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Aus allen Erd theilen.
einstimmenden Urtheile Aller so gut, wie man sie nur be
kommen kann. Doch mit ihrem Geuossenschaftssysteme und
ihren gut organisirten Gesellschaften bringen sie es, wie viel
und wie wenige es ihrer sein mögen, doch dahin, daß sie
den Preis der Arbeit diktiren. Sie verderben nicht nur den
Charakter der Eingeborenen und richten die Frauen zu
Grunde, sondern wissen es durch ihre sprichwörtliche Schlau
heit und ihren Takt in Geschäften dahin zu bringen, daß sie
die Ländereien und überhaupt Alles, was die Eingeborenen
von Hawaii besitzen, in ihre Hände bekommen. Die jetzt auf
Hawaii anwesende große Zahl von Chinesen hat alle Arbeit,
die früher durch Eingeborene gethan wurde, in ihre Hände
zu bekommen gewußt, und selbst ein oberflächlicher Beobachter
wird bald einsehen lernen, daß eine unbeschränkte chinesische
Einwanderung bald nicht nur die Eingeborenen, sondern
auch die Europäer verdrängen und diese Inseln, welche bald
ein Sanitarium für die ganze Welt sein könnten, thatsächlich
eine chinesische Kolonie werden würden.
Nordamerika.
— G. vom Rath, Arizona. Studien und
Wahrnehmungen. Nach Vorträgen gehalten in Freundes
kreisen. In „Fromme! und Pfaff, Sammlung von Vor
trägen". XIV. 7 / 8 . sHeidelberg, Carl Winter's Universitäts
buchhandlung.)
Ein kleines, aber inhaltreiches Buch, von dem man an
statt eines Auszuges lieber einen Abdruck geben möchte. Auf
112 Seiten ist des Wissenswerthen viel zusammengedrängt.
Zuerst wird, wie natürlich, die geologische Beschaffenheit und
die physikalische Geographie „des Landes des Sonnenscheines
und des Silbers" geschildert, dann der wunderbare Metall
reichthum und in großen Zügen die Flora der verschiedenen Ab
theilungen. Fast die Hälfte des Buches aber ist den Indianern
gewidmet. Der Verfasser verurtheilt das Benehmen der Nord
amerikaner, des Volkes wie der Regierung, den Eingebore
nen gegenüber auf das Strengste, und in der That fällt eine
Vergleichung dessen, was die Franzosen und selbst die so
verlästerten Spanier gethan, mit dem brutalen Ausrottungs
systeme der Amerikaner sehr wenig günstig für die letzteren
aus. Die Entdeckung der Mineralschätze in den Indianer-
territorien hat ihren Untergang besiegelt. Alan kann über
die Einwirkung der Missionare einer erheblich anderen An
sicht sein, als der sehr für sie eingenommene Verfasser; jeden
falls muß man es sehr auffallend finden, daß die frommen
Nordamerikaner, die Millionen jährlich für die Bekehrung
der Juden und der orientalischen Christen ausgeben, nicht
einen einzigen Missionar unter den Indianern unterhalten,
obschon sie wissen, welche ausgezeichneten Resultate die Jesui
ten seiner Zeit im nördlichen Mexiko erzielt hatten. Nur
die Mormonen machen eine Ausnahme, da sie in den In
dianern die Nachkommen der zehn Stämme sehen. Ob die
Worte des Senator Dawson, mit denen vom Rath sein
Büchlein schließt, wohl den Anfang einer besseren Zeit für
den rothen Mann bedeutet? Die Resultate der Zählungen
in den Reservationen der gröberen Stämme, der Cherokees,
Creeks, Seminolen, Choctaws und Chickasaws ergeben eher
eine Zunahme als eine Abnahme der Bevölkerung, und die
bestellten Ackerflächen haben von 1860 bis 1882 um das Zehn
fache zugenommen. Ko.
Oceane.
— Ueber die Bodengestaltung des Karaibischen
(richtiger Karibischen) Meeres bringt das Augustheft
der „Annalen der Hydrographie und maritimen Meteoro
logie" u. a. folgende Mittheilung, die auf amerikanische Ar
beiten begründet ist.
