GLOBUS.
ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT FÜR LÄNDER- UND VÖLKERKUNDE.
VEREINIGT MIT DER ZEITSCHRIFT „DAS AUSLAND“.
HERAUSGEBER: Dr. RICHARD ANDREE. VERLAG von FRIEDR. VIEWEG & SOHN.
Bd. LXXII. Nr. 8.
BRAUNSCHWEIG.
28. August 1897.
Nachdruck nur nach Übereinkunft mit der Verlagshandlung gestattet.
Das Gebiet des Mongalaflnsses in Centralafrika (Kongostaat).
Nach eigenen Forschungen von Franz Tlionner.
Der Mongalaflufs. von dessen Gebiet ich auf meiner
vorjährigen Reise einen grofsen Teil kennen lernte, ist
einer der nördlichen Nebenflüsse des Kongostromes.
Er entsteht aus zwei Quellflüssen, von welchen der
südliche den Namen Dua oder schwarzes Wasser, der
nördliche den Namen Ebola
oder weifses Wasser führt. Ein
jeder derselben hat in seinem
Unterlaufe eine Breite von
mindestens 100 m, während
der vereinigte Mongalaflufs
ungefähr die doppelte Breite
aufweist und seiner ganzen
Länge nach von kleinen
Dampfern befahren werden
kann. Von seinen Zuflüssen
sind nur zwei durch eine be
deutende Wassermenge aus
gezeichnet, nämlich auf dem
rechten Ufer der von Norden
kommende Likameflufs, auf
dem linken der mit der Dua
parallel laufende Motimaflufs.
Dieselben haben eine Breite von
beiläufig 50 m. Der Likame
flufs gleicht in seinem Cha
rakter der schnellströmenden,
gelblich gefärbten Ebola, der
Motimaflufs dagegen der
träge dahinfliefsenden, ihre
Ufer weithin überschwemmen
den , schwärzlich gefärbten
Dua. Das Stromgebiet der
Mongala hat die Form eines
weiten Beckens, dessen Rän
der von niedrigen Höhenzügen
gebildet werden, während
eine breite sumpfige Ebene
die Mitte einnimmt. Nur an
der Stelle, wo kurz nach
der Vereinigung der beiden Quellflüsse der bisher nach
Westen fliefsende Strom nach Süden umbiegt, treten
niedrige Hügel bis nahe ans Ufer heran. Die Ufer der
Dua sind so flach, dafs man nur wenige trockene Lan
dungsstellen findet, und die Bewohner genötigt sind,
ihre Hütten auf Pfählen zu errichten. Auch unterhalb
der Vereinigung der beiden Quellflüsse ist meist nur das
eine Ufer erhöht, während das andere unter Wasser
Fig. 2. Häuptling von Binga.
Photographiert von Franz Tlionner.
steht. In der erwähnten hügeligen Gegend am Zu-
sammenflufs der beiden Quellflüsse tritt eisenhaltiges
Gestein, wahrscheinlich Raseneisenstein, zu Tage, sonst
ist dasselbe überall von teils lehmigem, teils sandigem
Alluvialboden bedeckt.
Das Klima dieses Gebietes
ist feucht und verhältnismäfsig
kühl. Die Regenzeit dauert
von März bis November und
ist hier die kühlere Jahreszeit.
Es regnet dann durchschnittlich
jeden zweiten Tag, gegen Ende
der Regenzeit sogar fast jeden
Tag. Morgens herrscht meist
Nebel, welcher oft mit so star
kem Thau verbunden ist, dafs
man ihn wie Regen auf die
Blätter der Bäume fallen hört,
während man selbst trocken
bleibt. Die Temperatur beträgt
dann gewöhnlich 19 bis 22° C.,
sie steigt an regenlosen Tagen
auf 28 bis 31°, um abends
wieder auf 23 bis 26° herab
zusinken. Tritt aber Regen,
der gewöhnlich von Gewitter
begleitet ist, ein, so übt er
einen sehr erniedrigenden Ein-
flufs auf die Temperatur aus.
Das Klima der Uferland
schaften gilt als sehr ungesund
für die Weifsen, namentlich
Ruhr kommt sehr häufig vor.
Es dürfte dies aber teilweise
auf den Genufs schlechten
Wassers zurückzuführen sein,
denn Quellwasser ist nicht vor
handen, das Wasser des Flusses
aber sehr unrein und die
meisten Europäer versäumen
es, dasselbe vor dem Gebrauch abkochen zu lassen. Die im
Binnenlande gelegene Station Ngali scheint sich eines
bedeutend gesunderen Klimas zu erfreuen.
Das ganze Gebiet ist von Urwald bedeckt, nur an
den nördlichen Rändern desselben soll auch Grasland
auftreten. Der Wald besteht aus ziemlich weit von
einander abstehenden hohen Bäumen mit meist schlanken
Stämmen, welche namentlich in ihrem oberen Teil von
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Globus LXXII. Nr. 8.