144 B. Referate. Anthropologie. eine Erhebung des Nagelgewebes an. Dadurch entsteht das Bild des ge rieften Nagels. Je nachdem es sich dabei um Finger- oder Zehennägel handelt, kann man aus der Streifung des Nagels verschiedene Schlüsse ziehen. Da nämlich die Fussnägel den Wechsel ihres Gewebes nach Verls. Versuchen in einem drei- bis sechsmal längeren Zeitraum als die Finger nägel vollenden, und zwar letztere in 2 bis 7 Monaten, erstere in 8 bis 24, so können die Nägel der Zehen eine grössere Anzahl von Gleich gewichtsstörungen des Organismus anzeigen als die Nägel der Hand. Es resultiert weiter daraus, dass krankhafte Funktionsstörungen von kurzer Dauer auf dem regenerationstüchtigereren Fingernagel noch einen Eindruck hinterlassen können, den sie auf die weit langsamer wachsenden Zehennägel nicht mehr auszuüben vermögen : erstere zeigen mit ihren Furchen dem gemäss im allgemeinen Krankheiten von relativ kiirzer Dauer, letztere solche von langer Dauer an. Man muss demnach aus der Anzahl, dem Fundort und der Tiefe der Furchen bis zu einem gewissen Grade die Anzahl, die Zeit und die Dauer der im Zeitraum eines einmaligen Nagelwechsels ein getretenen Störungen bestimmen können. Verf. glaubt deshalb der Er scheinung des gerieften Nagels eine gerichtlich-medizinische Bedeutung zu schreiben zu können für die Feststellung einer etwa in der Zeit eines Nagelwechsels aufgetretenen Krankheit. Unter den auf Nagelstreifung unter suchten 980 Individuen (210 normale, 109 Delinquenten, 53 Prostituierte, der Best Geisteskranke) zeigten den grössten Prozentsatz Kriminelle und Geisteskranke, etwa 50°/o, und zwar ist in beiden Kategorien die Häufigkeit nahezu gleich. Unter den Psychosen sind die phrenasthenischen und dege- nerativen Formen am meisten vertreten. Bei den normalen Individuen, welche die Erscheinung des gerieften Nagels darboten, liess sich fast stets eine Körperkrankheit nachweisen, die während der einmaligen Erneuerung der Nägel aufgetreten war. Der Versuch, den V. ani Schlüsse macht, dem gerieften Nagel eine tiefere psychophysische Bedeutung zu geben, indem er diese Erscheinung an einem Gebilde der Oberhaut mit Lombrosos sensibilità meteorica der Degenerierten und Geisteskranken in Verbindung setzt, leidet an ungenügender Beweisführung und steht oder fällt mit der Bomb rososchen Degenerationslehre. I)r. H. Laufer-Düsseldorf-Graf'enberg. 128. Marco Treves: Il fenomeno dell’ „unghia lucida“ nei pazzi. Archivio di Psichiatria 1901. Voi. XXII, S. 461. In dieser Mitteilung beschreibt V. eine Erscheinung an Nägeln von Geisteskranken, die ihm wegen ihrer Eigentümlichkeit und Seltenheit be merkenswert erschien. Er fand bei einigen ganz dekrepiden Geisteskranken, und nur bei solchen, Nägel von hervorragender Durchsichtigkeit und hellem Glanz; diese Erscheinung betraf zumeist die Nägel der Hand, sehr selten