Durch ein submarines Höhenplateau, welches sich in
Verlängerung der Windward-Passage bis zur Halbinsel Hon
duras erstreckt und gegen die letztere hin sich verbreitert,
wird das Karaibische Meer, dieses Plateau als besonderen
Theil mitgerechnet, in drei Haupttheile zerlegt. Der nordwest
liche Theil wird von diesem Plateau, Cuba, Yucatan und der
Nordküste von Honduras eingeschlossen, der östliche Theil
wird im Norden durch Haiti und Puerto Rico, im Osten
durch die Kleinen Antillen und im Süden durch das ameri
kanische Festland begrenzt. Das erstere Bassin wird durch
eine Bank, von welcher die Cayman-Inseln und Misteriosa-
Bank Theile sind und die als submarine Fortsetzung des Ge
birgsrückens au der Südostseite Cubas zu betrachten ist, wieder
getheilt; das nördliche Becken hat eine ziemlich gleichmäßige
Tiefe von 4550 m ; südlich liegt ein schmales, aber theilweise
sehr tiefes Thal, die sogenannte Bartlett-Tiefe; es erstreckt
sich von der Windward-Passage bis in den Golf von Hon
duras, ist 700 Seemeilen lang und durchschnittlich 80 See
meilen breit; seine größte Tiefe beträgt 6269 m (3248 Faden),
zwischen dem Westende von Jamaica und Kap Cruz er
weitert es sich, und ergaben die Lothungen hier 5500 m
(3000 Faden) bis 15 Seemeilen von Cuba und 5100 m
(2800 Faden) bis 25 Seemeilen von Jamaica. Der mittlere
flache Theil des Karaibischen Meeres ist durchweg unter
1800 m (1000 Faden) tief und auf ihm bilden die Insel
Jamaica, sowie die vielen zwischen dieser und Honduras
liegenden Bänke einen fortlaufenden Höhenrücken. Nach
Osten zu nehmen die Tiefen allmählich zu. bis zwischen Haiti
und Puerto Rico im Norden und dem Festlande im Süden,
beiderseits an den Küsten durch einen flachen Gürtel ein
gesäumt, ein großes Bassin von circa 200000 Quadrat
seemeilen mit ziemlich gleichmäßiger Tiefe, durchschnittlich
4750 m (2600 Faden), gebildet wird. Die Tiefen nehmen von
Westen nach Osten hin etwas zu, von 4000 m (2200 Faden)
bis 5100 m (2800 Faden), um dann östlich von der Linie
St. Thomas-Margarita bedeutend abzuflachen. Die vom
„Blake" gewonnenen Lothungslinien von Dominica nach
Bird-Jnsel und zurück nach Monserrat, sowie die Lothungen
des „Albatroß" von Puerto Rico nach Bird-Jnsel, von dort
nach Trinidad und zurück nach der Mona-Passage ergaben
eine submarine Erhebung, welche in nordsüdlicher Richtung
nahezu der Antillenkette von Granada nach St. Christopher
parallel läuft. Auf derselben beträgt die Wassertiefe überall
bedeutend unter 1800 m (1000 Faden), an beiden Seiten
2750 m (1500 Faden) und 3650 m (2000 Faden). Bemerkens
werth ist die tiefe Depression, welche diese Erhebung außer
halb der Kleinen Antillen umgürtet, welche sich von der Ost
küste Haitis an längs dem Rande derselben hinzieht, und in
welcher die größten bisher im Atlantischen Ocean gemessenen
Tiefen, 8341 und 7724 m, gefunden sind.
Im Karaibischen Meere ist die größte Tiefe die oben
angegebene in der Bartlett-Tiefe von 6269 m (3428 Faden);
dieselbe liegt auf 19° 1' nördl. Br. und 81° 2' westl. L.; im
östlichen Bassin liegt die tiefste Stelle, 5201 m (2844 Faden),
in 13° 25' 4" nördl. Br. und 66° 25' 0" westl. L.
Inhalt: Courtray und Ypres. (Mit sechs Abbildungen.) — Paysandü. — Krakatau. — Kürzere Mittheilungen:
Expeditionen nach Nord-Sibirien. — Eine Schamanenvorstellung. — Ein vierkantiger Bambu aus Ostasien. Lieutenant
Mikic über den unteren Congo. — Aus allen Erdtheilen: Asien. — Afrika. — Inseln des Stillen Oceans. — Nord
amerika. — Oceane. (Schluß der Redaktion: 25. September 1885.)
Redakteur: Dr. N. Kiepert in Berlin, S. W. Lindenstraße 11, JJI Tr.
Druck und Verlag von Friedrich View eg und Sohn in Drauufchwcig.