Verpflanzung der Fieberrinde au ? Südamerika nach Ostindien .
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meist schon in der vierten Generation , die Zeugungs - und San - gnugsfähigkeit entzieht . Mischlinge , welche fortbestehen wollen , müssen sich stets Zuschuß aus deu reinen , nicht hybriden , Schlägen holen . Aber in der Südsee nehmen die Dinge einen solchen Verlans , daß diese Blendlinge vor dem weißen Menschen verschwinden werden ; er zersetzt und vernichtet auch sie . "
„ Das braune Meuschenelement , der Urtypus wie der Mischling , ist im Abzüge , und wenn noch nicht unser Jahr -
! hundert , so doch sicher eins der nächsten , wird den Tag sehen , an welchem der letzte ureingeborene Polynesier det . Gleich den braunen Menschen werden anch die schwarzen Stämme untergehen , vielleicht in weniger friedlicher Weise . "
„ Aber verenden werden sie alle an der ihnen zu - gebrachten europäischen ( Zivilisation . Die Zukunft der Südsee ist dem weißen Menschen und seinem Ber - kehr gesichert . ( Geographische Wanderungen , von Karl Andree , Dresden >859 , Theil II , S . 319 ff . )
Verpflanzung der Fiederrinde
Der Bedarf au Fieberrinde ist ungeheuer . In den letzten Jahren sind allein in England durchschnittlich 4 , 200 , 000 Pfnnd eingeführt worden . Die amerikanischen Chinchona - Wälder Neu - Grauadas , Ecuadors , Perus und Bolivias können kaum genug lie - fern , und jetzt kommen etwa 3 Millionen Pfund zur Ausfuhr . Mau fragt ängstlich , wie lauge sie überhaupt noch einen auch nur mäßi - gen Bedarf vou diesem nun unentbehrlichen Arzneimittel werden liefern können . Die Chinchonapflanzen bilden nicht etwa ganze Wälder , sondern stehen vereinzelt , und beim Sammeln der Rinde nehmen die Indianer nicht die mindeste Rücksicht . Der hohe Preis der Waare veranlaßt die Leute , dieselbe auch in den abgelegensten Gegenden aufzusuchen . Mancher Cascarillero ( Riudensamm - ler ) hat dabei in den Wildnissen sein Leben eingebüßt .
Aber es steht zu befürchten , daß auch diese fern im Innern von Peru und Bolivia liegenden Gegenden in nicht gar langer Zeit erschöpft sein werden , und dort die heilsame Pflanze ausgehe , wie der Moa auf Neu - Seeland oder der Vogel Dodo - Droute auf der Insel Mauritius . Die Cascarilla ist das einzige sichere , ganz fpecififche Mittel gegen manche Arten von Fieber , und die Aerzte kennen keinen Ersatz . Was für ein maßloses Unglück , wenn die Chinchona ausginge ! ( S . übrigens S . 221 . )
Die spanische Kolonialverwaltuug war schlecht und auf Plus - macherei gestellt . Aber auch selbst in Bezug auf diese zeigte sie sich kurzsichtig . Schon vor länger als hundert Jahren machte Ulloa darauf aufmerksam , daß die Schonung der Cascarilla geboten sei ; Jussieu , Rniz , Pavon , Alexander von Humboldt wiederholten ein - driuglich diese Mahnung , die Wälder , in welchen die Pflanze sich findet , unter besondere Obhut zu nehmen . Die spanische Krone achtete nicht darauf , und die elenden Regierungen der sogenannten Republiken Peru und Bolivia dachten bis auf deu heutigen Tag nicht daran , einen Schutz zu gewähren , der doch so dringend uöthig ist .
Das Quiuiu wird nun mit Gold aufgewogen ; der Verbrauch steigt . Eben jetzt , während des Krieges in Nordamerika , ist der Bedarf größer als je , und England verausgabt allein für seine Armee in Indien jährlich vierzigtausend Pfund Sterling , um die Apotheken mit Quiuiu zu versorgen . Nun ist klar geworden , daß gegenüber der , man kann wohl sagen , verbrecherischen Sorglosigkeit der südamerikanischen Regierungen etwas Durchgreifendes geschehen mußte , um der Welt ein so wichtiges Arzneimittel auch für die Folgezeit zu erhalten ; man durfte nicht mehr , wie seither , der Natur Alles allein überlassen . In Deutschland , Holland und England haben seit langer Zeit Männer der Wissenschaft darauf gedrungen , die Chinchona nach Ost - und Westindien zu verpflanzen , aber anch die europäischen Regierungen waren lauge Zeit für einen so zweck - mäßigen Rath nicht zugängig und hatten taube Ohren .
