der Zugang nur an einem Punkte und zwar für Fußgänger , die schwindelfrei sind , möglich ist . Da wir es auf eine möglichst genaue karto - graphische und mithin trigonometrische Aufnahme abgesehen hat - ten , so war es erforderlich , diesen wenig einladenden Weg mit Sack und Pack zu nehmen und unser Lager in dem Krater noch 400 Meter über dessen Boden , etwa 500 Meter unter der höch - sten Spitze des Vulcans , für einige Tage aufzuschlagen . Zur Ausführung dieses Planes hatten wir nicht weniger als 23 Last - träger , von denen zwei über Nacht flüchtig wurden , außer unferen vier Dienern , zur Begleitung . Nachdem 15 Mann mit Stäben und eisernen Brechstangen den Abweg etwas gebahnt hatten — sie gebrauchten zu dieser Arbeit einen ganzen Tag — , stiegen wir bei sehr günstiger Witterung in den Krater hinab und schlugen auf einem kleinen Bimssteinplateau unsere drei Zelte auf . Als das kaum geschehen war , trat ein dichter Nebel ein , welcher selbst die nächsten Gegenstände dem Auge entzog . Es blieb also nichts übrig , als auf besseres Wetter zu hoffen und geduldig auszuharren . Aber es vergingen zehn und ein halber Tag , bevor wir unfern Zweck nothdürftig erreicht hatten , und in diesen zehn Tagen haben wir nicht viel mehr als vier Stunden gehabt , in denen es überhaupt möglich war , etwas . , zu arbeiten . Die ganze übrige Zeit war ausgefüllt durch einen selbst für die Sonne undurchdringlichen Nebel , der einige Mal vom heftigsten Winde im Krater herumgepeitscht wurde . Von dem Jrrthum , daß es „ unter dem Aequator nicht kalt sei , " könnten die Leute hier in solcher Höhe leicht sich überzeugen . Der Thermometer zeigte während jener Zeit an unserm Lager - platz in 4400 Meter über dem Meere bis — 5 " C . und stieg nie über 4° C . Die Lagerstätte glich in der That , wenn das Zelt mit Schnee bedeckt und Alles ringsumher weiß war , mehr dem Lager einer Nordpolexpedition als einer solchen 15 ten vom Aequator . Täglich wurden große Schneeblöcke herbei - geschafft , damit wir das erforderliche Wasser durch Feuer uns verschafften , und Brennmaterial war nur mit Schwierigkeit zu beschaffen . Wer hier etwas Ordentliches leisten will , muß große Opfer bringen , — zu pfuschen und zu schwindeln , wie es — — und — — an den Vulcanen Ecuadors gethan , ist freilich be - quemer . " Die Sambaquis oder Muschelhügel 'an der Ostküste Brasiliens . Man hat jetzt ^dergleichen in allen Erdtheilen , jüngst auch auf den andamanischen Inseln im bengalischen Meer - bnsen gefunden . Ueber Muschelhügel in Brasilien gab , so viel wir wissen , die erste Kunde vor etwa fechszJahren ( im „ Globus " ) Woldemar Schultz , der 1866 im Tressen bei Skalitz gefallen ist . Auf eine an uns gelangte Anfrage , ob man Näheres über jene brasilianischen Kjökkenmöddinger erfahren habe , können wir nicht besser antworten , als wenn wir mittheilen , was I . I . v . Tschudi , Reise durch Südamerika , Band IV . S . 148 aus eigener Beobachtung sagt : „ Bei einer Excursiou , dem Strand entlang ( — bei Paranagua in der Provinz San Paulo , also Erdtheilen . an derselben Stelle , wo auch W . Schultz beobachtet hatte — ) traf ich auch zwei Sambaquis . Ich habe dergleichen eben - falls in den Provinzen Espiritu Santo , Santa Ca - tharina und Rio Grande do Sul gesehen . Es sind koni - sche Hügel auf breiter Basis , aus Muscheln , Fischgräten , Asche , Stücke angebrannten Holzes , zuweilen auch von Knochen von Säugethieren und Vögeln und Thonscherben . Die meisten sind gegenwärtig von einer üppigen Vegetation überwuchert . Diese von den Brasilianern mit dem indianischen Worte Sambaqui bezeichneten Hügel ( man könnte sieOstriolophen nennen ) kom - men längs der ganzen brasilianischen Küste vor , und haben