144
Aus allen Erdtheilen.
waldreich und von klaren, fischreichen Bächen durchschnitten
ist; es finden sich dort viele Elephanten und ebenso Gorillas,
welche zur Fruchtzeit in den Wäldern bleiben, später aber
die Pflanzungen in der Nähe der Dörfer plündern. Beim
Dorfe Maliko ging Guiral auf das linke (südliche) Ufer des
Eyo hinüber, der mit Stromschnellen wie übersäet ist, ebenso
wie sein bedeutendster Zufluß, der Lanshe (30 m breit, 0,6 m
tief), und erreichte in diesem, noch nie von einem Weißen
betretenen Gebiete einen kleinen See, Ediba, von 500 m
Länge und 200 m Breite, welcher etwa 140km vom Meere
entfernt ist. Eine Tagereise weiter landeinwärts beginnt
schon das Gebiet der Osjeba und der menscheufressenden
Pahuin, welche mit den Anwohnern des Sees, denBalaninji,
im Kriegszustände sich befinden. Von dem See kehrte der
Reisende nach der Küste zurück, will aber die Berglandschaften
am oberen Benito noch weiter bereisen und hofft dort
interessante Sammlungen zu machen.
Australie ir.
— Das rasche Aus st erben der Eingeborenen in
den angesiedelten Distrikten Australiens konstatirt wieder der
Bericht der Missionsaustalt am Point Pearce auf Aorke's
Peninsula (Südaustralien). Im Jahre 1881 lebten auf dieser
großen Halbinsel 173 Eingeborene, Ende-1883 nur noch
152. Es waren in dieser Zeit 6 geboren und 27 gestorben-
— Die Bevölkerung der australischen Kolonien
am Schlüsse des Jahres 1884 war nach officieller Auf
stellung folgende: Victoria 961276 (-s- 29 486), Neu-Süd-
Wales 921129 (+ 51819), Queensland 309 600 (+ 22125),
Südaustralien 311 954 (+ 7439), und Westaustralien 32 958
(4- 1258 gegen das Vorjahr). Dies ergiebt für den austra
lischen Kontinent, ohne die Eingeborenen, eine Gesammt-
bevölkerung von 2 536917, gegen 2 424 790 am Schlüsse des
Jahres 1883, also eine Zunahme von 112 t 27. Die Ein
wohnerzahl von Tasmanien war von 126 220 auf 130 541
und die von Nen-Seeland von 540877 aus 564304 gestiegen.
— Westanstralien war bis dahin unter den austra
lischen Kolonien die einzige, wo kein Gold gefunden worden
war! Es geht jetzt die Nachricht ein, daß die von der
Regierung dieser Kolonie ausgeschickten Feldmesser H. F. John
stone und Nhnlassy in der Nähe des Ord- Flusses, welcher
in den Cambridge-Golf mündet, Gold entdeckt haben.
Inseln des Stillen Oceans.
— Die Geographical Society of Australasia in Sydney
und Melbourne unter dem Präsidium von Sir E. Strick
land hat jetzt die Vorbereitungen für eine Expedition
nach Neu-Guinea vollendet. Der Zweck derselben ist,
die physische Beschaffenheit, die geologische Formation, die
Thier- und Pflanzenwelt und das Klima dieser größten
Insel der Erde, namentlich in dem jetzt zu England gehörigen
südwestlichen Thcile, zu erforschen. Die Leitung der Expedi
tion ist dem Kapitän H. E. Everill übertragen tvorden,
welchem Godfrey Hemsworth aus Brisbane und
R. G. Cre agh aus Neu - Süd - Wales zur Seite stehen.
Das übrige Personal bilden die Zoologen Dr. Haacke
(Holsteiner von Geburt und Schüler des Professor Dr. Häckel
in Jena, früher in Nen-Seeland und dann bis vor Kurzem
Kurator des Museums in Adelaide) und Foggat aus
Melbourne; Dr. Bernays aus Melbourne als Arzt und
Geologe; R. Broadbent aus Sydney als Naturalicn-
sammler; E. W. Bauerlen aus Sydney als Botaniker;
James H. Shaw aus Sydney als Photograph u. s. w.
