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Band XXIV .
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lit besonderer HerürksirlULgung äer Antkroyologie unä GtknologLe .
In
Verbindung mit Fachmännern und Künstlern herausgegeben von
Karl Andree .
Braunschweig
Jährlich 2 Bände . Jeder Band enthält 24 Nummern . Monatlich 4 Nummern . Preis pro Band 3 Thlr . Einzelne Nummern 4 Sgr .
1873 .
Skizzen aus Neugranada .
i .
Im Stromthale des Cauca .
Von Medellin nach Antioquia . — Anbau der Gegend . — Savannenbrand in der trockenen Jahreszeit . — Flucht einer Schlan genarmee . — Die Musik liebende Jguana . — Schwimmflöße und Fähren . — Die Banane . — Die Einwohner Antioquias . — Krankheiten ; die Carate , und das Quecksilber als Heilmittel . — Die Feier des Frohnleichnamsfestes .
Das vom Cauca durchströmte Thal bildet eine der in - teressantesten und schönsten Landschaften in Neugranada , oder , wie man amtlich sich ausdrückt , der Republik Colombia . Wir haben schon früher einige Schilderungen dieser tropi - schen Region gegeben und sind dem Dr . Saffray aus sei - ner Wanderung bis Medellin gefolgt ( Bd . XXII , S . 352 ff ) . Wir wollen ihn nun auf seinem Zuge zunächst nach Antio - guia begleiten .
In Medellin führt eine schöne , dauerhast gearbeitete Brücke über den Fluß ; sie gilt für ein „ Wunderwerk " in einem Lande , in welchem Brücken noch zu den Seltenheiten gehören und wo man erst in den letztverflossenen Jahren mit einigem Eifer daran gegangen ist , die Verbindungen zu erleichtern und Wege zu bauen . Jene Brücke ist das Werk eines deutschen Maurers , der mit großem Geschick alle Schwierigkeiten überwand . In der Umgegend der Stadt , dem nach Antioquia führenden Wege entlang , ist das schöne ^hal mit Landhäusern und Maierhöfen förmlich übersäet , und der Grund und Boden in einer so sorgfältigen Weife gebaut , wie sonst nirgends im Lande . Man sieht leichte pstüge , die von Ochsen gezogen werden , auf den Maisfel - ern und den mit Zuckerrohr bestellten Aeckern ; die Dörfer ' . reinlich , die Umfassungsmauern mit Kalk beworfen und geweißt und die Bewohner erscheinen recht behäbig . Weiter - ^ " schlängelt sich der Weg in vielen Krümmungen an der ordlllere hinauf , man gelangt in ein wildes Gebirgschaos Globus xxiv . Nr . 4 .
' und befindet sich bald in einer kalten Gegend , deren Pflan - zenwuchs einen scharfen Gegensatz zu jenem des heißen Tha - les bildet , welches man vor wenigen Stunden verlassen hat . Der Weg ist beschwerlich und führt häufig durch enge Schluchten oder an steilen Abhängen hin ; vielfach muß man auch Bergwasser durchwaten , bis man oben auf eine Fläche gelangt .
Dort hat man einen Blick auf die westliche Cordillere , diese gewaltige Schranke , welche das große Thal vom Stil - len Ocean trennt ; man übersieht einen weiten Raum und die Dörfer San Jeronimo und Sopetran , die beiden einzi - gen in der Provinz , wo Reis gebaut wird . Da und dort be - merkt man Oasen von Königspalmen ; der Strom zieht nn - ten im Thale hin und die Sonne brennt auf die rothen Dä - cher der Stadt Antioquia . In diesem etwa 12 bis 15 spanische Meilen umfassenden Panorama erscheint dem Wan - derer , welcher aus der heißen Region heraufgekommen ist , Alles neu ; die Abhänge der Hügel siud mit kurzem Grase bewachsen , und wie schon angedeutet , die Vegetation ist eine ganz andere . Jetzt , in der trockenen Jahreszeit , war seit länger als drei Wochen kein Regentropfen gefallen und das Gras so völlig verdorrt , daß die Landleute es abbrennen konnten ; wenn dann nasses Wetter eintritt , bildet die Asche einen vortrefflichen Dünger und , da der Brand die Wurzeln unversehrt läßt , prangt die Wiese nach einiger Zeit wieder in prächtigem Grün .