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A. Originalarbeit.
und umfasste den südlichen und mittleren Ural, wo die Russen zahl
reiche, von den alten Tschuden hinterlassene Kupferwerke entdeckten,
mit Spuren von Arbeit, sowie mit hölzernen, steinernen und kupfernen
Erzeugnissen dieses Volkes. Vom Ural drangen die Kupfergeräte
auch in das Gebiet der Kama und der Wjatka, wo einige alte Grab
stätten (bei Ananjina, Kotlowka, Pjanobor) mit bei den Gerippen
liegenden bronzenen Geräten (Celten, Kriegsbeilen, Dolchen u. s. w.),
aber auch mit Waffen aus Eisen gefunden wurden. Die Kupfer
industrie verband sich in Sibirien auch mit der Goldindustrie, wie
die von dort stammenden goldenen Schmucksachen beweisen. Letztere
sind zwar durch denselben Stil (Darstellungen von Tieren) charak
terisiert, scheinen sich aber schon auf eine spätere Epoche zu beziehen.
Dieser Stil der Schmucksachen, der auch in Vorderasien und
im Kaukasus eine hohe Entwickelung erlangte, übte in der Folge
(zur Zeit der grossen Völkerwanderung) einen bedeutenden Einfluss
auf die Kunstindustrie Westeuropas und zum Teil auch Russlands
aus, der sich in dem sogenannten „Tierornament“ vieler Denkmäler
der Baukunst und kleiner Erzeugnisse bekundete. Die ältesten Grund
lagen dieses Stils muss man in den Ländern östlich am Mittelmeer
suchen; von hier breitete er sich weiter aus und erlangte sowohl
in Griechenland als auf dem Kaukasus eine selbständige Bearbeitung.
Die vorhistorischen Altertümer des Kaukasus lenkten im Ganzen
erst vor 20 Jahren die Aufmerksamkeit auf sich. Ende der 70. Jahre
machte Bayern interessante Funde auf dem Grabfelde von Samtawro
bei Mzchet und G. D. Filimonow veranstaltete bemerkenswerte Aus
grabungen bei der Station Kasbek und auf der Kobanschen Grab
stätte, in Ossetien. Hier wurden Spuren einer originellen Kultur
entdeckt in zu den Toten gelegten Waffen und Schmucksachen, haupt
sächlich aus Bronze. Die gekrümmten (d. h. auf der Seite, mit in
den Knieen gebeugten Beinen liegenden) Gerippe haben neben sich
schöne, elegante, geschweifte Beilchen, manchmal geschmückt mit
Ornament und mit Abbildungen von Tieren, flache Dolche, Gürtel
mit bronzenen Agraffen, grosse bogenförmige Fibeln (Broschen)
zum Zusammenhalten der Kleider, grosse schaufelartige Stecknadeln
um den Kopf, verschiedenartige Gehänge von Bergwiddern und Berg
böcken, Hirschen, Pferden u. s. w., spiralförmige Armbänder, massive
Armspangen, verschiedenartige Perlen, thönerne, mit Ornamenten
versehene Krüge und Töpfe u. s. w. Diese merkwürdigen Grab
stätten, die den Gegenstand der Forschungen des Grafen Uwarow,
Antonowitschs, Virchows, Chantres u. a. bildeten, weisen zum Teil
Spuren eines hohen Altertums auf, das nach Virchow, Chantre,
Montelius bis zum 10.—13. Jahrhundert v. Chr. zurückreicht; in