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Band XXIV .
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lit besonderer Jerücksicktigung äer Antlirggologle unä Gtknologie .
In
Verbindung mit Fachmännern und Künstlern herausgegeben von
Karl Andree .
m t r v - ' Jährlich 2 Bände . Jeder Band enthält 24 Nummern . Monatlich 4 Nummern . q ^ 0
<51 Ctlttt I Ü ) »DCtß Preis pro Band 3 Thlr . Einzelne Nummern 4 Sgr . *
In der Region der Urwälder im Lande der Laos .
Ein großer Theil des ausgedehnten Landes , welches von Laosvölkern bewohnt und vom Mekong durchströmt wird , ist dem Könige von Siam unterworfen ; die Grenze gegen die Besitzungen der Birmanen zieht nördlich von Lnctng Prabang etwas südlich von 22« nördlicher Breite .
Der große Strom rauscht über eine Menge von Felsen und bildet viele zum Theil sehr gefährliche Stromschnellen ; oberhalb derselben hat er ruhiges Wasser und an manchen Stellen eine Breite von etwa einer viertel deutschen Meile ; die hohen Ufer siud zumeist dicht mit Wald bestanden , in welchem ein reiches Thierleben sich regt . Der Reisende sieht von sei - ner Barke aus Schwärme kleiner Affen , welche von Zweig zu Zweig klettern , auf den Boden herabkommeu und hier die drolligsten Sprünge machen . Sie sind grau mit schwarzem Gesicht und haben einen starken Bart , der von einem Ohre bis zum andern reicht . Die Mitglieder der bekannten , von uns häufig erwähnten Expedition Lagrees fanden am Ufer keineswegs selten tobte Hirsche . Während der trockenen Mo - nate ist in den Wäldern Wasser so spärlich , daß das Wild oft meilenweit her an den Strom zur Tränke kommt ; dann legt sich der Tiger in einen Hinterhalt , lauert auf und ge - winnt ohne alle Mühe eine reiche Beute . Die Reisenden fanden mehrmals Hirsche , welche kaum angefressen , sozusagen noch halb warm waren uud die ihueu daun ein leckeres Mahl lieferten .
„ Wir hatten einen unendlichen Urwald hinter und vor uns schon von Kambodscha an und erst nachdem wir achtzehn Monate nach Norden hin gewandert waren und China er - reicht hatten , hörte diese Waldregion ans . Ebenen , Hügel ,
Globus XXIV . Nr . 24 .
Gebirge , sie alle sind nüt tropischem Pflanzenwuchse bedeckt . Wenn wir hohe Gipfel erstiegen , überblickten wir weit und breit einen wahren Ocean von Grün , in welchem oftmals auch nicht eine einzige bewohnte Ortschaft zu entdecken war ; nur dann und wann wurde eiu Dorf mit Reisfeldern ficht - bar uud bildete eine lichte Insel inmitten des Banmlabyrin - thes . Die angebanete Oberfläche aber verschwindet förmlich im Vergleiche zu jener , welche der Wald einnimmt . "
Bei Pönom ragte inmitten desselben eine hohe Tempel - Pyramide mit vergoldeter Thurmspitze empor ; sie steht im Rufe großer Heiligkeit , wird von vielen Pilgern besucht uud ist mit Anpflanzungen von Palmen umgeben . Die Wall - fahrer tragen ihre besten Kleider und gehen in Procefsion zu deu Grübern der verschiedenen Heiligen , wo sie niederknien , beten und Kerzen opfern ; das Ganze erinnert an die Pro - cessionen der päpstlichen Kirche . Man sieht auch gelbgeklei - dete Bonzen und Bonzinnen , sagen wir Nonnen . Dieseletz - teren erkennt man an ihrer weißen Tracht und an dem ganz kahl geschorenen Kopfe . Die - Frescomalereien an den Wän - den stellen eine Menge verschiedenartiger Gegenstände dar : religiöse Mysterien , Zweikämpfe , Schlachten , himmlische Pa - laste und Paradiese , lustwandelnde Götter uud Mandarinen , Raub vou Prinzessinnen , Qnalen in der Hölle , Löwen , Ti - ger , Elephanten , Rhinoceronten , Drachen , Seeungeheuer und allerlei andere phantastische Thiere .
Oberhalb Pönom hat der Mekong ein ganz freies Strom - bett und fließt in gerader Richtung von Norden nach Sü - den ; seine User haben eine Höhe bis zu 60 Fuß . Als die Reisenden stromauf ruderten , wurden in blauer Ferne all -
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