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Kleine Nachrichten .
59 , 000 , Posen mit 20 , 939 , Stettin mit 17 , 811 , Landsberg an der Warthe mit 14 , 000 Centner Wolle . Den Hauptumsatz von extrafeiner Wolle hatte Breslau , von allen anderen Sorten Berlin .
Ausfuhr von Seidenwaaren in Lyon . Dieselbe betrug im Jahre 1861 , Bänder eingeschlossen , 333 , 310 , 000 Francs ; ein starker Ausfall gegen 1860 , denn damals betrug sie für 454 , 731 , 485 Francs ( 121 , 421 , 485 Francs weniger ) . Der Durchschnittsexport stellt sich für die fünf Jahre vor 1862 auf 420 , 116 , 080 Francs im Jahre . Jener Ausfall ist hauptsächlich eiue Folge des Krieges in Nordamerika .
Baumwolle in Afrika . In England reitet man alltäglich auf diesem Steckenpferde , umgeht aber die Hauptsache . Daß iu Afrika , sowohl im Norden wie im Südeu des Aequators , große Landstrecken sich für deu Anbau dieser Pflanze eignen , und daß die Neger Baumwolle für ihren Bedarf bauen , das ist eine weltbe - kannte Sache , und wir brauchen dafür weder Baikie's noch Living - stone's oder Anderer Angaben . Nun tritt ein Herr Baxter Laugley auf und macht abermals Hoffnungen über große Banmwollenzu - fuhren aus Afrika und beruft sich , unglücklich genug , auf die Beobachtungen , welche mau am Sambesi gemacht habe . Er weist aber nicht nach , wie man es anfangen wolle , die Schwarzen zum regelmäßigen Anbau der Baumwolle zu vermögen , wie diese entkörnt werden soll , und wo sichere und zuverlässige Transportmittel sind ; auch ist er außer Staud , eiue nur annähernd sichere Schätzung über den Ertrag in den verschiedenen Regionen zn geben . Seit zwanzig Jahren immer dasselbe Lied ohne irgend welchen Erfolg .
Aus der Kap - Kolonie . Die Regierung derselben will im nächsten Jahre eine Telegraphenleitung bis Natal anlegen , und man zweifelt nicht , daß die gesetzgebende Versammlung die er - forderlichen Mittel bewilligen werde . Denn das Kap - Parlament ist freigebig , wenn es sich lim Gelder für Verkehrsmittel handelt , und notirt deshalb während seiner diesjährigen Sitzung mehr als eine Million Pfund Sterling für die Eisenbahn von Port Elisabeth nach Grahamstown , welche allerdings eine sehr fruchtbare Gegend erschließen wird .
In den westlichen Theilen der Kap - Kolonie waltet noch immer ganz entschieden das holländische Element vor , und dieses will , so weit irgend möglich , das englische Element von sich fern halten . Beide sind einander nicht sympathisch . Diese Holländer wollen lieber schwarze Arbeiter , welche sich allerdings für das Klima besser eignen .
Britisch - Cafraria ( die Region zwischen dem großen Kei und demKeiskamma , südlich von den Amatolabergen und seit 1836 respektive 1847 Provinz ) hebt sich rasch , und die Hauptstadt Kin g - Williams - Towu erhält ununterbrochen Zuwachs au Be - völkerung .
Der Oranje - Freistaat , welchen die holländischen , der eng - tischen Herrschaft abgeneigten Bauern westlich von Natal und dem Lande der Basutnkafsern gegründet haben , erhielt jüngst einen be - trächtlicheu Gebietszuwachs , indem die Gebrüder Kok , Häuptlinge der Griquas , dem Präsidenten Prätorins ihr sehr ausgedehntes Gebiet für 50 , 000 Guldeu abtraten . Die Griquas sind Mestizen , stammen von holländischen Vorvätern und Hottentottenmüttern ab und wohnen an den Flüssen Oranje und Vaal .
Zweifelhafter Ausgang der Expedition des Lieutenant Kruscusteru in das Nördliche Eismeer . Aus Archangel wird geschrieben : In diesem Jahre wurde durch den Kapitän ersten Ranges Krusenstern unter Mitwirkung der Regierung eine Expedition in das Nördliche Eismeer zur Erforschung des Weges nach der Mündung des Jenissei ausgerüstet . Am l . August liefeu zu diesem Zwecke aus der Mündung des Flusses Kuja ( Kreis Meseu ) zwei Fahrzeuge aus : der Schooner „ Jermak " unter dem Kommando des Lieutenant Krusenstern und eiue Dacht unter Leitung des Unteroffiziers Korotki , beide mit drei Matrosen und dem Mesenschen Bürger Rogatschew be - mannt .
