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Die französischen Eroberungen in Cochinchina .
Zu den am weitesten westlich gelegenen Kolonien der Slawen gehören die im Kanton Wallis iin Thale Anniviers , sechs Stunden von Sitten gelegenen . Das Volk nennt diese Slawen , welche noch heute eiueu verdorbenen slawischen Dialekt reden , ( ? ) Hunnen . Die Namen dortiger Städte und Feldmarken lassen sich nur ans slawische zurückführen ; so bedeutet Granges —Gradec , Crimeuza — Kremenica , Luc — Lnka u . f . w .
Erwiesen ist auch , daß in der Mitte des sechsten Jahrhunderts in der Gegend von Utrecht in Holland eine slawische Ansiedelung bestand ; vielleicht ist sie vou solchen Slawen gegründet worden , die an der Ostsee wohnten und zu Schiffe nach den Niederlanden kamen . Getrennt von ihren Stamingenoffen und überall von feindlichen Völkern umgeben , behaupteten sie aber ihre Nationalität ' nicht lauge . Von ihnen sind nur einige slawische Ortsnamen und einige Worte im Altholländischen übrig geblieben . Von dieser slawischen Kolonie leitet denn auch Schasarik eiue Niederlassung in England ab , die in Wiltshire ( Weletenheim ) ihren Sitz nahm und durch die der Name , der Stadt Wiltou , sowie mehrere
wische Wörter und Ausdrücke in der englischen Sprache erklärt werden / ) Richard A .
* ) Also im angelsächsischen Königreiche W essex . Auch in England hat man neuerdings wieder ans die Sache hingewiesen , 3 . B . D . Mackintosh in seinen Kesults of Ethnological Observations made during the last ten years in England and Wales . Er hebt hervor , daß es in Portsmouth ( also in Hampshire , wo auch Winchester liegt ) und der Umgegend sehr schwer sei , die Bewohner nach ihrer Abstammung zu klafsificiren . Zwischen Southamptou und Salisbnry sei der sächsische Typus vorherrschend , und man trinke dort noch allgemein das altsächsische Getränk , den Meth . Dann fährt er fort : „ Im mittler» und nördlichen Hampshire hat das Volk im Allgemeinen eine dunklere Hantfarbe , welche sich sehr von jener unterscheiden , die man in anderen Theilen Englands antrifft . Man hat mir gegenüber die Ansicht ausgesprochen , diese Leute seien Wenden oder ein belgischer Stamm von wendischer Abkunft . But wheter this opinion has arisen from the old name of Winchester , Venta Belgarum , or has had a better foundation , I shall not pretend to say .
Mackiutosh's in vieler Beziehung interessanter Aufsatz steht in den Trans - actions of the Ethnological society of London . Vol . I . New Series , 1861 . S . 211 bis 221 , die Stelle S . 215 . A - ee .
Die französischen Eroberungen in Cochinchina .
Klimatische Verhältnisse . — Einheimische Krankheiten . — Schilderung des annamitischen Volkes . — Die französische Provinz . —
Die Hauptstadt Saigong . —
Wir haben mehrfach über diese „ Annexion " gesprochen und brauchen hier die Bedeutung derselben nicht zu erörtern . Man hat das Land am untern Me kong dem Kaiser von Annam zwungen ; die jüngsten Nachrichten aus dem östlichen Asien melden indessen , daß die Auuamiteu zwar besiegt , aber noch keineswegs zur Ruhe gebracht worden sind . Doch ist es keine Frage , daß sie am Ende der Ueberlegenheit der europäischen Waffen sich fügen werden .
Die Eroberung hat aber auch ihre Schattenseiten , und diese wollen wir nach dem Berichte Bineteau's schildern ; weil dieser einen Einblick in die Verhältnisse gewährt . Er ist datirt aus Saigong , derHanptstadt der neuen französischen „ Kolonie " , vom 11 . September 1862 .
