B. Referate. Ethnologie.
171
anthropologischen Typus der Samojeden hervortreten lässt und deshalb nach
Ansicht des Yfs. den TurkosVölkern zuzurechnen ist, ein Schluss, zu dem
auch linguistische Thatsachen hinführen.
Die vorhandenen 11 Sojotenschä del erweisen sich nach den Mittei
lungen, die J. Ssilinitsch darüber macht, allerdings nicht als subbrachycephal,
sondern als sehr hochgradig brachycephal mit einen Längenbreitenindex von
über 86 und einer nur 10°/ 0 umfassenden, also sehr zurücktretenden Bei
mischung subbrachycephaler Elemente. Zudem deutet die Schädelform
auf stärkere Rassenmischung hin. Yf. hält die Sojoten, ganz in Über
einstimmung mit der ursprünglichen Aufstellung Castrens, für eine fenno-
mongolische bezw. fenno-türkische Übergangsform, erkennt aber an, dass
auch am Schädel jene hochgradige Analogie zwischen Sojoten und Samojeden
wiederkehrt, die schon vorhin als eine der grössten Merkwürdigkeiten
dieses weltentlegenen Yolksstammes erwähnt wurde.
Dr. Richard Weinberg-Jurjew (Dorpat).
162. E. Bälz: Über die Rassenelemente in Ostasien, speziell in
Japan. Mitteil. d. deutschen Gesellschaft für Natur- und
Völkerkunde Ostasiens. 1901. Bd. VIII, Teil 2, S. 227—235.
Verfassers Theorie von der Zusammensetzung der Völker Ostasiens ist
bereits oben (s. S. 32) eingehend dargelegt worden, daher können wir von
einer nochmaligen Wiedergabe hier absehen.
Weiter spricht Verf. über die schon in den 80er Jahren von ihm
beschriebenen blauen Hautflecken der japanischen Neugeborenen, deren Haupt
sitz die Gesässgegend ist. Da sie auch bei koreanischen und chinesischen
Kindern Vorkommen, fasst er sie als ein Rassenmerkmal der Mongolen auf.
Dies steht aber, nach der Meinung des Ref., noch gar nicht fest, so lange
man nicht die Neugeborenen aller mehr oder weniger pigmentierter Menschen
rassen auf diesen Flecken untersucht hat.
Interessant ist das von Bälz Mitgeteilte über Haarwirbel am Rücken
bei Japanern und Aino, namentlich „dass erschöpfende Krankheiten, wie
Tuberkulose, bei älteren Kindern und Leuten bis gegen das 25. Jahr ein
neues Wachstum der Flaumhaare herbeiführen können.“ Dann sieht man
diese (Lanugo-) Haarwirbel ganz deutlich. Hier liegt also der Fall vor
„dass krankhafte Zustände einen Rückschlag zum fötalen Haartypus bewirken.“
Fine andere, von Bälz beschriebene Besonderheit ist das japanische Knie.
Namentlich bei Weibern bildet es einen deutlichen Vorsprung, infolge der
knieenden Stellung in welcher sie einen grossen Teil ihres Lebens zubringen.
Fei Durchleuchtung mit Röntgenstrahlen fand Verf., dass die Patella bei
ihnen weiter von den unterliegenden Knochen absteht als beim Europäer.
Verf. schliesst seine Ausführungen mit dem Hinweise, dass die Korre
lation zwischen Knochen und Weichteilen am Kopf lange nicht so gross ist