B. Referate. Ethnologie.
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sind die Gegenstände in Kisten verpackt; es gelang Dr. Aschoff, nur auf
einen Teil der Sammlung einen Blick zu werfen.
Was aus der Sammlung werden soll, ist unbekannt. Unter den Gegen
ständen der Sammlung sind Herrn Dr. Aschoff besonders aufgefallen: die
Abbildung einer im Gebärakt sich befindenden Frau (Sambons Abhandlung
Fig. 13), eine Säuglingsflasche (Aschoff, Fig. 1 und 2), ein Junge mit den
Tonsillen.
Unter den sehr oft gefundenen Gegenständen sind die sog. Uteri zu
nennen: in Betreff derselben besteht ein Gegensatz in der Deutung zwischen
den älteren Forschern, zu denen auch Sambon zu rechnen ist, und mir.
Sambon denkt an einen puerperal zusammengezogenen Uterus und deutet
den kleinen ovalen Körper daneben als einen Eierstock. Ich habe den sog.
Uterus der gerunzelten Scheide verglichen und den kleinen ovalen Neben
körper der Harnblase. Es freut mich, dass Dr. Aschoff sich zu dieser
Ansicht hinneigt.
Zur Unterstützung meiner früheren Ansicht, dass der sog. Nebenkörper
kein Eierstock, sondern die Harnblase ist, verweise ich auf Fig. 5 bei Aschoff
(bei Sambon Fig. 10), einen sog. Uterus mit zwei Öffnungen. Sambon
deutet das Stück als Uterus septus, Aschoff enthält sich eines Urteils.
Das Stück ist nach meiner Meinung entschieden kein Uterus septus —
es hiesse das den Alten doch zu viel anatomische Kenntnisse Zutrauen.
Das Original habe ich nicht gesehen, allein nach dem Bilde bei Sambon
und Aschoff unterliegt es meiner Ansicht nach keinem Zweifel, dass das
eine Loch die weibliche Genitalöffnung, das andere Loch die Mündung der
Harnröhre darstellen soll. — Der Nebenkörper (die Harnblase) erscheint
auch hier, freilich nicht ganz deutlich, sichtbar.
Es hat mir kürzlich ein italienischer Forscher mitgeteilt, dass er meiner
Ansicht in Betreff der Deutung zustimme, und als Beweis der Richtigkeit
führte er an, dass er einen derartigen „Uterus“ mit 3 Öffnungen gesehen
habe — die Geschlechts-Öffnung in der Mitte, vorn die Harnröhren
öffnung, hinten die Afteröffnung. Ich habe bisher die versprochene Ab
bildung vergeblich erwartet, daher kann ich keine nähere Mitteilung machen.
Sehr dankenswert ist es, dass Dr. Aschoff Abbildungen der äusseren
Geschlechtsöffnung (Fig. 4) und eines Gebildes giebt, das er für eine Placenta
erklärt. Zu erwähnen ist, dass nach den Mitteilungen Sambons die Figuren
bunt bemalt waren, Augen und Haare schwarz, die übrigen Theile blau und
roth, selten gelb.
Aschoff bedauert es mit Recht, dass die aus den verschiedensten
Gegenden Italiens stammende Sambonsche Sammlung in den Fabrikräumen
der Firma Oppenheim ein unfruchtbares Dasein führt. Es wäre sehr zu
wünschen, dass die einzelnen Stücke bald recht genau untersucht würden.