GLOBUS. ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT FÜR LÄNDER- UND VÖLKERKUNDE. VEREINIGT MIT DER ZEITSCHRIFT „DAS AUSLAND“. HERAUSGEBER: Dr. RICHARD ANDREE. >*^¡4 VERLAG von FRIEDR. VIEWEG & SOHN. Bd. LXXII. Nr. 21 . BRAUNSCHWEIG. 4. Dezember 1897. Nachdruck nur nach Übereinkunft mit der Verlagshandlung gestattet. Die mittelamerikanische Ausstellung in Guatemala 1897. Von Dr. Carl Ende August 1897 ist die Exposición centroameri cana é internacional zu Guatemala geschlossen worden, nachdem sie etwa Monate zugänglich gewesen war. Der Besuch war nur in den ersten Tagen nach der Eröffnung ein lebhafter gewesen; bald aber liefs derselbe so sehr nach, dafs schon zur Zeit meiner Anwesenheit in Guatemala (Mitte Juli) wohl fünfmal mehr Aus stellungsbeamte als Besucher zu sehen waren. Die Ursache dieser Erscheinung lag in der schlechten Finanz lage aller mittelamerikanischen Länder, welche den Fremdenzuzug herabgedrückt hat; dazu kam die un günstige Jahreszeit mit ihren heftigen Regengüssen, welche den Weg zum Ausstellungsplatze hin in einen geradezu abscheulichen Zustand versetzte und sogar den Verkehr zwischen den einzelnen Ausstellungs gebäuden erschwerte. Man war bestrebt gewesen, durch Spielbuden, sowie durch Konzerte der Militärkapellen das hauptstädtische Publikum anzulocken; aber auch diese Reizmittel vermochten nur in den ersten Wochen die Ausstellung für den Abend zu füllen und büfsten mit der Zeit immer mehr an ihrer Anziehungskraft ein. Unter solchen Umständen ist der finanzielle Mifserfolg natürlich ein ganz bedeutender, um so mehr, als die Ausstellung von vornherein in viel zu grofsem Mafs- stabe angelegt war. Wenn aber vielfach in Mittel amerika absprechende Urteile über das Unternehmen an sich geäufsert wurden, so hat man damit Unrecht gehabt, denn die Idee war eine gute und bei zweck entsprechender, planmäfsiger Thätigkeit der Lokal komitees und der Centralbehörde hätte die Ausstellung wirklich etwas Hervorragendes leisten können, nament lich im Bereiche der Ethnologie und der Vorgeschichte der einzelnen Länder, während die gegenwärtige Pro duktion und die mögliche Erweiterung derselben natür lich in erster Linie zur Schau gebracht werden sollten. Obgleich bei weitem nicht so viel geleistet worden ist, als man hätte erwarten dürfen, war trotzdem ein Rund gang durch die mittelamerikanische Ausstellung für den Geographen und Ethnologen von hohem Interesse, da man sich mit einem Schlage ein Bild von der Kulturhöhe und der Produktion der einzelnen mittelamerikanischen Länder verschaffen konnte. In diesem Sinne mag es mir gestattet sein, hier etwas näher darauf einzugehen. Sehr ungleichwertig waren die Ausstellungen der mittelamerikanischen Einzelstaaten, und es sprang vor allem die geringe Ausdehnung der Honduras-Abteilung in die Augen. Aufser einer Sammlung schöner Hölzer, Globus LXXII. Nr. 21. apper. Coban. wie solche in noch reicherer Auswahl, aber fast immer mit denselben Holzarten, auch bei den anderen vier Ländern Centralamerikas zu sehen waren, bemerkte man hier fast nur noch Proben von Sarsaparilla, von Kautschuk und Tabak, etliche Gewebe und Hüte, Litho- graphieen und Druckproben. Sogar Kaffee, der bei den übrigen mittelamerikanischen Ländern eine Hauptrolle spielt, fehlte hier vollständig, obgleich Honduras seit neuerer Zeit etwas Kaffee erzeugt und zur Ausfuhr bringt. Dagegen waren prachtvolle Mineralproben vor handen, besonders von den Minen S. Juancito (New York and Honduras Rosario Mining Co.) und Mont serrat. Kein anderes mittelamerikanisches Land erreichte Honduras in dieser Hinsicht; nur Nicaragua kam ihm mit hübschen Proben von Goldquarzen, von Zink-, Silber- und Bleierzen nahe. Ganz unbedeutend war Guatemala mit Minenproben vertreten; es fehlten sogar die schönen Silber- und Kupfererze von El Rosario bei Matäquescuintla, obgleich genanntes Bergwerk erst vor kurzem aufgelassen worden ist. Dagegen konnte man eine Menge von Braunkohlenproben aus Guatemala und San Salvador beobachten, ohne dafs auch nur eine einzige dieser Minen lohnenden Abbau in gröfserem Mafsstabe versprechen dürfte. Das wichtigste Erzeugnis von Guatemala, San Sal vador, Nicaragua und Costarica ist der Kaffee, und es wäre von gröfstem Interesse gewesen, wenn auf der Ausstellung eine lehrreiche Zusammenstellung der ein zelnen Kaffeesorten nach Höhenlage und geographischer Verteilung veranstaltet worden wäre. Das war aber nicht der Fall, und man mufste jeweils zu den be treffenden Gruppen der Einzelstaaten pilgern, um die verschiedenen Sorten zu studieren. Unzweifelhaft stehen die Sorten der Alta Verapaz und von Costarica an erster Stelle, und wenn erstere an Farbe schöner erschienen als letztere, so ist vielleicht der längere Transport als Entschuldigung für die Costarica - Sorten ins Feld zu führen. Aufser Kaffee waren an pflanz lichen Produkten ziemlich gleichförmig von Guatemala, San Salvador, Nicaragua und Costarica ausgestellt: Kakao, Mais, Bohnen, Reis, Rohzucker und raffinierter Zucker, Baumwolle, Hennequen und andere Faser pflanzen, Sarsaparilla, Kautschuk und Stärke. Von besonderem Belang war die prächtige, reichhaltige Indigoausstellung der Republik San Salvador, während ich die zweite Specialität des genannten Landes, den Perübalsam, vergebens suchte. Tabak war nur von Honduras, San Salvador und Nicaragua vorgeführt, 41