Mit besonderer Herücksicktigung äer Antkroxologie und Gtknologie .
In
Verbindung mit Fachmännern und Künstlern herausgegeben von
Karl Andree .
Monatlich 4 Nummern . Halbjährlich 3 Thlr . Einzelne Nummern , soweit der Vorrath reicht , 4 Sgr . 1872 .
Wanderungen in den drei Lappländern .
Von Professor I . A . Frijs in Christiania .
III .
Da wo im höchsten Norden Europas die Russen , d . h . die russischen Lappen , mit den norwegischen grenzen , findet eine seltsame Mischung von Religionen , Sprachen , Sitten und Gebräuchen statt .
Am Ufer des Pasvigflusses , ungefähr eine Viertelmeile von der See entfernt , steht eine kleine Capelle , nach zwei russischen Heiligen Boris - Gleb genannt . Sie wurde , nach russischen Berichten , im sechszehnten Jahrhundert von dem russischen Mönche Trifan erbaut , hat aber wegen derUnbil - den der nordischen Witterung öfters Ausbesserungen erfahren . Vorgenannter Mönch hat im Bekehrungseifer das Holz — denn das Gotteshaus ist nur aus Holz , wie alle Häuser dort , erbaut — im Walde selbst gefällt , auf seinem Rücken zur Baustelle getragen und dort das Capellchen zusammengesetzt . Trifan kam aus dem russischen Kloster Nowgorod und war der erste Missionär unter den Lappen an jenen Küsten . Durch eine „ Offenbarung des Erlösers " war ihm befohlen worden , sich in ein „ durstig " und „ unzugänglich " Land zu begeben ; und er ging in das „ unzugängliche " Land längs des Peisen - oder Petschengaslusses , wo er die dort lebenden <appen noch in tiefster Abgötterei versunken traf ; denn sie beteten Bilder , Würmer uud anderes Ungeziefer an . Seine Predigten begegneten großem Widerstande , besonders von den Noaiden oder Hexenmeistern der Lappen . Sie rauften ihm die Haare aus , schlugen ihn , warfen ihn zur Erde und drohten ihm mit dem Tode , wenn er ihr Land nicht verließe .
Globus XXII . Nr . 4 . ( Juli 1872 . )
Oft waren sie nahe dabei , ihre Drohungen ins Werk zu setzen , aber „ der Herr hinderte sie daran " , denn es glückte dem Mönche durch fortwährendes Predigen , durch Sanftmuth und durch sein gottessürchtiges Leben das Herz der Lappen zu er - weichen . Dann ging er nach Nowgorod zurück , holte vom dortigen Erzbischof einen Segensbrief , und Baumeister , mit deren Hülfe er am Peiseuslusse eine Kirche , die erste in Lappland , erbaute , und taufte und bekehrte nun , nachdem er sich hatte in der russischen Stadt Kola ordiniren lassen , alle Völker nach Herzenslust . Sein Name ist daher bis auf den heutigen Tag bei den griechisch - katholischen Lappen am Pas - vig - und Peisenflusse wohl bekannt , doch ist ihr Aberglaube , oder ihr Glaube an die Macht seiner Heiligkeit mit der ge - ringen Achtung vor seiner Person und seinen Verdiensten auf ganz besondere Weise gemischt .
Nicht weit von der Mündung des Pasvig sieht man am Fjord in den Felsen eine Höhle , welche auf den ersten Blick durch Verwitterung entstanden zu sein scheint und wo erst später Menschenhände bei ihrer Erweiterung thätig ge - wesen sind ; sie heißt die Trisanshöhle und soll aus sol - gende Weise ihren Ruhm erlangt haben . Der heilige Tri - fan hatte sich einmal vorgenommen , die berüchtigte Holmen - graanase an der östlichen Mündung des Fjords , wo die Berg - geister hausten und die Seefahrenden hinderten die Felsen - nase zu umsegelu , zu reinigen , denn bis dahin mußten die Schiffer ihre Fahrzeuge der Dämonen wegen über die Land -