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Aus allen Erdteilen.
Schilf hei günstiger Gelegenheit verlassen. — Die beiden
ersten Gruppen, die sogenannten „Handelsinsekten“, sind
geringer an Zahl als die zufällig verschleppten, die letzteren
hingegen gelangen selten zur Vermehrung, da nur in seltenen
Fällen wirklich Männchen und Weibchen zusammen mit
geführt werden und die Quais der grofsen Seestädte keine
günstige Existenzbedingungen bieten; nur die Fliegen sind
in dieser Beziehung günstig daran.
Die Einführung von Alten fügt nun aber nicht nur neue
Arten zur bestehenden Fauna hinzu, sondern sie ist oft der
Grund, dafs einheimische Formen verschwinden, so ist z. B.
in Amerika, seitdem Pieris rapae dort eingeführt ist, die
früher dort einheimische Pontia oleracea fast ganz an Stellen
verschwunden, wo sie früher sehr häufig vorkam. Seit der
Coloradokäfer (Doryphora 10 lineata) von Westen her vor
drang und sich auf den Kartoffelfeldern des Ostens vermehrte,
verschwand dort die früher im Osten häufige Doryphora
junita fast ganz. — Näher auf die zahlreichen von Howard
angeführten Beispiele einzugehen, verbietet uns der Baum,
wir verweisen in dieser Beziehung auf die Arbeit selbst.
— Far-öer. Kapitän Sand, welcher mit der Vermessung
der Far-öer während der Jahre 1895 und 1896 betraut war,
giebt (Geografisk Tidskrift XIV) an, dafs die Lage der
Hauptstadt Thorshavn bisher unrichtig angegeben wurde.
Die richtige Position ist 62° 0' 49" nördl. Br. und 6 ° 45' 23"
östl. L. v. Gr. Der höchste Berg der Inselgruppe, der
Slattaratinde, liegt im Norden von Österö, westlich vom
Fundingsfjord und erreicht 882 m; der höchste Gipfel auf
Stromö ist der Kopende, 790 m. Die höchsten Spitzen auf
Naalsö, Hestö und Kolter sind beziehungsweise 370 m,
420 m und 478 m hoch. Die Triangulation von vier Inseln
ergab Stromö 373, Naaslö 10, Hestö 6 und Kolter 2,5 qkm.
— Britische Besitzergreifungen in der Südsee
im Jahre 189 7. Während bei jedem schwachen Versuche
Deutschlands, seinen Kolonialbesitz zu vergröfsern und z. B.
Samoa, wo doch die deutschen Interessen und Besitzungen
vorwiegend sind, unter deutsche Alleinherrschaft zu bringen,
sich in England ein Strom des Unwillens und des Wider
standes erhebt, vergeht doch kaum ein Jahr, ohne dafs die
australische Presse neue britische Erwerbungen in der Siidsee
verzeichnet. Sind diese auch nur klein und halten sie sich
innerhalb der britischen Interessensphäre, so sind sie doch
bezeichnend für Englands Ländergier und Bestreben, jedes
bisher herrenlose Fleckchen der Erde dem grofsen englischen
Kolonialbesitze einzuverleiben. So kehrte auch im Anfänge
Juli d. J. das britische Kriegsschiff „Wallaroo“ nach einer
erfolgreichen Beise nach Townsville in Queensland zurück.
— Am 17. Juni war das Schiff hinüber nach Bellona
Island im Süden der Salomonsinseln gefahren und hifste
den Union Jak. Bellona Island ist völlig verschieden von
den Inseln der Salomongruppe. Die Bewohner gleichen mehr
denen Samoas, waren nicht freundlich, obschon sie keine
thätliche Beweise ihrer Feindschaft gaben.
Am folgenden Tage wurde das 17 Meilen entfernte Ben-
nell Island besncht und in Besitz genommen. Dann ging
es weiter nach den Stewart Inseln, die vier an der Zahl
innerhalb eines 16 Meilen umfassenden Korallenriffes liegen.
