B. Referate. Ethnologie.
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entwickhmg des Ober- und Mittelgesichts, wie ja in der Regel. Das Antlitz
erscheint dabei bekanntlich meist flach, viereckig, bei den Tungusen häufig
oval. Brachykephalie ist meist mit Langgesichtigkeit, selten mit Chamae-
prosopie verbunden. In der Wangengegend sind Buräten und Tungusen
besonders stark entwickelt; es tritt bei ihnen, besonders aber bei den Chal-
chassen die Mandibularwinkelbreite gegenüber der Wangenbreite in auf
fallendem Grade zurück. Das Antlitz des Buräten und Tungusen erscheint
deshalb im mittleren und oberen Teil hochgradig verbreitert, im Kiefer
gebiet verschmälert.
Schiefäugigkeit ist ein auffallendes Charakteristikum der Chalchas und
Buräten, gleichwie die Mongolenfalte, die mit zunehmendem Alter zurück
tritt. Nase klein, flach, niedrig, mit abgeplatteten Flügeln, das Gesichts
profil nicht überragend. Die Tungusen besitzen oft eine aufgeworfene Ober
lippe, seltener die Chalchas. Das mittelgrosse Ohr erscheint bei allen
deutlich abstehend. In physiologischer Beziehung auffallend bei den in
Rede stehenden Volksstämmen ist schliesslich das plötzliche, durch nichts
angekündigte Hereinbrechen des Alters, obwohl der Körper verhältnismässig
lange seine Frische und Spannkraft bewahrt. Damit im Zusammenhang
steht das frühe Ausbleiben bezw. die Aufhellung der Iris, die nach Ansicht
des Verf. nicht so sehr durch Veränderungen des Irispigmentes selbst be"
dingt ist, als vielmehr durch Mattwerden der Cornea und frühzeitige senile
Degeneration derselben, vor allem infolge des Einflusses von Sonnenbe
strahlung, Staub und Rauch, der früh zu Gewebsveränderungen im Gebiete
der Cornea und Konjunktiva führt.
Was die vorgeschichtlichen Verhältnisse aller dieser Völker betrifft,
deren Heimat bekanntlich von manchen nach Süd-Transbaikalien verlegt
wird, so gelangten besonders die Chalchas früh zu starker Entfaltung in
der Nordmongolei; ihrem Stamm entspross ja auch der einst allmächtige
Tschingis-Chan, dessen Dynastie durch IV2 Jahrhunderte die Völker Asiens
(Turkos, Mongolen) und Osteuropas beherrschte. Als Transbaikalien von
Russland annektiert w r ar, gelangten seit der Mitte des XVII. Jahrhunderts
mehrere Mongolenstämme, vor allem viele Buräten, unter russische Bot-
mässigkeit mit Beibehaltung einer gewissen, den Bedingungen der Steppe
angepassten Autonomie, die ihnen seitdem gewahrt bleibt. Verf. hält sie
alle für stark gemischt. Gemessen wurden insgesamt 641, ausschiesslich
Ö Individuen. Die Abbildungen erscheinen recht charakteristisch.
Dr. 11. Weinberg-Dorpat.
257. Ch. de Ufjalvy: Iconographie et anthropologie irano-indienne.
L’Anthropologie, 1902. Nr. 4—6, 64 S.
Unter Zuhilfenahme der wichtigsten sich heutzutage noch in Indien
über die Bevölkerung dieses Landes vorfindenden Abbildungen und Auf-
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Intern. Centralblatt für Anthropologie. 1903.