ffiii besond erer H erüclì sì chiìgong der Antbrop ologìe und Ei E nologìe.
^ B e g r ü n d e t von Karl Andrer.
In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von
- Dr. Richard Kiepert.
Braunschweig
Jährlich 2 Bände L 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten
zum Preise von 12 Mark pro Band zu beziehen.
1885 .
Auf der Suche nach deu Resten der Crevaux'schen Expedition.
(Nach dem Französischen von A. Thouar.)
IV.
(Die Abbildungen nach Skizzen des Reisenden.)
Der Stamm der Tobas ist einer der stärksten tut nörd
lichen Gran Chaco, wo sie auf beiden Ufern des Pitco-
mayo mit einigen anderen Stämmen von anscheinend
gleicher Herkunft vermischt ein Nomadenleben fuhren. Bon
mehr als Mittelgröße, sind sie kräftig, muskulös und von
etwas dunklerer Hautfarbe als die Chirignanos; sie tatuiren
Gesicht, Brust und Arme mit der Asche von Maisstroh
und tragen im Ohrläppchen einen zuweilen sehr großen Holz
ring, der ihren werthvollsten Schmuckgcgenstand ausmacht.
Als Kleidung tragen sie einen grobwollenen Poncho, ge
wöhnlich aufgerollt um die Hüften. Träge, geneigt zu
Raub und Diebstahl, betreiben sie keinerlei Bodenkultur,
sondern beschäftigen sich ausschließlich mit Jagd und Fifch-
>5^3 ’> oaber find ihre Hände so zart, daß sie z. B. bei der
Handhabung der Axt, deren Gebrauch ihnen sollst unbekannt
ist, leicht Blasen bekommen.
Sie leben in konischen, ans Baumzweigen errichteten
Hütten mit niedrigem schmalem Eingang in Gruppen
unter einem Häuptling zusammen. Polygamie besteht
nicht bei ihnen, schon aus dem Grunde, weil zwei Weiber
eines und desselben Mannes sich so lange bekämpfen würden,
bis eine von ihnen todt auf dem Platze bleibt; dabei be
sitzen sie großen Sinn für Familienleben und Achtung vor
dem Alter. Bei der Geburt eines Kindes veranstalten sic
keinerlei Ceremonien wie die Chirignanos, deren häufiges
und langes Fasten sie übrigens bespötteln.
Globus XLV1II. Nr. 4.
Erreicht die Tochter eines Häuptlings das Pnbcrtäts-
alter, so darf sie mehrere Tage die Hütte nicht verlassen,
während die Männer ans Jagd und Fischfang ausziehen
und möglichst viel Beute für den bevorstehenden Festtag
herbeizuschaffen suchen. Die Konservirung derselben ge
schieht allabendlich durch Rösten anl Feuer, wozu ein In
dianer ans dem Pin-pin musicirt, einem trommelähnlichen
Instrument, das aus einem hölzernen, halb mit Wasser
gefüllten und mit einem Ziegensell überspannten Mörser
besteht. Tag und Nacht, ohne Aufhören, bearbeitet dieser
seine Trommel bis zur Beendigung des Festes, oft genug
wochenlang, wobei ihm Speise und Trank von den Uebrigen
gebracht wird. Am letzten Tage des Festes überlassen sich
die Tobas einem wüsten Gelage, wobei sie ein dem Ehicha
ähnliches Getränk in solchem Uebermaß zu sich nehmen,
daß sie danach für mehrere Tage in einen Zustand des
Stumpfsinns und der Apathie versinken.
Die junge Indianerin, deren Eintritt in das Pnbertäts-
alter ans so solenne Weise gefeiert wurde, ist nunmehr
verpflichtet, im Laufe des nächsten Jahres einen der Fest-
theilnehmer, dessen Auswahl den Eltern obliegt, zu hei-
rathen, ohne daß dabei weitere Ceremonien stattfinden.
Unter den Weibern besteht eine gewaltige Eifersucht: der
Toba kann sein Weib verstoßen, aber wehe, wenn er sich
eine Andere zum Weibe nimmt; die nothwendige Folge ist
ein Zweikampf zwischen den Rivalinnen, die nackt bis auf
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