zu den verschiedensten Hypothesen Veranlassung gegeben . Während die Einen sie einfach als natürliche durch Meerschwemmungen bildete Haufen von Muscheln und todten Fischen ansehen , be - trachten Andere sie als absichtlich zusammengeworfene Ueberreste menschlicher Mahlzeiten und gehen selbst so weit , sie für die Wohnsitze der Urbewohner Brasiliens anzusprechen . Wieder an - dere sind der Ansicht , daß sie nur zum BeHufe des Kalkbren - nens zusammengehäuft worden seien . Jedenfalls verdienen diese Sambaquis ein gründlicheres Studium als ihnen bisher geschenkt wurde . Die meisten liegen entweder am Meeresstrnnde oder an den Flußufern in der Nähe des Meeres und scheinen größtentheils an Stellen angelegt zu sein , die einstens ganz vom Wasser umspült waren . Ich finde zwischen ihnen und den Pfahlbauten eine große Analogie . Wie bei diesen die menschlichen Wohnungen auf Pfühlen errichtet waren , um den Bewohnern mehr Sicherheit gegen die Angriffe wilder Thiere , vielleicht auch von Feinden , zu gewähren , — so haben sich die mit geringen Vertheidigungsmitteln versehenen Bewohner des atlantischen Küstenfaumes von Südamerika auf Sandbänken und isolirten Felsen niedergelassen und sich daselbst von den ihnen am leichtesten erreichbaren animalischen Nahrungsmitteln , wie Muscheln und Fischen , genährt . Wenn daher auch nicht gerade anzunehmen ist , daß die Familien auf den Sambaquis selbst wohnten , so liegt doch die Vermuthung nahe , daß sie auf denselben ihre Feuerstellen hatten und ihre wahrscheinlich höchst einfachen Hütten in deren unmittelbarer Nähe bewohnten . Ich betrachte diese Ostriolophen als die ältesten Spuren der Sässigkeit einer sehr alten brasilianischen Bevölkerung . Jakob Asmussen Worsaae , der berühmte dänische Alterthumsforscher , hat schon die Ähnlichkeit der dänischen Kjökkenmöddinger mit den Sam - baquis erwähnt . Um aber aus dieser Aehnlichkeit auf eine Be - ziehung der skandinavischen Einwanderung im neunten und ten Jahrhundert Nordamerikas zu den Sambaquis 'zu folgern oder gar die Anwohner derselben von den alten Normannen zuleiten , dazu fehlt jede wissenschaftliche B erechtigung . " » * * — Zwei fleißige Mitarbeiter des „ Globus " treten demnächst größere Reisen an . Freiherr Heinrich v . Maltzan geht auf längere Zeit nach Arabien , und Herr Dr . Theophilus Hahn gedenkt im November zunächst nach dem Vorgebirge der Guten Hoffnung zu fahren und dann zunächst die Region der Hotten - toten , der Buschmänner eventuell auch das Land der Ovambo zu besuchen . Wir dürfen von beiden Herren interessante Berichte erwarten . — Unter den Mischmis in Assam , welche am putra wohnen , gründen die Engländer gegenwärtig schulen . Es soll in denselben nicht bloß Englisch gelehrt wer - den , sondern auch in der Volkssprache , in welcher man zunächst einen Katechismus druckt . Unter den Mischmis herrscht man - cherlei Aberglaube eigenthümlicher Art , und es ist Aussicht , daß wir über denselben eingehende Kunde erhalten werden . Inhalt : Der Gallaknabe Djilo . Von Dr . med . Rudolph Brenner in . St . Petersburg . Mit zwei Abbildungen . — Elsässer Beiträge . Von Richard Andree . ( Fortsetzung . ) — Volk und Volksleben in Neurußland . ( Fortsetzung . ) — Die Fahrt der „ Germania " ; Capitän Koldewey's Bericht . — Aus allen Erdtheilen : Zur Statistik der französischen Kolonien . — Alfons Stübel's Besteigung des Vulcans Pichincha . — Die Sambaquis oder Muschelhügel an der Ostküste Brasiliens . — Verschiedenes . Herausgegeben von Karl Andree in Dresden . — Für die Redaction verantwortlich : H . Vieweg in Braunschweig . Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Vraunschweig . Hierzu eine Beilage : Prospeet von Friedrich Brandstetter .