Die Geographica! Society hat den aufs Bequemste ein
gerichteten kleinen Dampfer „Bonito" von 77 Tonnen ge
chartert. Die Ausrüstung mit Lebensmitteln und anderen
Vorräthen, mit wissenschaftlichen Instrumenten, Medika
menten, Waffen und Munition ist die vollständigste. Ein
größeres Boot (whale boat), ist ebenfalls beigegeben, um
damit die Binnen-Gewässer zu befahren. Die nicht unbe
deutenden Kosten werden theils von der Geographica! Society
und aus von ihr veranstalteten Sammlungen, theils aus
von den Regierungen der Kolonien Neu-Süd-Wales (2000
Pfd. Sterl.), Victoria (1000 Pfd. Sterl.) und Queensland
(1000 Pfd. Sterl.) bewilligten Beiträgen bestritten. Die
Kolonie Südaustralien dürfte wahrscheinlich ebenfalls noch
mit 1000 Pfd. Sterl. folgen. Die Expedition verließ in
Gegenwart vieler Mitglieder der Geographica! Society und
anderer Freunde am 10. Juni 1885 Sydney. Der vor
erwähnte Präsident' Sir E. Strickland ermahnte bei der
Abfahrt zur äußersten Vorsicht im Verkehr mit den Einge
borenen. Zur Basis der Operation soll womöglich der in
7° 45' südl. Br. und 1440 15' östlich von Gr. mündende
Aird-Flnß genommen werden.
— Nach dem 1884 vorgenommenen und unlängst ver
öffentlichten Census haben die Hawaiischen Inseln
folgende Bevölkerung: Oahn 28 068, Hawaii 24 991, Maui
15 970, Kaui und Niihau 8935, Molokai und Lanai 2614,
zusammen 80 578. Dies ergiebt seit 1878 einen Zuwachs
von 23 774 Seelen. Die eingeborene Bevölkerung hat in
diesen sechs Jahren um 3905 abgenommen, die fremde da
gegen ist um 25 869 (?) gewachsen. (Proc. R. Gr. 8.)
Südamerika.
— Herr Chaffaujon schreibt cl. d. 12 . Mai an die
Pariser geographische Gesellschaft ans Ciudad Bolivar,
daß er nach Durchforschung des oberen Orinoko und des
Canra dort angekommen sei; schon unter dem 11. März
hatte er dem Minister des öffentlichen Unterrichts Bericht
erstattet (u. a. über die Entdeckung indianischer Baumwolle)
und einen Kartenentwurf zugehen lassen. Seitdem hat er eine
Reise ins Innere des Canra gemacht und verschiedene von
den Nachbarn ihrer Grausamkeit wegen gefürchteten Jndia-
nerstämme (Arebatos, Panares, Inan und Guagnungomos)
angetroffen; cs glückte ihm jedoch mit zwei Begleitern überall
durchzukommen, und von den Häuptlingen merkwürdige und
wichtige Mittheilungen über ihre Sitten und Religion zu
bekommen. Bei dein Versuche, sich eines Jndianerskelettes zu
bemächtigen, wurde der Reisende durch Pfeilschüsse gestört und
hatte Mühe sich zu retten, während einer seiner Begleiter
getödtct wurde. Ein anderer Indianer nahm die Leiche, blies in
ihren Mund und legte sein Ohr ans ihren Bauch; nach wenigen
Augenblicken richtete er sich lebhaft auf, nahm den Körper
auf, legte ihn mit dem Gesicht nach Osten gegen einen Stein
und zog dann Chaffaujon mit sich fort. Ein Sumpf, in dem
sie sich einige Stunden versteckt hielten, verbarg den Verfol
gern ihre Spur.
Inhalt: Dieulafoy's Reise in Westpcrsien und Babylonien. XXVII. (Mit sechs Abbildungen.) — Dr. Alfred
Hettner: Reiseskizzen aus Columbien. IV. — Emil Metzger: Forbes' Reise im malayischen Archipel. — Kürzere
Mittheilungen: Südaustralieus Lage und die Auswanderung nach Australien. — Geologie der niederländischen Besitzungen
in Westindien. — Ans allen Erdtheilen: Europa. — Asien. — Afrika. — Australien. — Inseln des Stillen Oceans. —
Südamerika. (Schluß der Redaktion: 30. Juli 1885.)
Redakteur: Dr. N. Kiepert in Berlin, S. W. Lindcnstraße II, III Tr.
Druck und Verlag von Friedrich View eg und Sohn in Braunschweig.