GLOBUS . ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT FÜR LÄNDER - UND VÖLKERKUNDE . VEREINIGT MIT DEN ZEITSCHRIFTEN : „ DAS AUSLAND“ UND „ AUS ALLEN WELTTEILEN“ . HERAUSGEBER : Dr . RICHARD ANDREE . VERLAG von FRIEDR . VIEWEG & SOHN . Bd . lxxvii . Nr . 6 . BRAUNSCHWEIG . io . Februar 1900 . Nachdruck nur nach Übereinkunft mit der Verlagshandlung gestattet . Durch die Karroo nach Kimberley . Reisebriefe von Dr . S . Passarge . III . ( Schlufs . ) 3 . Die Diamantwäschereien am Yaalfiusse . Montag , den 2 9 . Juni 1896 . Der Besuch der Diamantenstadt Kimberley findet am besten seinen Ab - schlufs durch einen Ausflug nach den reien am Vaalflusse . So verliels ich denn Kimberley am 27 . Juni in Begleitung des Herrn II . auf der Bahn , die nach Mafeking geht . Schneckenartig schlich der Zug durch die weite Ebene , die mit niedrigen Karroo - büschen bedeckt ist und unter deren rotem Boden der weifse Süfswasserkalk zuweilen zu Tage tritt . Doch was ist denn das dort ? Da breitet sich ja ein See aus ! Rinderherden weiden an seinen Ufern . Auch auf der anderen Seite des Zuges dehnen sich flächen aus ; hinter ihnen erheben sich Tafelberge . Wer hätte solchen Wasserreichtum in dieser Steppe erwartet ! Weiter und immer weiter schleicht der Zug . Die herden , die wir vor uns gesehen , liegen jetzt hinter uns , aber statt an den Ufern eines Sees grasen sie friedlich in der grünen Ivarroo . Der See aber liegt gerade so wie zuvor vor uns . Also nichts als eine Luftspiegelung , aber so täuschend , dafs ich hätte schwören mögen , es sei Wasser gewesen ! Infolge der Strahlenbrechung hebt sich scheinbar der Rand des Horizontes etwas in die Höhe , und in dem so entstehenden Raume unterhalb der den Horizont bildenden Bergkette sieht man einen schmalen Streifen des Himmels . Dieser Streifen imponiert als Wasserfläche , und man glaubt in der heifsen , den Luft den Wiederschein der Sonne auf dem spiegel zu sehen . Je näher man kommt , um so weiter rückt der See zurück und läfst nur den ewig gleichen Karroobusch hinter sich . Westlich der Riverton Station liegt eine grofse pfanne , die man von der Bahn aus gerade noch an der hellen Färbung des Bodens erkennen kann . Auf der nächsten Station , Windserton , steigen wir aus . Hoch oben auf einer Kutsche , die von acht Pferden gezogen wurde , ging es im Trabe und Galopp dahin . Die hiesigen Postkutschen sind nach amerikanischem Muster gebaut , d . h . sie ruhen auf einem Ledergestelle , das auf den Achsen des Wagens liegt und gut federt . Rasch flog der Wagen auf dem ebenen Wege hin , an einigen bergen vorbei . Ein Hottentott in zerlumptem Kostüme führte die Zügel , ein weifser Kutscher schwenkte die lange Peitsche , die einen 3 bis 4 m langen Rohrstiel hat und mit unfehlbarer Sicherheit das lässige Tier trifft . Nach V4 ständiger Fahrt war der Vaalflufs erreicht . Er war jetzt etwa 130 m breit , hat aber eine sehr Globus LXXVII . Nr . 6 . selnde Wassermenge und überschwemmt zuweilen mit grofser Gewalt seine Ufer . An der Stelle , wo wir ihn erreichten , ging eine Fähre über den Fluis , auf der in normalen Zeiten die Kutsche nach Hebron übersetzt . Jetzt durfte sie jedoch der Rinderpest wegen , die seits des Vaal herrschte , den Flufs nicht überschreiten , sondern die Passagiere allein wurden übergesetzt . Am jenseitigen Ufer erwartete uns ein Wagen Herrn IJ . ’s , der uns schnell auf die Höhe des Ufers brachte , das etwa 8 bis 10 m über dem Wasserspiegel des Vaal liegt . Das Wort Vaal ist unser Wort „ fahl“ und spielt auf die trübe Farbe dieses Flusses an , ebenso wie der Vaalbusch , dessen Holz so harzreich ist , dafs es in grünem Zustande brennt , seinen Namen von der grauen Farbe seiner Blätter hat9 ) . Hebron ist ein alter Ort am Vaal und in der Mitte ausgedehnter Flufsschotter gegründet worden , die manten enthalten . Diese Schotter liegen auf der Höhe und sind alte Ablagerungen des Vaal , die mehrere Meter über dem jetzigen Flufsbette liegen . Die Gerolle der Schotter bestehen aus Quarz , Achat , Diabas , Schiefern und sind durch Verwitterung rot gefärbt . Wohin man blickt , ist der Boden durchwühlt von alten Gruben . Nach Passieren der Schotterzone bildet Diabas den Boden , der von ödem , niedrigem Busche bestanden ist . Gegen 2 Uhr erreichten wir Klipdam , einen Ort , der in einem anderen Schottergebiete liegt und heutzutage ein Hauptcentrum für die Digger ist . Die diamanthaltigen Schotterliegen auf einer Strecke von Christiana im vaal im Osten bis Delports hope im Westen am Vaal entlang . Bei Klipdam umgeben sie eine flache Mulde , deren ebener Boden auffallend von dem durchwühlten Geröllboden sich unterscheidet . Hunderte von Händen gruben und schaufelten in dem Geröllboden , niemand kam aber auf den Gedanken , einmal den Boden des Beckens zu untersuchen . Ein Mann mit dem seltenen Namen Smith war der erste , der heimlich auf fremdem Grund und Boden in der Mitte des Beckens einen Schacht senkte und auf dia - manhaltigen Grund stiefs . Er benachrichtigte das Haus , dem Herr H . angehört , von seinem Funde . Der Boden wurde aufgekauft , prospektiert und der Regierung zeige gemacht . Allein dank der Intriguen von Rhodes , der jede Konkurrenz mit rücksichtsloser Energie zu unterdrücken sucht , wurde die Mine erst nach einem 9 ) Auch die Aussprache ist fahl , also f . Die Republik heifst also Transfaal und nicht Transwaal . 11