Aus allen Erdteilen.
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zusammen überflügelt hat, obwohl der gröfste Teil der
Anpflanzungen noch aus zarten Sträuchern besteht, die
ihre volle Entwickelung noch nicht erreicht haben, d.h.
sie geben noch nicht einen Centner (46 kg) Blätter
per tausend Stöcke, wie es bei denen der Fall ist, die
mehr als sechs Jahre alt sind. Dieses Gewicht ist der
Durchschnittsertrag der Ernten, ein Jahr mit dem anderen
gerechnet.
Die gegenwärtige Produktion der Provinz Otuzco
wird angeschlagen auf 4700 Centner; in einigen Jahren,
wenn die Pflanzungen ihre volle Ertragsfähigkeit erreicht
haben werden, wird sie auf 10 000 bis 12 000 steigen.
Diese Coca geht nach Trujillo, wo sie für die Rohcocain
fabriken von Lima aufgekauft wird. Diese letzteren be
zahlen sie zu 32 Soles den Centner. Das Cocain wird
in Lima zu 60 Centavos per Gramm verkauft.
Mit Ausnahme der Pflanzungen von Chuquillanqui,
die am Flusse des gleichen Namens liegen, befinden
sich die cocaliefernden Haciendas am Rio Grande de
Usquil, der am Fufse des Huancay mit dem Chuquillan
qui zusammenfliefst und dann den Namen Chicama an
nimmt. Der Chuquillanqui entspringt in den Schluchten
von Sunchubamba (Provinz Cajamarea) und der Rio
Grande in denen von Quiruvilca im Distrikt von Usquil
(Provinz Otuzco). Für das Gedeihen der Cocapflan
zungen hat man die Notwendigkeit einer Temperatur
erkannt, die selten unter 24° fällt, häufig aber auf 30°
steigt. Dagegen sagt aber Poeppig, die Coca gedeihe
am besten in dem milden, aber sehr feuchten Klima der
Subandinen, auf Höhen zwischen 2000' und 5000', wo
das Quecksilber nicht leicht unter 15° C. falle, und wenn
Coca in Klimaten, deren mittlere Temperatur 20° C.
übersteige, auch noch fortkomme, so verliere sie doch
in den letzteren an Kraft. — In den bolivianischen
Yungastliälern, wo, wie Weddell sagt, alle Bergabhänge
unter 2200 m Höhe buchstäblich mit Cocapflanzungen
bedeckt sind, beträgt die Durchschnittstemperatur auch
nur 18 bis 20° C.
Die meisten Cocapflanzungen in der Provinz Otuzco
befinden sich, übereinstimmend mit den Angaben Poep-
pigs, in einer Höhe von 3000' bis 4000' ü. d. M., wenige
nur in 5000'. Die von Chuquillanqui und einige andere
kleine in 2000' Höhe.
Der Boden, auf dem die Coca am besten gedeiht, ist
überall ein aus der Verwitterung von Schiefer und Sand
stein entstandener durchlässiger, roter, eisenhaltiger Thon.
Die Qualität der Coca ist, je nach dem Standort, ver
schieden. Diejenige eines trockenen, aber bewässerten
Terrains ist besser als die, welche von in feuchten Ebenen
gezogenen Pflanzen kommt, wo die Sträucher allerdings
häufig 1 bis 3 m hoch werden, von der die Indianer
aber sagen: no arma, d. h. sie hat weder Saft noch Kraft,
sie giebt nicht aus.
Wo die Abhänge steil sind, werden die Sträucher,
wie in unseren Weinbergen die Reben, staffelförmig ge
pflanzt, jede Reihe durch eine kleine Mauer aus losen
Steinen gestützt. Aus diesen Lagen kommt die beste Coca.
Dreimal im Jahre wird geerntet, d. h. werden die Blätter
von den Sträuchern mit der Hand abgekniffen. Bei guter
Bewässerung ist der Strauch wieder nach vierzig Tagen
mit Blättern bedeckt. Man breitet die in Tüchern ge
sammelten Blätter auf einer mit Schieferplatten bedeckten
Fläche aus und läfst sie in der Sonne trocknen, hat aber
sehr Acht zu geben, dafs dann kein Regen darauf fällt,
weil sie sonst unbrauchbar werden. Das ist das ganze
Zubereitungsgeschäft, nach welchem sie zum Versand
in Ballen zusammengeprefst werden, die ja nach den
Ursprungsorten von verschiedenem Gewicht sind.
