B. Referate. Anthropologie.
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verschiedensten Körperteile. So knüpft Cope die Verwandtschaft der Anthropo-
morphen nicht an die niederen Affen, sondern an die Lemuren, indem er
auf augenspringende Analogien der Zähne beider Gruppen hinweist; zwischen
den Anaptomorphus homunculus des Eocäns und den Hominiden des Pleistocäns
schaltet er ein bestimmtes Genus ein, welches Merkmale zugleich von Simia
und Hylolates aufweist. Morselli findet den homo sapiens sogar mehr
pithecoid als die höheren Affen, indem er darauf hinweist, dass der M. flexor
dig. min. weniger atrophisch ist, als beim Schimpanse und Orang. Nach
Albrecht müsste der Mensch ganz und gar als ein niederer Affe angesehen
werden. G.-R. wendet sich gegen solche Schlussfolgerungen und erklärt
diese scheinbar paradoxen Erscheinungen dadurch, dass der Mensch gewisse
Merkmale der niederen Affen in einem niederen Grade beibehalten hat, als
die Anthropoiden, sowie wieder diese andere Eigenschaften bewahrten, welche
der Mensch verloren hat. JDr. Oskar v. Hovorka-Wien.
239. J. Elbert Cutler: Tropical acclimatization. American Anthro-
pologist. 1902. N. S. Vol. IV, S. 421 ff.
Soviel auch über tropische Akklimatisation geschrieben worden ist, so
wenig wissenschaftlichen Wert hat doch das Alles und die neuere Wissen
schaft verlangt dringend eine strenge Kritik der angeblichen Beobachtungen, -
sowie die planmässige Feststellung neuer Thatsachen. Erst in neuerer Zeit
(1898) hat Sambon gesundere Ansichten entwickelt. So löst er den Begriff
„Sonnenstich“ auf in zwei ganz verschiedene Zustände: Hitzschlag (syncope)
und thermisches Fieber (oiriasis), das nicht die unmittelbare Folge grösserer
äusserer Hitze ist (in den Philippinen z. ß. so gut wie unbekannt), sondern
wahrscheinlich infektiöser, mikrobischer Natur ist. Viel ist dem Klima zu
gerechnet worden, was nur die Folge von schlechten sanitären Einrichtungen
auf den Schiffen, Ansiedelung in Malaria-Gegenden, ungesunden Lebensge
wohnheiten, Alkohol, geschlechtlichen Ausschweifungen etc. war. Die meisten
tropischen Krankheiten sind parasitärer Natur, denn nicht das Klima als
solches bringt sie hervor, noch schwächt es die Konstitution (Schwächlichkeit
der Kinder in den Tropen, Verschlechterung der Konstitution alter Ansiedler,
Unfruchtbarkeit). Die nicht-klimatischen Schädlichkeiten, die in den Tropen
vorhanden sind, lassen sich durch zweckmässige sanitäre Einrichtungen heben
oder doch entschieden vermindern: die Hitze in den Häusern kann herab
gesetzt, Eis billig hergestellt werden etc., und gegen die eigentlichen para
sitären Tropenkrankheiten wird man um so wirksamer operieren können, je
mehr man die Parasiten selbst kennen lernt. Die Errichtung einer be
sonderen Schule für Tropen-Heilkunde in London 1899 ist ein wichtiger
Schritt auf dieser Bahn. JE. Schmidt-Jena.