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Band XXXVII .
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J ! ° 16 .
Mit besonÄerer Herücksicktigung äer AntKroyologie unä Gtknologie .
Begründet von Karl Andree .
In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von Dr . Richard Kiepert .
SU rtittt Jährlich 2 Bände ä 24 Nummern . Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten q q
•O tQUu I u ) UJCIQ zum Preise von 12 Mark pro Band zu beziehen . * oU *
Edouard Andres Reisen im nordwestlichen Südamerika 1875 bis 1876 .
VI .
Die Stadt Tuquerres liegt auf einem nach Nordosten geneigten Hügel ; der Anblick ihrer zerstreuten , mit Bäumen umgebenen Häuser ist reizend , wenn auch gerade keine male - rische Silhouette hervortritt . Großartig und anziehend zu - gleich ist die Aussicht auf die benachbarten Hügel und Berge , welche der abgestutzte Kegel des nach Osten breiter werden - den Vulkans Azufral überragt . Rings um die Stadt liegen in ununterbrochener Folge Felder mit Weizen , Gerste , Lu - zerne ( alfalfa ) , Bohnen , Kartoffeln ,
Ocas und Ollocos und liefern Be - weife für einen hier betriebenen , aus - gedehnten und verständigen Ackerbau .
Es wird hier mit dem Pfluge geackert , an welchem Andre zum ersten Male wieder feit langer Zeit das Eisen eine wesentliche Rolle spielen sah . Der Boden ist ein schwarzer , sehr frncht - barer , durch Quellen und Nebel reichlich bewässerter Humus , und in Folge dessen haben die Ackerfelder Pstug von
und Gemüsebeete hier ein so gesun - des , frisches Aussehen , wie in Mitteleuropa in der Nähe der Städte .
Dieser erste gute Eindruck wird indessen beim Eintritt in die Stadt durch die Vernachlässigung der Straßen und der sehr gewöhnlichen Kirche ein wenig abgeschwächt . Letz - tere liegt auf dem höchsten Punkte des Ortes auf einem kah - len Platze , auf dessen Hügeln eine rankende Cucurbitacee vom Genus Sycios wächst , ist zwar ziemlich umfangreich , aber sehr niedrig und macht durchaus einen armseligen Ein -
Globus XXXVII . Nr . 16 .
druck . Uebrigens war man damals mit dem Bau einer neuen großen Kirche mehr im Mittelpunkte der Stadt sowie mit dem eines Rathhauses ( casa eonsistorial ) beschäftigt .
Tuquerres liegt höher als alle Städte , welche Andre bis dahin besucht hatte , nämlich 3100 m , und seine mittlere Jahrestemperatur geht nicht über 10 , 4° . Man friert , wenn man sich nicht bewegt , wie der Reisende beim Zeichnen von Pflanzen bemerkte . Kamine giebt es nicht , fo daß man , um warm zu werden , sich Bewegung machen muß . Wenn man über die fast insgefammt bergigen Straßen geht , hindert einen der soroche , jene wohlbekannte Erscheinung , eine Folge der dünnen Luft , ani raschen Vor - wärtskommen : nach einigen Schritten muß man stillstehen , um Athem zu schöpfen ; die Knie biegen sich , der Athem fehlt . Dann geht man weiter , um bald wieder Halt zu machen , und so wiederholt sich die Sache immer wieder von Neuem . Neben dem Ackerbau wird in dieser Gegend auch eine ansehnliche Vieh - zucht betrieben ; denn die beständigen Nebel , welche von den umliegenden Paramos herabsteigen , erzeugen schöne Wiesen , deren Gras zwar nicht rasch wächst , aber von guter Be - schaffenheit ist . Außerdem hat das Vieh , welches in großer Anzahl die Umgegend der Stadt belebt , weder von den Krank - heiten , die in der warmen Region häufig auftreten , noch auch von gefährlichen Infekten zu leiden .
Das häusliche Leben in Tuquerres weicht von demjeni -
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Tuquerres .