Endlich , im Jahre 1852 , machte die'uiederläudische Regierung einen Anfang und ließ Chinchonapflanzen nach Java bringen . Un - glücklicherweise war aber die Art , welche man bekommen hatte , eine der am wenigsten werthvollen , nämlich die Chinchona Pahudiana ,
is Südamerika nach Ostindien .
und die Versuche mit anderen Arten wollten anfangs nicht gedeihen . Allmälig stellten sich jedoch bessere Ergebnisse heraus ; anch die englisch - indische Regierung wurde aufmerksam und beauftragte einen tüchtigen Mann , Clements R . M arkh am , Chinchonapflanzen aus Peru zu holen und dieselben nach Indien zn übersiedeln .
Markham hat sich seines Auftrags glänzend entledigt , und in feinen „ Travels in Peru and India , while superintending the Collection of Chinchona plants and seeds in South America , and tlieir introduction into India " , ausführlich erzählt , welchen Mühseligkeiten und Gefahren er sich unterzog , um seineu Auftrag auszuführen . Wir haben das vor Kurzem in London erschienene Buch noch nicht erhalten , finden aber im Athenäum eine Besprechung desselben , welcher wir die nachfolgenden Notizen entlehnen .
Markham hatte durch fein Werk : „ Cuzco und Lima " seine gründliche Kunde über die Verhältnisse von Peru und Bolivia ge - zeigt ; er spricht nicht blos spanisch , sondern , was von viel größern ? Belang war , anch das Qnechua , diese altpernanische Sprache , welche von den Indianern geredet wird .
Am 2 . März 1861 landete er in Jslay , welches die Leser des Globns jüngst kennen gelernt haben ( S . 129 ff . ) nnd zog von dort so rasch als nur möglich nach dem Innern . Ueber seine eigent - lichen Absichten durfte er nicht das Mindeste verlauten lassen , denn die peruanische Regierung war voll Argwohn und wollte keine Chinchonapflanzen oder Samen aus dem Lande lassen . Schon dem deutsche» Botaniker Haßkarl , welcher im Auftrage der niederländischen Regierung nach Peru gekommen war , hatte sie alle möglichen Hindernisse in deu Weg gelegt . Deshalb mußte Markham doppelt vorsichtig sein . Glücklich gelangte er über Are - quipa und Pinto uach Crncera am vstli chen Abhänge derAudes , recht eigentlich in das Herz der Chinchona - Region , bevor noch irgend ein Verdacht rege geworden war .
In Sandia traf er Vorbereitungen zu einer Wanderung in die Urwälder und kaufte Lebensmittel au , weil er weiterhin der - gleichen nicht mehr haben konnte . Seine Begleitung bestand aus vier Indianern , von denen aber einer bald fortlief , dem Gärtner Weir und einem Mestizen . Nun gelangte er in eine Gegend , deren großartige Sceuerie ihn entzückte , allein die Pfade waren schlecht und gefährlich , denn sie führten bald an fürchterlichen Ab - gründen hin , bald über steile Höhen nnd sehr oft mußten Flüsse durchwatet werden . Endlich gelangte Markham bis an die äußerste Grenze der Gesittung , in das Thal von Tampobata , wo ein alter freundlicher Bolivianer , Don Juan de la Cruz Girouda , eine Niederlassung hatte . Nun befand sich der Reisende im Mittel - punkte der Region , in welcher die werthvolle Chinchona Caiisaya steht . Der Pflauzeuwuchs war nngemeiu üppig in diesem heiß - feuchteu Thal . Im Januar und Februar regnet es dort uuauf - höflich und die Sonne kommt gar nicht zum Vorschein ; Marz , April , Oktober , November und Deeember sind nicht viel besser , und das ganze Jahr hat nur drei trockene Monate .
Markham fand einen Cascarillero Namens Martine ; , mit
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