Am 13 . September kehrte die Dacht nach dem Dorfe Knja zurück nnd der Unteroffizier Korotki erklärte , daß die Expedition glücklich durch die Jugorische Meerenge in das Karische Meer ge - kommen sei ; am 16 . August habe er ( Korotki ) gesehen , daß der Schooner von dichten Eismassen umgeben gewesen sei , so daß die Dacht zwei Werst von demselben habe entfernt bleiben müssen . Zugleich sei ein dichter Nebel gefallen , der sich erst am dritten Tage zerstreut habe , und da sei nichts mehr von dem Schooner zu sehen
gewesen und er ( Korotki ) habe nicht mehr gewußt , welchen Weg er verfolgen solle . Mittlerweile seien große Eismasseu herbeigekom - meu , welche die kleine Dacht mehrmals ganz umschlossen , so daß einmal zwei Bretter von dem Bord abgebrochen wnrden . Da habe er in der Befürchtung , ganz vom Eise eingeschlossen zu werden nnd zn Grunde zu gehen , beschlossen , seinen Weg nicht mehr fortzusetzen , und er sei nach der Jugorifchen Straße zurückgekehrt , um daselbst die Rückkehr des Schoouers „ Jermak " zu erwarten . Er habe daselbst zwei Wochen zugebracht , einige Male mit Rennthieren das Ufer der Meerenge bis zur Mündung der Kara befahren , um etwas von dem Schooner zn erfahren , er habe aber nur gesehen , wie die Eis - massen in immer größerer Menge herangekommen seien . Auch Nachfragen bei den Samojeden haben kem besseres Resultat er - geben . Er habe darauf dem samojedischeu Aeltesteu das Borge - falleue mitgeteilt , und um feilte Mitwirkung gebeten , falls der Schooner sich blicken lassen sollte . Znletzt sei er nach dem Dorfe Kuja zurückgekehrt .
Von dem Schooner „ Jermak " sind bis jetzt noch keine weite - ren Nachrichten eingetroffen . —
Vorstehenden Bericht haben wir der uns freundlich übermittel - ten deutschen St . Petersburger Zeitung vom 27 . November entlehnt .
Geographische Schnitzer . Wenn ein gelehrter französischer Volkswirth den Getreidehasen Dan zig an das Schwarze Meer verlegt , so lächeln wir in Deutschland , wundern uns aber nicht darüber ; auch begegnen solche Jrrthümer den Engländern nicht allzuselten . In Deutschland sollte es eigentlich nicht stattfinden , daß in großen Zeitungen ausfallende geographische Schnitzer derbster Art vorkommen . Jüngst theilte die Kreuzzeitung eiue poetische Zuschrift der Maori au die britische Königin Victoria mit , und bemerkte ganz unbefangen , daß diese Maori in Süd - Afrika wohnen . Sie sind aber bekanntlich Neuseeländer . — In der burger Allgemeinen Zeitung , die doch sonst aufmerksam genug ist , stand neulich eiue Korrespondenz ans Hong kong in China , in welcher der Briefsteller erwähnt , daß inder Gegend von Tien tfin Baumwolle geerntet worden sei ; diese müsse aber wohl von einer besondern Art sein , da bekanntlich Tien tsiu mit St . Peters - bürg so ziemlich unter demselben Breitegrade läge . — Ein Blick ans die Karte hätte aber sofort gezeigt , daß jene chine - fische Hafenstadt südlicher als Peking und mehr als zwanzig Grade südlicher als St . Petersburg liegt . Das wäre ,
abgesehen von den Längengraden , ungefähr ein Abstand wie vou den Quellen des Mississippi bis zum Mexikanischen Meerbusen , oder vou St . Petersburg nach Konstantinopel .
Mehrere deutsche Blätter melden unter der Ueberschrist : Schneefall in Arabien , aus Medeah Folgeudes : „ Ein Er - eiguiß , das , so lange die Araber sich erinnern , nicht gesehen worden ist , hat hier stattgefunden . Wir haben augenblicklich meterhohen Schnee . Gestern waren die Bäume noch mit Lanb bedeckt , nnd heute brechen ihre Zweige unter dem Gewichte der Schneemassen . "
Medeah liegt , wie in allen kleinen Schulgeographien zu lesen ist , in Algerien ! Man merkt es doch auch iu Deutschland sehr , daß zwar auf den Universitäten Katheder für Hebräisch und Sanskrit und allerlei sonstige Sacheu vorhanden sind , aber nur auf zweien oder dreien Lehrstühle für Länderkunde und Ethno - logie . Auch auf den meisten Gymnasien werden diese Fnnda - mentalwisseuschasteu , die gerade in unserer Zeit ansgedehnten Verkehrs nöthiger sind als so viele andere , in geradezu kläglicher Weise vernachlässigt , während man die Schüler mit lateinischen nnd griechischen Versen quält , als sollten sie alle dermaleinst Konrektoren werden . In der Welt nnd unter den Völkern wissen dann die Kenner des alcäischen Metrums nnd des Jonicus a miuori freilich nicht Bescheid . Sie können einen griechischen Accent richtig setzen , aber Medecch versetzen sie uach Arabien . Nenlich fragten wir fünf „ studirte " Männer von verschiedenem Berns , wo Nantes läge ? Alle antworteten : in Frankreich . Keiner wnßte , daß es an der Loire liegt , nnd als sie lasen , daß von St . Nazaire überseeische Dampfer abfahren , wnßten sie auch nicht ein Jota von dieser Stadt . Aber griechische Metra und Accente kannten sie , nnd lateinisch radebrechen konnten sie auch !
Uebrigeus begegnen den englischen Zeitungen noch mehr geographische Menschlichkeiten als unseren deutschen ; so machte jüngst die Times Krakau zu einer russischen Stadt .
Eine iu Leipzig erscheinende Zeitung meldete nenlich unter der Ueberschrist : „ chinesischer Brauch bei uns nachgeahmt " , daß in einer deutscheu Stadt ein Mann durch Bauch aufschlitzen Selbstmord begangen habe .
Bekanntlich ist das aber kein chinesischer , sondern ein japani - scher Brauch .
Herausgegeben von Karl Andree iu Leipzig . — Für die Redaktion verantwortlich : Herrmann I . Meyer in Hildburghausen . Verlag des Bibliographischen Instituts in Hildburghausen . — Druck von C . Grumbach in Leipzig .