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Band XXXYIII .
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Mit besonderer Berücksichtigung äer AntKropologie unä GtKnologie .
Begründet von Karl Andree .
In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von Dr . Richard Kiepert .
STWrntrt frfiVtioin Jährlich 2 Bände ä 24 Nummern . Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten i q ß ^rnull lOirueig mn sureHe von 12 Mark xi - 0 Band zu beziehen .
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Innern v 0 n H l n t e r i n d i e n .
( Nach dem Französischen des Dr . Harm and . )
( Sämmtliche Abbildungen nach den Skizzen und Angaben des Reisenden . )
IX .
Weiter ging es durch Wald nach einem Dörfchen der Duöns , das auf einem kleinen Sandsteinhügel gelegen und von abstoßender Schmutzigkeit war . Der Boden war mit tiefem , stinkendem Kothe bedeckt , in welchem thierische Kada - ver und sonstige Abfälle lagen . Der Häuptling dieses Kon - Chen genannten Weilers warf sich , ehe er Harmand sein Haus betreten ließ , mit gefalteten Händen vor einem kleinen , aus Bambus und Lianen hergestellten Altare , welcher ein Körbchen aus spanischem Rohr mit der Asche seiner Eltern trug , zu Boden und sprach ein Gebet , welches ein anderer KHK ihm Wort für Wort vorsprach , und dessen Zweck darin bestand , die in dergleichen Dingen sehr verletzbaren Geister der Abge - schiedenen zu beschwichtigen und sie wegen des freilich zwungenen Eintritts eines Fremden in das Haus um Ber - zeihung zu bitten . Auf dem Altare lagen außerdem aller - Hand Anmiete , Strähnen von Baumwolle , lange dünne ge - kräuselte Bambuspäue und andere Dinge , die der Reisende nicht weiter zu bezeichnen vermag .
Am folgenden Tage ( 9 . Juli ) pafsirte man ein unsrncht - bares Gebiet , wo überall der Sandstein in großen Platten zu Tage trat . Nur in den Spalten des Gesteines kamen verkrüppelte Bäume fort . Das Frühstück nahm der Rei - sende in der Hütte eines Du6n - Häuptlings ein . Dieselbe unterschied sich äußerlich wenig von den Wohnungen der Laos ; die innere Einthcilnng indessen ist , wie der Plan auf der ersten Seite dieser Nummer zeigt , eine völlig verschiedene . Dann erreichte man den Fluß Se - Tamnok , welcher der
Globus XXXVIII . Nr . 16 .
Weiterreise ein ernstliches Hinderniß darbot : es war ein tiefer Gießbach mit steilen Ufern und von hohem Walde eingefaßt , und zudem behaupten die anwohnenden Wilden , daß sie weder Boote besäßen noch solche zu bauen verständen . Um seinen Trägern , deren Disciplin durch Ermüdung und Krankheiten gelitten hatte , zu zeigen , daß er vor solchem Hindernisse nicht zurückschrecke , ließ er sie alle feste Hütten errichten , und begab sich auf die Jagd , zugleich um längs des Flusses vielleicht eine bequemere Uebergangsstelle ausfindig zu macheu . Der morastige , dunkle , von dichtem Nebel erfüllte Wald aber wimmelte dermaßen von Blutigeln , daß Harmand's Hosen sich bald von seinem Blute rötheten und diese Plage seinen Begleitern bald Ausrufe des Schmer - zes entlockte . Und als er in das Lager zurückkam , begehrten die Sußs heimzukehren , da der Strom doch unpassirbar sei , und sie keinen Reis mehr hätten ; sie hatten nämlich als rich - tige Wilde ihre für mehr als zehn Tage bestimmte Ration binnen vier Tagen hinuntergeschlungen . Sosort ließ Harmand allen noch übrigen Reis , die Messer , Schurze und Tabak - bündel der Träger in seine Hütte bringen und bewachte die - selben dort die ganze Nacht , um einer allgemeinen Desertion vorzubeugen , was seine Lage zu einer sehr kritischen gemacht hätte . Auch die Blutigel saugten diese Nacht mit wahrer Wuth und dazu regnete es wie bei der Sintfluth .
Am nächsten Morgen indessen lockten die Axtschläge der zur Arbeit gezwungenen Träger zwei Duöns mit elenden kleinen Booten herbei , die ihre Dienste anboten . Ohne sich lange zu
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