Auch hier landete Kapitän Pollard und liefs die Besitz
ergreifung vollziehen am 21. Juni. Der König oder höchste
Häuptling hatte von der Königin gehört und sagte, dafs sie
gut sei und dafs er und sein Volk froh seien, dafs sie ihre
„dicke Königin“ wäre. Der dunkelfarbige Monarch, der Say-
maru hiefs, wurde im Kapitänsboot an Bord der Wallaroo
gebracht, bewirtet und reich beschenkt. — 1 Die Fahrt ging
dann nach Gaara in den Salomonsinseln, wo die Einge
borenen feindlich allen Verkehr vermieden, dann nach
einigen Tagen nach Gavutu, der Kohlenstation und dem
Ankerplätze auf der Insel Florida. Di\ Vollmer.
— In der Zeitschrift für österreichische Volkskunde
(1897, S. 129) hat Prof. F. Pichler in Graz eine Arbeit
über „Berge, Bühel und Pichler in den österreichischen
Alpenländern“ veröffentlicht, welche vorwiegend sprachlicher
Art, aber auch durch Zusammenstellung geographischer
Bezeichnungen für die Gebirgsformen in den Alpen
von Belang ist. Er führt etwa 40 bis 50 der bekanntesten
an, erläutert dieselben und giebt zahlreiche Belege dazu.
Alm, Albe gleich Alpe — Berg. Gebirge gilt oft für
einzelne Berge, die nicht gerade immer ein Gröfseres dar
stellen.— Boden, in der Verkleinerung Bödel, Verflachung,
der Gegensatz von Bühel. — Eck — Feld, meist bei alpeu-
mäfsiger Gipfelfläche. — Fels, nicht volkstümlich, da hierfür
Stein gebraucht wird. — Ferner, gleich Gletscher, wie in
Tirol. — Gletscher, nur buch- und schulgemäfser Ausdruck,
dafür im Pinzgau, Ziller- und Möllthal etc. das Kees (sprich
Köhs). — Grat, schmaler Bergrücken, beiderseits jäh ab
fallend, höchste Bergesspitze. — Gupf, Gipfel, kegelförmige
Erhöhung. — Höh — Horn, Mehrzahl Hörnder, Ver
kleinerung Herndl, Hörnle, Bergformnamen, je näher der
Schweiz, desto zahlreicher. — Hut — Joch, Gebirgssattel
meist mit Weg, Mehrzahl Jöcher. -— Kar, kahler Fels, Fels
trümmerwerk. — Kofel, felsige Bergspitze, höher und
wilder als Kogelkopf ist Kuppe, verkleinert Köpfl. —
Kulm, Gipfel —Kuppe, Koppe selten. — Lucken, ein
Bergloch, Lucke—Mauer = Wand. — Nock, auch Ock,
höchste Kuppe des Berges, verkleinert Nockl. — Ofen, ein
Felsblock auf Berghöhe. — Pafs, Bergübergang, breiter als
Thor. — Platte, Bodenfläche, waldlos auf Berghöhe. —
Biegel, kleine Anhöhe. — Buck, Bücken, oberkärntnisch
Bugga. — Buh, nicht volksecht — Sattel, Bergübergang.
Scharte, scharfe Einsattelung, verkleinert Schart]. —
Schneid, Gebirgsgrat, Kante. — Schrofen, selten. —
Spitz, spitzer Berggipfel, waldlos, felsig. — Stein, dialek
tisch Stan, Stoan, Stuon, verkleinert Standl. — Stock —
Stuhl — Tauren, das Hochgebirg mit Pfad oder Strafse.
— Thor, kleines Gebirgsjoch, Mehrzahl Törd’r, verkleinert
Tearl, Thörl. — Thum für Turm. — Wald, waldiger
Bergzug, Waldvorstufe des Felsgebirges. — Wand = Fels,
Stein. — Zinnen nicht volkstümlich.
— Die Drumlinlandschaft in Norddeutschland.
