Klima und Sprache.
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Klima und Sprache.
Von H. L. Koppelmann, Bandoeng, Nederl.-Indie.
Inhalt:
I. Fragestellung und Methode.
II. Die Verteilung der konsonantenreichen und der vokalreichen Sprachen auf der Erde.
III. P. W. Schmidt’s physiologische Erklärung für den Einfluß des Klimas auf den
Lautcharakter der Sprache.
IV. Die Verbreitung der konsonantenreichen und der vokalreichen Sprachen, verglichen
mit der Verbreitung der Zivilisation und der „klimatischen Energie“ nach Hun
tington.
V. Der Klang der Sprache als Produkt der Geschmacksrichtung des Volkes.
VI. Die Verbindung bestimmter Gefühlswerte mit dem mehr oder weniger großen
Vokalreichtum der Sprache.
VII. Empirischer Beweis für die Zusammengehörigkeit bestimmter Sprachtypen mit be
stimmten Klimazonen.
VIII. Erklärung einer Ausnahme: die Maori-Sprache als „Rufsprache“.
IX. Der Einfluß des Klimas auf die menschliche Aktivität.
X. Schlußbemerkungen.
I. Fragestellung und Methode.
Bei den bisherigen Untersuchungen über den Einfluß des Klimas auf die
Sprache hat man meist einen direkten physiologischen Einfluß angenommen.
So bei der wohl allgemein aufgegebenen alten Theorie, nach der das tief gut
turale schweizerische ch eine Wirkung der rauhen Gebirgsluft darstellt. Oder
bei der Erklärung der Schnalzlaute in gewissen südafrikanischen Sprachen aus
einer „Anpassung des Sprechmechanismus an die hohe Lufttrockenheit der
Kalahari“ (vgl. Buschan, Völkerkunde I, 458). Oder bei der bekannten Hypo
these, nach der die germanische Lautverschiebung bei der Wanderung der Ger
manen über die Karpathen nach Ungarn entstanden ist, indem das Bergsteigen
eine stärkere Expiration während des Sprechens verursachte. Von diesen Unter
suchungen unterscheidet sich die vorliegende in doppelter Hinsicht.
Inhaltlich insofern, als hier nicht nach einem direkten physiologischen
Einfluß des Klimas auf die Sprache gesucht wird, sondern nach einem
indirekten, indem das Klima zunächst einmal Sitten und Verkehrston der
Völker beeinflußt und durch deren Vermittlung den Klang der Sprache.
Methodisch soll hier anders verfahren werden als in manchen anderen
Untersuchungen über dasselbe Thema, indem grundsätzlich ein ursächlicher
Zusammenhang nur dann anerkannt wird, wenn sich aus den gleichen Ur
sachen auch immer und überall die gleichen Wirkungen ergeben, oder wenn
wenigstens da, wo in einzelnen Fällen dem klimatischen Typus A nicht genau
der Sprachtypus a entspricht, die Abweichung aus besonderen Umständen
erklärt werden kann. In dieser Hinsicht scheint mir z. B. die obenerwähnte