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i3. Referate. Ethnologie.
aufzudrücken. Als äusserste Grenze seines Urteiles stellt Referent die Be
hauptung auf, dass diese Zwerge etwas weniger negroid aussehen, als die
Papuas der Astrolabe-Bai und ihrer nächsten Umgebung. Unter den Deutungen,
welche für Pygmäen im allgemeinen überall möglich sind, dass es sich nämlich
um Erscheinungen der Konvergenz oder um eine Rasse handelt, bevorzugt
Verfasser augenscheinlich die letztere, während wohl bei dem heutigen Stande
unserer Kenntnisse jedesmal von Fall zu Fall entschieden werden sollte, ob
die Pygmäen ein Volk, eine Rasse oder Kümmerformen u. s. w. darstellen.
Es hängt damit zusammen, dass Verf. der Theorie sympathisch gegenüber
steht, welche in allen kleinwüchsigen Elementen etwas gemeinsames, eine
einheitliche Völkerschicht sieht, die einer geologischen Formation gleich,
sich über weite Erdräume erstreckt. Er weist darauf hin, dass die heutigen
Pygmäen rings Tim den indischen Océan angeordnet sind und dass der heutige
Kulturzustand der Pygmäen sicherlich nicht ihren höchsten Stand bezeichnet,
da Vereinsamung stets den Rückschritt nach sich zieht. Die Zwergvölker
Afrikas, Süd-Asiens und des Archipels gehören ferner ihrem ganzen Er
scheinungskomplex nach zu der schwarzen Rassengruppe. Durch den Nach
weis von Pygmäen in Nordost-Neu-Guinea ist eine Schwierigkeit, welche
sich aus ihrer Zurechnung zu der schwären Gruppe ergab, gehoben, da nun
auch die Verbindung zwischen Negern, Melanesiern und Papuas herstellbar
erscheint. Für die Feststellung des Ursprunges von Neger und Papua ist
die Heranziehung der Pygmäen unerlässlich. Räumlich besteht eine Parallele
zwischen dem Westen und dem Osten durch den Nachweis der neuen Pygmäen.
Hier, wie dort ist dem grosswüchsigen Negroiden eine kleinwüchsige Varietät
untergelagert. Auch aus der gegenseitigen Stellung der beiden Varietäten
ergiebt sich eine Ähnlichkeit, insofern zunächst im Innern von Celebes die
To-Ala nachgewiesen sind; weiterhin angeblich die Pygmäen im Gogol-Gebiet
im Sklavenverhältnis stehen. Die To-Ala schliessen die Lücke, welche bisher
in der Verbreitung des Negritos bestand, das Sklavenverhältnis der Papua
im Gogolgebiet könnte sich als dem gleich heraussteilen, welches die Zwerge
am Hofe des Mombutto-Königs als Jäger hinstellt. Endlich findet sich der
zusammengesetzte Bogen vollständig unabhängig bei den Pygmäen am Nord
ufer des Kivusees. Den gleichen Bogen veröffentlicht Luschan aus Sekar.
Ist dieser Bogen nicht zufällig hierher gekommen, so würde sich eine Über
einstimmung in dem Kulturbesitz des Ostens und Westens ergeben. Ehe
die weitgehenden Folgerungen, welche sich aus dieser Theorie ergeben, aner
kannt werden können, wird es indessen noch umfangreicher Untersuchungen
bedürfen, um die Möglichkeit, oder Wahrscheinlichkeit auszuschliessen, dass
hier die in der Völkerkunde nicht seltenen Erscheinungen der Konvergenz
vorliegen. (?. Thilenius-Breslau.