78 Ein Ausflug nach
spitze rothe Kappe , war nicht so reizend wie die ältere Schwester , gab mir aber nach dem Befehl ihres Vaters eine Hand . Das Haus enthielt drei lange Zimmer , die völlig von einander getrennt und mit türkischen Teppichen belegt waren . Im Ganzen war an dieser Wohnung uicht viel zu sehen und ich ging nach einer halben Stunde mit Hamed wieder fort , um einen Ritt außerhalb der Stadt zu machen .
Zwei Pferde waren bald herbeigeschafft und wir sprengten über Stock und Block und ritten durch einige Bäche . Der Weg war abscheulich , aber mein Führer meinte , die Berberrosse seien an denselben gewöhnt und möchten gute Wege gar uicht leiden . Hamed pries sein Heimathland als das herrlichste Paradies der Welt und fragte einmal über
Tanger in Marokko .
Frauen trugen Kinder auf dem Rücken , hatten aber die Kleinen dermaßen eingewickelt , daß kaum etwas vom Gesicht hervorguckte .
Als ich wieder in Tanger einritt , war der Markt längst vorüber , ich fand aber die Straßen trotzdem sehr belebt , denn sie dienen gleichsam als Besuchszimmer . Man erzählt sich die Tagesneuigkeiten unter freiem Himmel . Der ara - bische Dialekt , welchen die Mauren in Tanger reden , kam mir sehr hart und rauh vor . Die Juden sind so geschäfts - eifrig wie überall ; einen Handelsmann , der sich einmal an mich angeklammert hatte , konnte ich gar nicht wieder los werden ; er brachte mir immer neue Sachen und ließ nicht nach , bis ich mich dazu verstand , mit ihm zu einem seiner Glaubensgenossen zu gehen . Bei diesen fand ich sehr schöne
Marokkaner begleiten eine Karawane .
das andere : „ Ist es hier nicht viel , viel schöner als in Spa - nien ? "
Wir kamen auf einen Hügel , wo fünfzehn in Stein - Haufen befestigte Stangen , an welchen weiße Lappen slatter - ten , deu Eingang zn einem Dorse bezeichneten . Dieses selbst sahen wir aber noch uicht , denn es lag hinter einer sandigen Anhöhe ; als wir aber um diese herum geritten waren , gewahrten wir niedrige , mit Stroh gedeckte Hütten , fünfzehn an der Zahl . Alles war armselig und in hohem Grade schmutzig , und wir sprengten fürbaß .
Nach etwa einer Viertelstunde sahen wir zwei Kara - wanen , welche landein zogen ; die Kanieele gingen mit weit - vorgestrecktem Halse in langer Reihe einzeln hintereinander . Der Anblick war für mich eigenthümlich und der vierstün - dige Ritt recht lohnend . Auf dem Rückwege begegneten mir viele Mauren , die vom Markte zurückkamen ; mehrere
Töpferwaaren ? , die in Fez verfertigt werden . Die Farben - gebung ist lebhaft , der Preis war gering , aber jedes ein - zelne Stück hatte da oder dort Fehler . Mein jüdischer Handelsmann versuchte mir zu beweisen , daß gerade darin der eigentliche Werth und die wahre Schönheit liege ; ohne jene Mängel wären sie gar nicht arabisch ! Die Araber wollen von den Juden nichts wissen ; es ist der ewige Wider - streit zwischen Isaak und Jsmael .
Die beiden Handelsleute führten mich in ein Theater , welches sein Dasein einigen reichen jüdischen Kaufleuten verdankte . Eine prächtige Schaubühne ist es nicht , sondern ein sehr einfaches Ding : es besteht nämlich aus einem mit Leinwand überspannten Hofraum , in welchem Bänke stehen . Die Galerien des Obergeschosses bildeten Logen und in diesen saßen , außer den Konsuln , auch ein Dutzend hübsche , sehr geputzte Jüdinnen . Mauren mit nackten Beinen richte -