Die Drumlinlandschaft wird durch langgestreckte, flache
Hügel charakterisiert, die immer gesellig auftreten. Der
Name ist irisch-keltischen Ursprungs und wurde zuerst von
den nordamerikanischen und englischen Geologen ange
wandt, um eine in jenen Gebieten weit verbreitete Ober
flächenform zu bezeichnen. Die Eigentümlichkeiten der
Drumlins liegen in ihrer geographischen Verbreitung, ihrer
Zusammensetzung, ihrer Gestalt und ihrer Orientierung. Sie
sind auf die Gebiete diluvialer Vergletscherung beschränkt,
anscheinend sogar auf die Gebiete der letzten Vereisung.
Ihre Form ist mehr oder weniger elliptisch; die Länge ver
hält sich zur Breite wie (1—10) : 1; die Länge der Haupt
achse schwankt zwischen ein paar hundert Metern und
mehreren Kilometern; die Höhe beträgt gewöhnlich 10 bis
20 m und überschreitet selten 30 m. Zur Hauptsache be
stehen sie aus ungeschichtetem Grundmoränenmaterial, aus
Geschiebemergel; ob ein Kern aus älteren Schichten die
Begel oder die Ausnahme bildet, kann noch nicht entschieden
werden. Die auffälligste Erscheinung ist die Orientierung
der Hügel in der Bichtung ihrer Längsachse, in ganz auf
fallender Weise verlaufen sie über weite Gebiete parallel,
und zwar deckt sich ihre Längsachse mit der Bichtung der
Schrammen und der Bundhöcker und damit mi t, der
Bewegungsrichtung des Inlandeises in dem betreffenden
Gebiete.
Während die Drumlinlandschaft in Nordamerika und in
Grofsbritannien seit langen Jahrzehnten bekannt ist, fällt
ihre Entdeckung im kontinentalen Europa in die erste
Hälfte unseres Jahrzehntes: 1893 nördlich vom Bodensee,
1893 und 1894 im nördlichen Hinterpommern und in Posen,
1895 in Schweden und in der nördlichen Schweiz, 1896 in Liv
land. Die hinterpommersche Drumlinlandschaft erstreckt
sich von Greifenberg im Norden bis in die Nähe von Kyritz
im Süden, von Gollnow im Westen bis Begenwalde, Labes
und Freienwalde im Osten und umfafst ein Areal von
2500 qkm. Im Süden und Südosten wird sie von der un-
regelmäfsigen Moränenlandschaft, im Westen von den weiten
Thalsandebenen der Haffumränderung und im Norden von
ebenen Grundmoränen gebieten begrenzt. In diesem Gebiete
liegen mindestens 2200 Drumlins, die zum grofsen Teile in
nordsüdlicher Bichtung verlaufen. Die Drumlins bewegen
sich auf die neumärkisch - pommersche Endmoräne zu,
bleiben aber von ihr getrennt durch den breiten Streifen der
Moränenlandschaft. Östlich von Stargard entwickeln sich
aus der Drumlinlandschaft heraus zwei Asar von 20 resp.
15 km Länge, die in ihrem Verlauf mit den Drumlins über
einstimmen und auf die Endmoräne bei Nörenberg zu ver
laufen. Alle diese Umstände machen es gewifs, dafs die
Drumlins auch in diesem Gebiete in der Bichtung der Eis
bewegung liegen und dafs ihre Längsachsen ein vortreffliches
Mittel zur Konstruktion von Darstellungen dieser Bewegung
bilden, viel besser und zuverlässiger, als die spärlichen
Stellen vom Eise geschliffener und gekritzter Gesteinsober
flächen , bei denen es von vornherein unwahrscheinlich ist,
dafs die mittlere Bichtung des Eises in derjenigen der
Schrammen zum Ausdruck gelangt. (K. Keilhack in Zeitschr.
d. d. geolog. Gesellsch. 1897.)
Verantwortl. Redakteur: Dr. R. And ree, Braunschweig, Fallersleberthor-Promenade 13.— Druck: Friedr. Vieweg u. Sohn, Braunschweig.