Cocain, das im Jahre 1885 Mk. 20 000 per kg, 1887
Mk. 1600 per kg kostete, bewegte sich dann jahrelang
zwischen Mk. 700 und 500, bis es endlich anfangs
dieses Jahres auf Mk. 300 fiel. Da der Verbrauch dieses
Medikamentes sich ausdehnt, so werden vermutlich wieder
Preissteigerungen stattfinden.
Immerhin ist die Befürchtung vorhanden, dafs es in
folge der Cocapflanzungen, welche die Engländer in
ihren Kolonieen angelegt haben, für die südamerikanische
Coca gehe wie mit der Chinarinde, welche durch die
englische und holländische auch aus den europäischen
Märkten verdrängt worden ist und in den südamerika
nischen Produktionsgebieten thatsächlich keinen Wert
mehr hat. Aus Huanuco, wo man sich ebenfalls mit der
Darstellung von Rohcocain beschäftigt, wurde im August
vorigen Jahres geschrieben, die Laboratorien hätten
ihren Betrieb eingestellt und die Coca sei auf 4 Soles (?)
gefallen, entweder infolge eines Manövers der Cocain
fabrikanten oder weil die englische Coca augenblicklich
der peruanischen eine starke Konkurrenz mache.
Aus allen Erdteilen.
Abdruck nur mit Quellenangabe gestattet.
— Stammbäume der Hunderassen, ln der Steinzeit
der Pfahlbauten sind — wie Prof. Dr. Th. Studer auf der
79. Jahresversammlung der Schweizerischen Naturforschenden
Gesellschaft zu Zürich in einem Vortrage „Beiträge zur
Geschichte der Rassen des Hundes“ ausführte (Ver
handlungen S. 152) — bis jetzt drei Formen des Haushundes
gefunden worden.
a) Der vonRütimeyer zuerst beschriebene kleine Torfhund,
canis f. palustris Rütim., der von der älteren neolithisclien
Zeit bis zur jüngeren Steinzeit, wo zuerst das Metall auf-
tritt, zahlreiche Schädel und Knochenreste hinterlassen hat.
b) Ein gröfserer Hund, der bis jetzt in Ablagerungen am
Ladogasee von Anutschin gefunden, seither auch im Pfahl
bau von Font am Neuenburgersee sich nachweisen liefs, und
der nach Kulagin mit dem sibirischen Schlittenhund Laika
nahe Verwandtschaft zeigt.
c) Ein großer, schlank gebauter Hund, dessen Schädel
mit dem des schottischen Deerhound übereinstimmt und der
im Pfahlbau von Bodman am Überlingersee _ von Leiner
entdeckt wurde. Derselbe wird als Canis familiaris Leineri
bezeichnet.
In der Bronzezeit tritt mit neuen Haustieren der Schäfer
hund „Canis fam. matris optimae Jeitteles“ und der Jagd
hund „Canis f. intermedius Woldrich“ auf. Der Schädel zeigt
grofse Übereinstimmung mit dem des Laufhundes. Von diesen
Urrassen lassen sich folgende Rassen ableiten:
Torfhund: C. f. palustris Rütim., Spitz, Pinscher mit
seinen Zwergformen. Beide differenzieren sich schon in der
späteren Steinzeit der Pfahlbauten, lassen sich auch in der
Römerzeit, so in Baden, im Aargau, nachweisen.
Laika: C. f. Inostranzewi Anutsch., nordische Schlitten
hunde, Neufundländer, Bernhardiner, Doggen und deren
Zwergformen, die im Mops die Kleinheitsgrenze erreichen.
Canis f. Leineri Studer: Deerhound, Hirschhund,
irischer Wolfshund. In der gallisch-helvetischen Zeit wurde
der Deerhound in der ganzen Schweiz verwendet.
Canis f. matris optimae Jeitteles: Schäferhunde,
Pudel.
Canis f. intermedius Woldrich: Jagdhunde.
Die Rassen der Windhunde finden wir besonders in der
Umgebung des Mittelmeeres, vorwiegend in Ägypten, von den
ältesten Zeiten an vertreten. Nach dem Schädel stehen diese
in mancher Beziehung zu den Pariahunden, die daher als
Stammformen betrachtet werden müssen. Man kann also die
Hunderassen Europas betrachten als: A. Äquatorialen
Ursprungs: Die Paria- und Windhunde. B. Paläark-
tischen Ursprungs: Die übrigen Hunderassen. F. G.