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Dr . G . Greim : Ein Besuch der Schlammsprudel von Sassuolo .
geringste Ähnlichkeit mit einem Krater , worauf schon Stöhr Gümbel aufmerksam machte6 ) ; es dürfte deshalb angebracht sein , ausdrücklich darauf hinzuweisen , weil eine Darstellung davon , die geeignet ist , in Bezug auf Grössen - und Formverhältnisse ein möglichst falsches Bild zu gehen , in Gümhels weit verbreitete „ Grundzüge der Geologie“ 7 ) sich eingeschlichen hat . In keit ist weder das Salsenterrain so klein , wie es sich aus dem Vergleiche mit den a . a . 0 . mit dargestellten menschlichen Figuren ergiebt , noch rund und von einem steil abfallenden Kraterwall umgeben — die das Plateau umgehenden Höhenzüge bestehen aus Pliocänmergeln —
und aulserdem ist nichts von dem dargestellten steigenden Dampfe zu sehen .
Schon von den umgebenden Höhen treten auf der Hochfläche sofort die thätigen Sprudel durch ihre graue Farbe aus dem Grün und Braun der Felder lich hervor . Sie sind in einzelne Gruppen verteilt , die an Ausdehnung , Anzahl der Öffnungen u . s . w . schieden sind und wechseln mögen . Bei unserer wesenheit konnten wir acht Gruppen zählen , die im ganzen etwa 20 gut ausgebildete und unterscheidbare thätige Kegel umfafsten . Zählt man dagegen die Eruptionsöffnungen , die keine Kegel aufgebaut haben , und zum Teil aufserhalh der sofort in die Augen den Gruppen liegen , mit , so erhält man eine viel gröfsere Zahl , die nach Schätzung 50 bis 80 betragen mag .
6 ) Siehe Gümbel 1 . c . , S . 233 , Fufsnote .
7 ) Kassel 1888 , S . 355 , Abbildung 239 .
Der Boden der Hochfläche wird vollständig von demselben grauen Schlamm gebildet , der aus den Sprudeln seihst ausfliefst . Jedoch sind diejenigen Teile , die nicht in der allerletzten Zeit von Schlamm frisch überschüttet wurden , bewachsen , wenn auch nach dem Aussehen nicht gerade auf besondere Fruchtbarkeit des Bodens geschlossen werden kann .
Der auslaufende Schlamm ist an den meisten punkten sehr dünnflüssig und wässerig , und darauf sind gewifs auch die im allgemeinen aufserordentlich flachen Formen der daraus gebildeten Kegel zurückzuführen . Nur wenige förderten dickflüssigere Schlammmassen und
dies waren , wie ich zu bemerken glaubte , vor allem die höheren und steileren Kegel .
Wenn man die Kegel vom rein morphologischen Standpunkte aus betrachtet , könnte man sich thatsäch - lich in ein echt vulkanisches Gebiet versetzt glauben . Neben erloschenen , noch deutlich sichtbaren Kratern , in denen der Kraterboden durch eingetrockneten Schlamm ausgefüllt war , fanden sich , nur in kleinerem Mafsstabe , eine Anzahl von Formen thätiger Krater , die uns im grofsen auch an den echten Vulkanen entgegentreten . Da war bei manchen der Kraterrand durch den geflossenen Schlammstrom an der einen Seite vollständig eingerissen , hei einem anderen fand sich ein gröfserer Krater mit innen etwa 5 cm hoch steil abfallenden den , in dessen flachem Boden sich drei sekundäre löcher als voneinander getrennte kreisrunde Teiche von etwa 40 , 15 und 10 cm Durchmesser zeigten , an derer Stelle lag eine gröfsere Gruppe von 20 bis
) Fig . 3 . Grofser Krater im Salsenterrain von Nirano .
Die Figur steht links hinter einem kleinen stumpf kegelförmigen Krater , links etwas weiter vorn die grofse , hier dunkel scheinende Wasserfläche im Kraterloch des grofsen^hellen Schlammkegels , der rechts und links über den Bildrand hinausragt . Dahinter zwei grofse , miteinander verschmolzene Kegel einer anderen Gruppe von Kratern . Im Hintergrund die das Salsen - plateau einschliefsenden , zum Teil mit Bäumen bepflanzten Höhen . ( Originalaufnahme von Dr . G . Greim . )