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B. Referate. Ethnologie.
Schaf und Esel hierbei ausser Ansatz. Mit Recht hebt er die grossen Er
folge einer bewussten Züchtung hervor, so bei den Merinos und beim Simmen-
thaler Vieh. Er sehliesst, indem er ein Thema anklingen lässt, dass ich
immer wieder, aber ohne grossen Erfolg berührt habe, das Verwildern und
die Rückschläge in die wilde Form. K. spricht sich eine Seite früher kurz
aber energisch dafür aus, das Schaf könne überhaupt nicht mehr verwildern.
Auch mir ist noch kein richtig beglaubigter Fall von Verwilderung beim
Schafe vorgekommen, trotzdem möchte ich die Sache nicht als überhaupt
unmöglich abgethan wissen, ehe wir nicht einmal systematisch die A er-
wilderung einiger Heerden angebahnt haben. Er. Ed. Hahn-Berlin.
245. Th. Studer: Die prähistorischen Hunde in ihrer Beziehung
zu den gegenwärtig lebenden Rassen. Abhandlg. d. Schweiz,
paläontolog. Gesellschaft, 1901. Vol. XXVIII, 4°. 137 S.
mit 9 Tafeln.
I)ie Abhandlung soll eine ausführliche Begründung zu den von dem
Verf. veröffentlichen Beiträgen zur Geschichte unserer Hunderassen geben.
Studer hält sich in seinen Untersuchungen an den in den Überresten am
besten erhaltenen und zugleich charakteristischen Körperteil, den Schädel,
von dem ihm ein reichhaltiges Material aus den schweizer Pfahlbauten
(64 im Berner Museum, weitere Exemplare aus den Sammlungen von Basel,
Murten und Konstanz), Gipsabgüsse des Canis intermedius Woldfich, sowie
von Hunden aus den Crannogues von Irland, ferner 230 Schädel von recenten
Rassehunden und 46 Schädel von wilden Caniden zur Verfügung standen.
Ztir genauen Vergleichung wurde die Messmethode angewandt, wobei sich
der A 7 erf. auf einige 20 Maasse beschränkt, die ein klares Bild von den
wesentlichsten Verhältnissen des Schädels zu geben vermögen.
Danach ist es nicht möglich, den Canis familiaris L. nach seinem
Schädelbau in eine der Unterordnungen von Canis einzureihen, er zeigt
Charaktere der Untergattung Canis s. str. sowohl als der von Lupulus; das
Gebiss ist im allgemeinen wolfsähnlich, aber der Sektorius des Oberkiefers
ist in der Regel kürzer, als die beiden folgenden Backzähne zusammenge
nommen, wie bei den Schakalen, der Gesichtsteil des Schädels ist gewöhnlich
vor dem Pm 4 eingeschnürt wie bei den Wölfen, und der Pm 3 steht in
einem Winkel zu den vorhergehenden Prämolaren, doch ist dieses in so
verschiedenem Maasse der Fall, dass man alle Grade von dem A 7 erhältnis
der Schakale an, bis über das des Wolfes beobachten kann. Das einzige
Merkmal, das konstant den Haushundschädel gegenüber dem eines wilden
Caniden unterscheiden lässt, ist die Stellung und Form der Augenhöhlen.
Beim Haushund ist gegenüber Wolf und Schakal die Augenachse mehr nach
vorn gerichtet, die Orbitalebene bildet mit der Stirnebene einen stumpfen
Winkel, der vordere Augenrand ist steiler. Der Verf. teilt auf Grund des