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Band XVlll .
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Jo 19 .
Iii besonderer HerürksiebtiJnng der Jntliroxologie und «BiJtimlojie .
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Verbindung mit Fachmännern und Künstlern herausgegeben von Karl Andree .
Monatlich 4 Nummern . Halbjährlich 3 Thaler . Einzelne Nummern , soweit der Vorrath reicht , ä 4 ©gr . 1870« .
Eine Wanderung in Pern von Cnzco nach den Wäldern des
Fieberrindenbaumes .
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Ein Rodöo , Einfangen wilder Pferde , in Lauramarca . — Ein Hirt auf der hohen Puna . — Die Geschichte Dom Novillo . — Kochkunst in der Eordillere . — Die Andes und der Bergknoten von Avisea . — Eine Polarlandschaft . — Ankunft in Mareapata .
Die Glocke der Hacienda wurde geläutet , und man blies auf den Waldhörnern , um die gesammte Dienerschaft der Hacienda Lauramarca zu versammeln . Sie kamen eilig auf den Sammelplatz , und da sie wußten , um was es sich handle , schrien sie in einem fort wie besessen : Rodeo , Rodäo !
Der Majordmno ertheilte seine Weisungen , die Gäste bestiegen ihre Maulthiere , und Alles setzte sich in Bewegung . Die Capataces , Führer und Aufseher , gleichsam die Ossi - ziere dieser Expedition , hatten den Lasso , die Fangschnur , wie ein Bandelier umgelegt und trugen über den Armen rund zusammengelegte Leinen . Einige Peo . ne , Diener , ber , hatten Säcke , diemit Llamadünger , also mit Brennstoff , angefüllt waren . Wir werden bald sehen , zu welchem Zwecke sie desselben bedurften . Die Indianer , Kinder nicht ausge - nommeu , hielten Stangen mit bunten Lappen in den Hän - den und schwenkten sie in der Luft ; dabei riefen sie allesammt in langgezogenem Tone : Rod«o , dso , d«o . Das Ganze nahm sich wild genug aus .
„ Der Weg , welcher von Lauramarca zu den tiefer gele - genen Ebenen hinabführt , ist ziemlich steil . Es war um elf Uhr Morgens , als wir uns in Bewegung fetzten . Früh war der Himmel ganz klar gewesen , jetzt aber trat dann und
Globus XVIII . Nr . 19 . ( Decembcr 1870 . )
wann Gewölk vor die Sonne , so daß die Landschaft wech - felnde Beleuchtung hatte . Nachdem wir über eine Stunde lang geritten waren , nahmen wir Stellung auf einer An - höhe , von welcher aus wir den Rodeo übersehen kounten . Schauplatz desselben war eine ziemlich enge , mehrfach ge - wundene Schlucht , welche zwei Hochebenen von einander trennte . Die Abhänge derselben fielen ziemlich sanft ab . Wir konnten von unserm Standort aus nur den Eingang der Schlucht übersehen , die eine grüne Rasendecke hatte .
Nun erwarteten wir das Schauspiel . Die Capataces waren im Galop nach verschiedenen Richtungen hingesprengt , um die wilden Pferde aufzustören und zusammenzutreiben . Die Peone theilten die Dienerschaft der Hacienda in zwei Gruppen , deren jede an einem Abhänge der Schlucht auf - gestellt wurde . Eine ziemliche Weile verging , ohne daß wir etwas Auffallendes bemerkt hätten . Dann aber hörten wir aus der Ferne ein dumpfes Geräusch ; es war , als ob eine Schwadron Reiter im Galop heransprenge oder das Meer bei Hochsluth brausend an ein Felsengestade schlage . Bald war der kritische Moment da ; ans den Anhöhen erschienen Banden wilder Pserde , hinter welchen die Capataces her - stürmten . Die geängstigten Thiere rannten wie toll und blind den östlichen Abhang hinunter und stürzten bis an den
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