Ulis besonderer Herürbsrchtlgung der Ethnologie, der Julturberhältnrsse
und des Melthnndels.
Begründet von Karl Andrer.
In Verbindung mit Fachmännern heransgegeben von
Dr. Emil Deckert.
rti r i . • Jährlich 2 Bände in 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten 1
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D i e W i t u - I n s e l n.
Von Kapitän Nud. Nabenhorst.
(Mit einer Karte.)
Im Vereine mit der Insel Lamu beherrschen die Inseln
Manda und Patta die Zugänge zu der dahintcrliegenden
Küste des verhültnißmäßig hafenarmen afrikanischen Kon
tinentes; und da diese Zugänge natürliche Häfen bilden, sind
sie von großein Werthe für die Bewohner dieser Gegenden.
Die Insel Lamu ist im vorigen Jahre in englische Ver
waltung übergegangen, und auf Manda und Patta haben die
Engländer bekanntlich ebenfalls Beschlag zu legen gesucht.
Lamu, mit der gleichnamigen Stadt, wird durch den,
an feiner engsten Stelle gegen 100 na breiten Mlango
Kipungani vom Festlande getrennt, der selbst bei niedrigem
Wasser, d. h. bei Wiedereintritt der Fluth, für größere Fahr
zeuge schiffbar ist.
Die Stadt Lamu mit ihren 5000 Einwohnern ist der
wichtigste Ort der Gegend: für die Inseln Lamu, Manda,
Patta, das dahinterliegende Festland und das Gebiet des
Ozi- und des Tana-Flnsses, welche bis vor wenigen Jahren
dein Gouverneur (Liwali) von Lamu unterstellt waren, und
da die englischen Postdampfer seit langen Jahren hier an
laufen, wurde Lamu auch der Hauptstapelplatz aller Waaren
und Produkte für diese Landschaften bis zur Tana-Mündnng.
Südlich der Tana-Mündung kommt dagegen Mombassa
mehr zur Geltung.
Nördlich von der Insel Patta liegt die Insel Faza, mit
der Stadt gleichen Namens, deren Einfluß nördlich, ein
schließlich der Ortschaften ans den auch dort dem Festlande
vorliegenden Inseln, bis über den Wabuschi-Fluß hinaus
reicht. Dieser Ort, mit angeblich fast ebenso vielen Ein-
Globus LVII. Nr. 17.
wohnern wie Lamu, ist in seinem Handel unabhängig von
Lamu, und es wurde mir von Indern mitgetheilt, daß die
Auswahl der in Faza erhältlichen Jndustrieerzeugnisse sogar
reichlicher sei als in Mombassa oder Lamu. Man könne
dort fast alles wie in Zansibar haben, was man von Mom
bassa und Lamu nicht sagen kann.
Außer der Stadt Lamu liegt auf dieser Insel noch der
Ort Schella, an der Mündung des Lamu-Flusses, der
die Insel Vianda von Lamu trennt. Schella hat gegen
150 Häuser und Hütten, mit etwa 500 Einwohnern. Ferner
befindet sich am Mlango Kipungani das Dorf Machondoni,
welches auf englischen Karten als Kipungani verzeichnet ist,
während der Ort, wo sich die Fähre von Lamu nach dem
Dorfe Mokowe auf dem Festlande befindet, fälschlich mit
diesem Namen belegt worden ist. Die Lage des Dorfes
Kipungani dagegen ist aus englischen Karten nicht ange
geben; es befindet sich fast genau in der Mitte zwischen
Machondoni und der südlichen Spitze der Insel Lamu, am
Mlango Kipungani. Außer diesen drei größeren Orten
giebt es noch zwei kleine Dörfer aus der Insel, welche unter
dem Schutze der Dünen liegen.
Soweit es der Boden gestattet, ist die Insel Lamu mit
Kokooplantagen bedeckt, anch wird etwas Ackerbau und
Viehzucht getrieben und hat der Sultan von Zansibar
Granatüpfel-Gärteu anlegen lassen, was die hier ansässigen
Araber in kleinem Maßstabe nachgeahmt haben, wobei sie
vielfach Anpflanzungen von Wein mit Erfolg hinzufügten.
Fischfang und Handel nehmen die erste Stelle neben der
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