GLOBUS .
ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT FÜR LÄNDER - und VÖLKERKUNDE .
VEREINIGT MIT DEN ZEITSCHRIFTEN : „ DAS AUSLAND“ UND „ AUS ALLEN WELTTEILEN“ .
HERAUSGEBER : Dr . RICHARD ANDRES . VERLAG von FRIEDR . VIEWEG & SOHN .
Bd . LXXVII . Nr . 9 .
BRAUNSCHWEIG .
Nachdruck nur nach Übereinkunft mit der Verlagshandlung gestattet .
10 . März igoo .
Pantelleria .
Von Dr . Albert Mayr . München . Photographieen nach Aufnahmen des Verfassers .
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Der Reisende , der auf dem nach Tunis abgehenden Dampfer Marsala verläfst , erblickt schon nach wenigen Stunden die hoch aus dem Meere aufragende vulkanische Insel Pantelleria1 ) . Sie hat eine länglichrunde Gestalt ; die Nord westspitze , an der die kleine Stadt liegt , findet sich etwa 36° 51' 12 " nördl . Breite und lln 55' 23 " östl . Länge von Greenwich . Die generstreckung der Insel geht von osten nach westen . Bei einer gröfsten Länge von ungefähr 14 km und einer gröfsten Breite von 8 1cm bedeckt sie einen Flächenraum von 151 , 4 qkm .
Durch ihre Lage mitten in der sicili - schen Meeresstrafse ist die Insel in tener Weise stigt . Die Nordspitze ist von Kap Bon 46 , von Kap Granitola auf Sicilien nur 56 Seemeilen entfernt .
Kap Bon kann man ebenso wie den sten Punkt der kanischen Küste , Ras Kelibia , von leria aus mit freiem Auge erblicken
PANTELLERIA
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l ) Eine kurze geographische Darstellung von Pantelleria , wo ich im Jahre 1897 zum Zwecke archäologischer suchungen mich ein paar Wochen aufhielt , giebt W . H .
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Smyth , Sicily and its islands ( London 1824 ) , p . 281 gröfsere Arbeit von P . Calcara , Descrizione dell’ isola di telleria in den Atti dell’ Accademia di scienze e lettere di Palermo 1853 ist nicht vollendet ; siehe auch Mediterranean j - VoTfan Tnspl . heraus -
Pilot I ( 1894 ) , p . 326 ; dazu zwei Karten der Insel , beraus - gegeben vom italienischen Istituto topografico militare im Mafsstabe von 1 : 10 000 und 1 : 50000 . Die geologischen hältnisse , von H . Förstner ( Bulletino del r . Comitato gico d’Italia , XII , 1881 , p . 5 , 23 und Zeitschrift für Krystallo - graphie und Mineralogie von P . Groth , V , S . 328 , und VIII , S . 125 ) untersucht , haben jüngst eine kurzgefafste Darstellung von A . Dannenberg ( Gaea , XXXI , 1895 , S . 653 ) erfahren .
Globus LXXVII . Nr . 9 .
dem westlichen Sicilien nach Afrika . Aber auch der Kurs fast aller Schiffe , die aus dem westlichen meere und von Tunis nach Osten fahren , führt an telleria vorbei . Dodi fast keiner von den vielen Dampfern , die gegenwärtig täglich die Höhe der einsamen Insel passieren , legt an derselben an ; nur zweimal in der
Woche berühren sie die Schiffe der sellschaft zione Generale liana . Trotz der nent günstigen Lage für Handel und kehr ist die Insel von jeher gewesen , was sie auch heute ist , der Wohnsitz einer kleinen meinde von Bauern und Fischern .
Die Vorteile der Lage werden lich durch dene Umstände stark beeinträchtigt . Das Meer ist in dieser Gegend stürmisch , wie man es selten im Mittelmeere findet . Auch in der besseren Jahreszeit , Ende Mai und Anfang Juni , sah ich es oft mit grofser Heftigkeit gegen die Küste branden . Die Geschichte berichtet aus Altertum und Mittelalter einige Fälle , wo das Meer um Pantelleria den Flotten gefährlich oder verderblich wurde .
Die Küste selbst setzt einer Annäherung fast überall grofse Schwierigkeiten entgegen . In der Regel ist sie felsig , zum grofsen Teil aus schwarzem Lavagestein stehend , zu dem der weilse Schaum des brandenden Meeres den beständigen Kontrast bildet . Kurze Strecken im Norden und Westen abgesehen , sind die Ufer sehr hoch , am höchsten im Südosten und im Süden , wo sie sich bis 290 m erheben . Oft sind sie vertikal in die See abgebrochen . Rauhe Felsblöcke liegen unten am Gestade und erschweren die Anfahrt . Nicht selten finden sich Grotten in den Abstürzen der Küste ; vor
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