Das französische Cochinchina ist eine von zahllosen Strom - armen und Flußabzweignngen durchschnittene Ebene , mit tief - liegendem sumpfigem Boden , in welchem man überall eine Elle bis drei Fuß tief unter der Erdoberfläche Wasser findet ; das Klima ist außerordentlich heiß , aber dabei herrscht das ganze Jahr hin - durch bei Tag und Nacht eine ungemein starke Feuchtigkeit . Diese ist Ursache der großen Fruchtbarkeit , aber auch die Quelle vieler Kraukheiteu . Unter diesen ist den Europäern ganz besonders nachtheilig die Dysenterie , und die Franzosen haben daran sehr viele Soldaten verloren . Man darf sich den Sonnenstrahlen nicht aussetzen , weil der Sonnenstich meist verhängnißvoll wird ; die Ch olera ist einheimisch , richtet aber keinebedentendenBerheernngen au . Häusig sind perniciöse und intermittirende Fieber , Krämpfe und trockene Koliken , alles Folgen der schädlichen Snmpfausdün - stnngen ; Blutmangel uud Schwindsucht kommen häufig vor ; Wunden heilen nur schwer ; einfache Mückenstiche haben zuweilen böse Folgen . Ein Europäer , der sich einigermaßen gegen die Ein - Wirkungen dieses höchst ungesunden Klimas schützen will , muß außerordentlich mäßig leben und sehr vorsichtig sein . Ist aber die Krankheit einmal da , dann verläuft sie ungemein rasch . Man darf nur wenig essen und trinken ; selbst der häufige Genuß vou Kaffee ist nicht ohne Gefahr ; geistige Getränke sind geradezu Gift ; am zuträglichsten ist ein schwacher Theeansgnß , welcher auch das gewöhnliche Geträuk der Landeseingeborenen bildet .
Alles Flußwasser ist unrein durch zersetzte Pflanzen , und auch das Brunnenwasser darf man nicht rein trinken . Der Himmel ist zumeist bewölkt , die Hitze drückend , die Atmosphäre erschlaffend , namentlich in den Mittagsstunden . Fast alle Tage kommt ein Gewitter , und in der Zeit , da der Monsuu wechselt , sind die Stürme und Orkane fürchterlich .
Die trockene Jahreszeit beginnt kurz nach dem Nordost - Monsun und währt vom December bis März ; die Regenzeit folgt auf den Südwest - Monfnn nnd dauert vom Mai bis Oktober . Die Nächte sind durchgängig heiter und ruhig .
Die Annamiten , kleine , hagere Menschen , haben eine ziem - lich stark gebräunte Haut , straffes , plattes Haar , spärlichen Bart - wuchs , dünne Stimme , ein stupides Aussehen ; sie sind verkom - mene Geschöpfe , beide Geschlechter abschreckend häßlich und über alle Beschreibung unsauber ; sie verbreiten einen ekelhaften Geruch von Kokosöl und kauen unablässig Betel . Es jammert Einen , diese unglücklichen , oft von unheilbaren Krankheiten heimgesuchten Geschöpfe zu sehen ; man darf ihnen schon wegen ihres vielen Unge - ziesers nicht nahe kommen . Ihre Sitten sind äußerst schlecht , die Fraueueben so schamlos als häßlich ; die Tracht ähnelt einiger - maßen der bekannten chinesischen , aber den Kopfputz haben die Männer etwa so wie die Malayen . Die kleinen Kinder laufen bis zum fünften Jahr unbekleidet umher ; man scheert ihnen das Haupthaar ab und läßt nur eiueu kleinen Büschel oben auf dem Kopfe stehen .
Diese Meuscheu wohueu in armseligen Hütteu , die zumeist auf Bambuspfähleu über dem Wasser stehen ; Viele haben keine anderen Wohnungen als Sampn's , lange Boote , die ans einem ausgehöhlten Baumstämme besteheu . Ueber dieses Boot spannen sie eine Matte , gehen selten an's Land und treiben das ganze Jahr hindurch Fischfang .
Der Annamit ist schwach und dabei feig und grausam ; er stiehlt geru und ist dem Seeranb ergeben . Vor den Europäern fürchtet er sich sehr , nnd ein paar Soldaten können die Bewohner einer ganzen Dorfschaft in die Flucht jagen . In Kriegszeiten bauen sie nicht ohne einiges Geschick Festungswerke , hinter denen sie sich vertheidigen , so gut es eben gehen will ; im offenen Felde