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Band XXV .
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lit besonäerer HerückstcktLgung äer Antkroxologie unxl Gtknologie .
In
Verbindung mit Fachmännern und Künstlern herausgegeben von
Karl Andree .
Braunschweig
Jährlich 2 Bände . Jeder Band enthält 24 Nummern . Monatlich 4 Nummern . Preis pro Band 4 Thlr . Einzelne Nummern 5 Sgr .
1874 .
Wanderungen an der Westküste von Afrika .
ii .
Dorfschaften an den Bassam - Lagunen . — Ein schwarzer Handelsmann in Debrimu . — Schauspiel einer Jagd auf Menschen . — Afrikanische Lebensläufe . — Das Dorf Tupa und die Gewinnung des Palmöls . — Die Jacks - Jacks als Handelsmäkler an der Küste . — Die Speise Futufutu . — Rechtspflege . — Fetischmänner und Fetischfrauen . — Assini und Apollonia . — Palaver mit König Amadifu . — Menschenopfer in Kriujabo . — Regierungsformen . — Haus - und Hofhalt des Königs .
Unter den Dörfern , welche landein liegen , sind manche ganz ansehnlich , z . B . Debrimu , das nur etwa eine deutsche Meile von Dabu entfernt liegt . Auch hier tritt die asrika - uische Zerklüftung deutlich zu Tage , denn diese Ortschaft zer - fällt in nicht weniger als drei Bezirke , deren jeder feinen eigenen Häuptling hat . Der Weg dorthin führt über eine von Rinderherden belebte Wiese und wird von Bäumen be - schattet . Man sieht Kruleute , welche mit Palmöl gefüllte Fässer rollen und dabei singen ; dann erscheinen auch Frauen , welche einen Korb oder ein großes , gleichfalls Oel enthal - tendes irdenes Geschirr auf dem Kopfe tragen . Die Hügel , welche nun auftreten , sind mit Oelpalmen bestanden .
De Langle ging durch die überaus schmutzigen Straßen zu dem schwarzen Handelsmann Brebio ; derselbe stolzirte mit einem Bischofshute , welcher , der Himmel weiß wie , sich nach Debrimu verirrt hatte . Der Mann war einäugig ; aus dem übrig gebliebenen Auge sprach Unverschämtheit . Die Frauen trugen Stühle herbei , der weiße Mann ließ seinen Speisekorb auspacken und nach dem Frühstück machte der Weiße mit dem Schwarzen einen Wandelgang durch das Dorf . Bald hörte man eine wilde Musik ; die Spielleute befanden sich unter hohen Bäumen in kühlem Schatten , bliesen auf Elephantenzähnen und schlugen wie rasend auf
Globus XXV . Nr . 14 .
Trommeln . Als de Langle näher kam , traf er einen guten Bekannten , Numba , Handelsmann ans Alindscha , der ein Jack - Jack war . Er trug einen europäischen Klapphnt und an den Fingern sehr viele Ringe , um die Hüften hatte er einen buntfarbigen Schurz geschlungen . Etwa sechs oder sieben seiner Frauen saßen neben ihm ; sie trugen mächtig schwere Ringe in den herabgezogenen Ohren und um Arme nnd Knöchel dicke Reife , deren jeder sicherlich zehn bis zwölf Unzen wiegen mochte ; auch um den Hals und auf der Brust hatten sie wuchtigen Goldfchmnck mit mnsivischer Arbeit ; die Mosaik ist in jener Gegend sehr alt und in ihr tritt der Lapis laznli hervor , der höher geschätzt wird als Gold . Die bevorzugte Frau trug einen Halsschmuck von Gold , welcher die Gestalt von Tigerzähnen hatte . Seine Schätze bewahrte Numba in großen Kisten auf , für welche eine besondere Hütte gebaut ist ; soeben hatte er viele der - selben dem ganzen Volke zur Schau ausgestellt , um diesem zu zeigen , daß man durch Einsammeln und durch Verkauf des Palmöls ein reicher Mann werden könne . An jenem Tage wurde anchOelmarkt gehalten . In Zwischenräumen kamen spärlich und ärmlich bekleidete Neger zu Numba , Buschmäkler , wie man sie nennt , die gegen Baar ans der Stelle verkaufen , d . h . sobald man handelseinig und das Oel abgeliefert , ist ,
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